Die Alterung der Bevölkerung ist eine nicht wegzudiskutierende Herausforderung. Dies nahm DGB-Kreisvorsitzender Wolfgang Schmitt zum Anlass, einige Anregung...
Die Alterung der Bevölkerung ist eine nicht wegzudiskutierende Herausforderung. Dies nahm DGB-Kreisvorsitzender Wolfgang Schmitt zum Anlass, einige Anregungen zu geben. Mit Blick auf die Rentenentwicklung verdeutlicht er, dass jetzt kluge Lösungen gefragt seien, die einerseits die Rentenversicherung für die Zukunft sichern und andererseits ein Rentenniveau garantieren, das ein würdevolles Leben im Alter ermöglicht.
Der DGB habe dazu wegweisende Vorschläge gemacht. Es gehe dabei nicht nur um die Stärkung der gesetzlichen Rente, sondern auch um die betriebliche Rente, die für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zugänglich sein muss.
In dieser Woche veranstaltet der DGB bundesweit seine Rentenkampagne, auch der DGB-Kreisverband
Kronach macht hier mit. Kaum ein anderes Industrieland senke das gesetzlich garantierte Rentenniveau so stark wie Deutschland. Der DGB und seine acht Mitglieds- Gewerkschaften wollen diese Talfahrt stoppen. "Wir haben deshalb die Kampagne ,Rente muss reichen' gestartet. Sie wirbt für einen Kurswechsel: Das Rentenniveau soll sofort stabilisiert und später wieder angehoben werden. Das ist eine unserer zentralen Forderungen für die Bundestagswahl im Herbst 2017", sagt Schmitt.
Lücke ist zu groß
Um die Sozialbeiträge niedrig zu halten, habe die Regierung Anfang des Jahrtausends entschieden, das Niveau der gesetzlichen Rente zu senken. Von 53 auf unter 42 Prozent im Jahr 2045. Stattdessen sollen Beschäftigte privat mehr vorsorgen. "Doch heute ist klar, dass man bei den Lücken in der gesetzlichen Rente nicht privat hinterher sparen kann, schon gar nicht in Zeiten niedriger Zinsen", betont Schmitt.
Erstes Ziel müsse es sein, das Rentenniveau auf dem aktuellen Niveau von 48 Prozent zu stabilisieren, um es in einem weiteren Schritt auf etwa 50 Prozent anzuheben. Auch Erwerbsminderungsrenten müssten verbessert werden und der soziale Ausgleich gestärkt werden, damit man nach langer Arbeit sozial abgesichert sei.
Zwar würden derzeit die Renten steigen, aber langsamer als die Löhne und teilweise sogar langsamer als die Preise. Dieser Wertverlust treffe nicht nur die heutigen Rentner, sondern auch die Rentenansprüche der heute jüngeren Menschen. "Die Renten müssen genau wie die Löhne an den steigenden Wohlstand angepasst werden. Erst wenn das der Fall ist, ist die Rente auch morgen noch was wert", sagt Schmitt.
Der Kreisvorsitzende kritisiert, dass die Arbeitgeber nur auf dem Papier die Hälfte des Rentenbeitrags leisten. "Weil das Rentenniveau sinkt, sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Grunde gezwungen, zusätzlich Geld beiseitezulegen. Die Beschäftigten zahlen dadurch also mehr als die Hälfte ihrer Alterssicherung."
Schmitt erklärt: "Wer von seinem Lohn nicht leben kann, hat auch wenig Rente. Hier muss gehandelt werden, sowohl am Arbeitsmarkt als auch durch sozialen Ausgleich in der Rente." Damit das Problem nicht noch größer werde, müsse das Rentenniveau steigen. Trotz staatlicher Förderung könne die private Vorsorge die entstehenden Löcher nicht flicken. Nur sechs Millionen Versicherte sparen laut Schmitt vier Prozent vom Einkommen wie vorgesehen. In den ärmeren Haushalten fehle aber oft der Spielraum, überhaupt etwas zurückzulegen. Würden Beschäftigte am Wirtschaftswachstum durch höhere Löhne beteiligt, bringe das ein Plus für die Rentenkasse, sieht Schmitt einen möglichen Ansatzpunkt zur Verbesserung der Lage.
Schmitt kritisiert, dass die Mütterrente mit jährlich sieben Milliarden Euro nur von den Sozialversicherten statt von allen Steuerzahlerinnen und -zahlern finanziert wird. "Wenn wir das ändern, entlasten wir damit die Rentenkasse. Es ist Zeit für einen Kurswechsel", unterstreicht der DGB-Kreisvorsitzende.
eh