Geschichte In Niederlindach wird im Sommer nicht nur die urkundliche Ersterwähnung vor 950 Jahren gefeiert, auch mehrere Institutionen des heutigen Heßdorfer Ortsteils begehen heuer einen runden Geburtstag.
von unserem Mitarbeiter Manfred Welker
Niederlindach — Seine Ersterwähnung vor 950 Jahren kann heuer Niederlindach feiern. Am 6. Januar 1065 stiftete Bischof Gunter von Bamberg Gefälle (=Abgaben) auch aus Niederlindach für einen Jahrtag. "Zum Ort, wo es viele Linden gibt", ist die Herleitung des Ortsnamens Niederlindach von Adam Ziegelhöfer und Gustav Hey. Der Zusatz Nieder-Lindach dient zur topografischen Unterscheidung zu Kairlindach und Oberlindach.
Bernhard Ackermann ist Jahrgang 1947 und "Lindier" mit Leib und Seele. In Niederlindach geboren und und aufgewachsen, absolvierte er eine Lehre als Maurer bei der Firma Ackermann in Hannberg. Nach der Ableistung des Wehrdiensts war er bei der VAG in der Fahrzeuginstandhaltung beschäftigt. Ackermann ist Gründungsmitglied beim 1. FC Niederlin dach 1965 und fungierte 20 Jahrelang als Schiedsrichter.
Für sein Engagement erhielt Ackermann die Bürgermedaille der Gemeinde Heßdorf verliehen.
Aus Niederlindach, genauer aus Kleinlindach, stammen auch zwei Bürgermeister der ehemaligen Gemeinde Hannberg, Johann Körner (1946-1952) und Josef "Offer" Haselmann (1952-1970). Ackermann schätzt es auch, dass der amtierende Bürgermeister in Niederlindach lebt. Der persönliche Kontakt mache vieles leichter.
Der Ort wurde von 1387-1457 mehrfach von der Domkustorie zu Lehen ausgegeben. Anfang des 14. Jahrhunderts gelangten würzburgische Lehen in Niederlindach an Herdegen von Gründlach. Am 13. August 1303 bestätigten Herdegen der Ältere und Herdegen der Jüngere von Gründlach ihrem Verwandten, Bischof Leupold von Bamberg (er amtierte von 1296-1303) sein väterliches Erbgut zu Nydernlintach und stellten es zu seiner freien Verfügung.
Nach dem Aussterben des Mannesstamms der von Gründlach übertrug
Bischof Wulving von Bamberg deren bambergische Lehen am 22. Oktober 1315 auf Margarete von Brauneck, geborene von Gründlach, darunter Nydernlintach. Vom 15. Jahrhundert bis 1803 gehörten zur Oblei (kirchliches Sondervermögen) Hannberg vier, zeitweise drei, später fünf Güter in Niederlindach. Sämtliche Abgaben wurden zwischen den Obleien Hannberg und Lauf hälftig geteilt, doch hatte Hannberg alle grundherrlichen Rechte.
Ein Teil des Ritterguts Neuenbürg Im Rechtsbuch des Bamberger Bischofs Friedrich von Hohenlohe aus dem Jahr 1348 findet sich für die Burghut in Höchstadt verzeichnet: "Item predictus Wolferdorfer habet in Nidernlintach pro purchuta vnum foedum quod inhabitat Heinrichus longus." Die Wolffersdorfer erhielten für ihren Wachdienst das Burghutlehen in Niederlindach.
Im Jahr 1441 waren drei Bauern den Hallern und dem Burggraf zu Nürnberg
verpflichtet. Von 1613-1803 gehörten die Höfe zum Rittergut Neuenbürg.
Im Jahr 1482 verkaufte die Nürnberger Familie Haller einen Hof an Hans Thum in Nürnberg, dieser verkauft ihn 1526 an die Ölhafen von Schöllenbach weiter, die ihn als Mitgift an die Holzschuher von Neuenbürg gaben. 1680 sprachen diese die Höfe von allen Verbindlichkeiten frei. Das Amt Herzogenaurach bestritt 1687 durch Schutzbrief diese Freisprechung. Trotzdem gab der Hof nur einen Gulden Schutzgeld jährlich und war seitdem freieigen. Die Blutgerichtsbarkeit, Steuer und Landeshoheit standen dem Amt Herzogenaurach zu, die Nürnberger sowie die Dorfs- und Gemeindeherrschaft verwaltete die Oblei von Hannberg.
Dass Niederlindach eine Weihergegend ist, zeigt sich auch am Fischzehnt. Zwei Drittel gehörten dem Dompropsteiamt Büchenbach, ein Drittel dem zuständigen Pfarrer.
Der Fischfang im Herbst war übrigens zehntfrei.
1818 wies Niederlindach 21 Wohngebäude auf, 1833 waren es 24 Häuser und 123 Seelen. Im Ortschaften-Verzeichnis des Jahres 1877 wies Niederlindach 147 Einwohner, 50 Gebäude, vier Pferde und 110 Stück Rindvieh auf. Zur katholischen Pfarrei und Schule Hannberg waren ein Kilometer, zur Post in Weisendorf sechs Kilometer zurückzulegen. Im Jahr 1928 war die Einwohnerzahl auf 187 gestiegen, die Wohngebäude auf 31.
Niederlindach war ehemals mit zwei Gasthäusern gesegnet, Schickert, wo die Kerwa abgehalten wurde, und Schmidt, den "Macher". In Niederlindach konnten sich die Bewohner in einem Laden mit dem Lebensnotwendigen versorgen und ihre Fahrzeuge an der BP-Tankstelle von Adam Haselmann auftanken. Im November 2014 lebten in Niederlindach 492 Einwohner.