Der neue Abrisskalender ist da

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Der frühere Privatkindergarten stand gegenüber der Brauerei. Foto: Renner
Der frühere Privatkindergarten stand gegenüber der Brauerei. Foto: Renner
Am Judenberg 2 in Coburg stand einstmals das Gebäude der Wagnerbrauerei. Es musste 1977 der Stadtautobahn weichen. Repro: Helke Renner
Am Judenberg 2 in Coburg stand einstmals das Gebäude der Wagnerbrauerei. Es musste 1977 der Stadtautobahn weichen. Repro: Helke Renner
 

An einem Informationsstand präsentieren die Altstadtfreunde Coburg am Samstag ihren Kalender für das Jahr 2020. Gezeigt werden darin zwölf Gebäude, die es nicht mehr gibt, und was an ihrer Stelle heute zu finden ist.

Für die einen ist er zum Sammelobjekt geworden, für andere eine Informationsquelle, die viel über die Stadt und ihre Geschichte zu erzählen hat: der Abrisskalender des Vereins Altstadtfreunde Coburg. Die Ausgabe für 2020 ist fertig und wird am Samstag, 19. Oktober, ab 10 Uhr an einem Informationsstand vor dem Drogeriemarkt in der Spitalgasse vorgestellt und verkauft.

Im Vorwort zum neuen Exemplar formuliert der Leiter des Staatsarchivs, Alexander Wolz, welche Bedeutung diese Sammlung aus dem Stadtbild verschwundener Gebäude für ihn hatte, als er 2016 nach Coburg kam: "Eine Publikation, die mich damals sogleich in ihren Bann gezogen hat, war der Coburger Abrisskalender, der vom Verein Altstadtfreunde Coburg seit vielen Jahren in mühevoller Recherchearbeit und mit viel Liebe zum Detail herausgegeben wird." Historische Gebäude prägten das Gesicht einer Stadt, stellt Alexander Wolz fest, sie beeinflussten das Bewusstsein der Menschen, die in ihr leben. Fehlten sie, hinterließen sie eine Leerstelle.

De Erinnerung an Bauwerke

Diese Lücke zu füllen, haben sich die Altstadtfreunde und insbesondere Werner Minier zur Aufgabe gemacht. Sie bewahren mit dem Kalender die Erinnerung an Bauwerke, die - aus welchen Gründen auch immer - abgerissen wurden. Denn: "Das Wissen um die Vergangenheit bietet den Kompass für die Zukunft", ist sich der Leiter des Staatsarchivs sicher.

Da ist zum Beispiel das ehemals beliebte Ausflugsziel der Coburger am Judenberg, die Wagnerbrauerei mit angeschlossener Gaststätte. Zwar wurde der Braubetrieb 1887 eingestellt und die Gaststätte 1920 geschlossen, aber das opulente Fachwerkgebäude blieb erhalten. 1977 musste es dann der Stadtautobahn weichen.

Platz für die Angerturnhalle

Im gleichen Jahr wurde auch das Wohnhaus Ketschendorfer Straße 12 abgerissen. Es war 1837 als Fortsetzung einer zweigeschossigen Häuserreihe im Biedermeier-Stil erbaut worden. Da aber Platz für die Angerturnhalle gebraucht wurde, musste es weg. Nach 42 Jahren erlebte kürzlich die Turnhalle das gleiche Schicksal. Ob stattdessen nun, wie ursprünglich geplant, ein Hotel gebaut wird, ist noch offen.

Nicht vielen Coburgern dürfte bekannt sein, dass sich an der Stelle, an der heute das Landestheater steht, einst ein Schützenhaus befand. In der "Stahlhütte" wurden mit durch einen stählernen Bogen verstärkten Armbrüsten Stahlbolzen verschossen. Nach 1638 diente das Gebäude als Wirtschafts- und Hochzeitshaus sowie als Arbeitsstätte eines Münzmeisters. 1837 wurden bereits Teile für die Errichtung des Hoftheaters abgerissen, 1847 das gesamte Haus. Nur der Keller wurde weiterhin genutzt - für die Versenkung der Theaterbühne.

Das und vieles mehr wird ausführlich im neuen Abrisskalender beschrieben. Das Layout, das sich durch alle Ausgaben zieht, folgt einer Idee von Michael Heinrich. Die historischen Fotos und Informationen dazu stammen aus den Sammlungen Eckerlein, Pachale, Roßteutscher und dem Stadtarchiv. Gedruckt wurde der Kalender beim Veste-Verlag Roßteutscher. Er ist außer beim Verein auch im Buchhandel erhältlich.