Den Hundertsten will Richard Scholz schon noch erleben

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Vital und immer gut informiert: Richard Scholz aus Mainleus feierte bei bester Gesundheit seinen 90. Geburtstag. Foto: Karl Klippel
Vital und immer gut informiert: Richard Scholz aus Mainleus feierte bei bester Gesundheit seinen 90. Geburtstag. Foto: Karl Klippel

von unserem Mitarbeiter Karl Klippel Mainleus — In Mainleus kennt ihn fast jedes Kind: Mit Schirmmütze und einem Stoffbeutel in der Hand ist Richard Scholz täglich mit flotten Schr...

von unserem Mitarbeiter Karl Klippel

Mainleus — In Mainleus kennt ihn fast jedes Kind: Mit Schirmmütze und einem Stoffbeutel in der Hand ist Richard Scholz täglich mit flotten Schritten unterwegs, um die Familieneinkäufe in den Geschäften der Marktgemeinde Mainleus zu tätigen.
Manch fröhlicher Gruß schallt ihm entgegen, den der "Gärtner Scholz", wie er genannt wird, gut gelaunt erwidert. Gerne nimmt er sich auch Zeit für einen Plausch. Kaum zu glauben, dass dieser freundliche, schlanke und jugendlich wirkende Herr jetzt bei bester Gesundheit seinen 90. Geburtstag feierte.

Gute Prognose vom Arzt

"Mein Arzt hat mir gesagt: Aufgrund ihrer medizinischen Werte können sie 100 Jahre alt werden. Und das möchte ich mir nicht entgehen lassen", sagt Richard Scholz und schmunzelt.
1925 in Priedemost/Vorbrücken in Schlesien geboren, wuchs er mit sechs Geschwistern auf und erlebte die Glogauer Heimat in einer Zeit, als der Krieg und dessen Auswirkungen noch in weiter Ferne lagen. Nach seiner Ausbildung bei der Gärtnerei Klose in Herrndorf und anschließender Tätigkeit bei der Firma Gürich in Glogau wurde er 1942 zum Militärdienst eingezogen.
Im September 1944 wurde er in Frankreich verwundet und geriet in amerikanische Gefangenschaft, aus der er Ende Februar 1946 nach Schwarzach bei Mainleus entlassen wurde, wo sich inzwischen seine Familie befand. In der Jugendheimstätte Fassoldshof fand er zunächst eine Anstellung als Gärtner, wurde aber nach einem Jahr wieder entlassen, wie er heute bedauernd feststellt.
Bei der Familie Kürschner in Rothwind half er dann bei freier Kost und Logis in der Landwirtschaft mit. Ein Semester Gartenbau in Veitshöchsheim und verschiedene Beschäftigungen in Kulmbacher Gärtnereien waren weitere Stationen. Bei einer Tanzveranstaltung lernte er 1949 Elisabeth Ruletzki kennen, ebenfalls aus Niederschlesien. Wie sie fand er Arbeit in der Kulmbacher Spinnerei.

Lang gehegten Wunsch erfüllt

1950 heirateten die beiden, das Paar bekam drei Töchter. Nach wie vor hatte Richard Scholz den Wunsch nach einer eigenen Gärtnerei, den er sich 1953 erfüllte: Auf einem Grundstück am Gries in Mainleus baute er den Betrieb auf. Vier Jahre später erwarb er in der Peter-Beck-Straße ein größeres Grundstück, wo er mit seiner Frau und mit Unterstützung durch Tochter Ingried einen florierenden Blumenladen mit eigener Gärtnerei betrieb. Als zweites Standbein arbeitete er bei der Gemeinde Mainleus als Gemeindegärtner - eine ihm lieb gewordene Tätigkeit, die er mit Eintritt in den Ruhestand vermisste. "Aber langweilig wird es mir dank meiner drei Töchter, vier Enkel und vier Urenkel nicht", freut sich der Jubilar, der immer noch in mindestens zehn Vereinen Mitglied ist, teilweise sogar aktiv.
Glückwünsche übermittelten ihm nicht nur stellvertretende Landrätin Christina Flauder, (SPD) Bürgermeister Dieter Adam (FW) und Pfarrer Michael Schaefer, sondern auch zahlreiche Vereinsvertreter. Scholz ist ein glühender Verehrer seiner schlesischen Heimat. Seit 1969 engagiert er sich im Glogauer Heimatbund und archiviert Unterlagen ehemaliger Primoster Heimatfreunde, um zu dokumentieren, was die Dorfgemeinschaft vor 1945 verband. Noch bis heute ist er Sprecher der Ortsgemeinschaft Priedemost/Vorbrücken. Einen besonderen Stellenwert nimmt die Flucht- und Vertreibungsgeschichte ein.