Der Stegauracher Gemeinderat diskutiert seit dem Sommer 2014 über die Errichtung eines Kinderhauses. Ein Handlungsbedarf war zwingend gegeben, da die Betreuungsplätze zum damaligen...
Der Stegauracher Gemeinderat diskutiert seit dem Sommer 2014 über die Errichtung eines Kinderhauses. Ein Handlungsbedarf war zwingend gegeben, da die Betreuungsplätze zum damaligen Zeitpunkt nicht mehr ausreichten. Aktuell erfolgt die Mittagsbetreuung, eine offene Jugendarbeit und die Bereitstellung von Krippenplätzen dezentral an verschiedenen Plätzen unter der Regie von drei Trägern.
Planungen beginnen im April
Sowohl das Landratsamt wie auch die Regierung von Oberfranken stimmten dem Vorhaben zu. Im April 2015 wurde dann die Planung in Auftrag gegeben, nachdem vorher alle Betroffenen, Eltern, Schule, der jetzige Träger der Krippe und der Jugendarbeit, und ganz besonders die Kinder einen "Wunschzettel" abgeben konnten.
Erster Bürgermeister Thilo Wagner (FW-FL) wies einleitend darauf hin, dass nicht alle Wünsche in der Entwurfsplanung auch realisiert werden konnten.
Der Standort des neuen Gebäudes steht fest. Das Kinderhaus soll in enger Anbindung an die Schule, den Bürgersaal, die Sporthalle und die Bibliothek entstehen, und damit dieses Gelände de facto zu einem Campus machen, mit Mensa, Sport, Kultur und Bildung.
Die beauftragten Architekten stellten dem Gremium ihren zweiten Planentwurf vor, nachdem der erste den festgelegten Kostenrahmen von 2,4 Millionen Euro weit überschritten hatte.
Das Kinderhaus hat eine Hanglage. Aus diesem Grund soll im Erdgeschoss massiv gebaut werden, im ersten Obergeschoss folgt dann eine leichte Holzbauweise, beides in hohem Maß energiesparend. Diese Passivhausbauweise schreibe der Freistaat bereits für alle öffentlichen Gebäude vor.
Bei dem vorliegenden Projekt ließen sich dadurch, hochgerechnet auf eine Lebensdauer von 50 Jahren, 542 000 Euro an Energiekosten einsparen.
Offene Ganztagesschule
In das Planungsmodell floss auch der Aspekt einer offenen Ganztagsschule ein, den Zweiter Bürgermeister Bernd Fricke detailliert erläuterte. Im Freistaat solle es bis 2018 ein flächendeckendes Angebot an Ganztagsschulen geben, das bei Einhaltung bestimmter Parameter auch massiv gefördert werde. Eine Voraussetzung sei die unmittelbare Nähe zur Schule und entsprechendes Fachpersonal. Den Träger dieser Einrichtung könne die Gemeinde selbst auswählen. Das vorgesehene Kinderhaus sei für 100 Kinder ausgelegt, auch wenn es aktuell nur einen Bedarf für 90 Plätze gäbe, aber "Wir müssen zukunftsorientiert denken und auch in einigen Jahren bei Bedarf handlungsfähig sein", so Wagner.
In einer offenen Ganztagsschule gibt es am Nachmittag keinen Unterricht.
Der Planentwurf sah sich heftigen Angriffen ausgesetzt und wurde lang, intensiv und kontrovers diskutiert.
Gemeinderat Joseph Höpfner (SPD) bezweifelte die veranschlagten Umbaukosten für die Küche im Bürgersaal, von wo aus die Mensa bedient werden soll, und plädierte dafür, keine Krippenplätze in das Haus zu integrieren. Nach seiner Auffassung werde hier geplant "wie im 19. Jahrhundert". Im Übrigen sollten vor dem Beschluss über den Planentwurf zunächst ein Träger festgelegt werden, der sich mit der Planung auch identifizieren kann. "Die Träger haben den Entwurf genauso befürwortet wie die Schule oder die Eltern", erwiderte Wagner.
Der Antrag von Rat Dieter Heberlein (BNL), die Ausführungsplanung zurückzustellen, wurde mehrheitlich abgelehnt.
Rat Lothar Jendrysik (CSU-BB) stellte die Baukostenhöhe von 2,4 Millionen Euro infrage. Vergleichbare Objekte seien auch für ca. 1,6 Millionen zu haben. Matthäus Metzner (FW-FL) sprach sich für den Planentwurf aus, allerdings mit dem äußerst deutlichen Hinweis: "Schlechter, als die Architekten das bis jetzt gemacht haben, können sie es ja gar nicht mehr machen." Eine "Kampfabstimmung" wollte Metzner genau wie auch Manfred Amon (CSU-BB) nach Möglichkeit vermeiden: "Das macht sich nicht gut in der Öffentlichkeit."
"Wir haben jetzt ein Jahr Zeit und Energie in die Planung gesteckt. Die Meinungen gehen weit auseinander. Einen Konsens wird es wohl nicht geben", so Wagner.
Der Bürgermeister behielt Recht.
Der Planentwurf wurde mit zwölf zu sieben Stimmen gebilligt, die Mehrkosten für eine Passivhausbauweise in Höhe von 135 000 Euro mit 14 zu 5 Stimmen. Für die Trägerschaft lagen drei Bewerbungen vor, und zwar ohne Ausnahme von "äußerst kompetenten" Bewerbern, so Wagner - der Diakonie, der Awo und der Innovativen Jugendarbeit e. V. (Iso), wobei Iso bereits jetzt mit der Gemeinde zusammenarbeitet.
In der Aussprache über die Bewerber gab es positive Stimmen für jeden einzelnen. Im Anschluss wurde auch über jeden Bewerber einzeln abgestimmt. Das Ergebnis war deutlich: Zwei Gemeinderäte stimmten für die Diakonie, im nächsten Wahlgang fünf für die Awo, und letztlich 15 für Iso.