Das Ende der klaren Sicht

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Stefan Fössel Es gibt Leute, die habe ich in diesem Jahr nur von der Nase aufwärts kennengelernt. Wie ihre untere Gesichtshälfte aussieht, weiß ich nicht, denn die ist ja stets vom Mund-Nasen-Schutz b...

Stefan Fössel

Es gibt Leute, die habe ich in diesem Jahr nur von der Nase aufwärts kennengelernt. Wie ihre untere Gesichtshälfte aussieht, weiß ich nicht, denn die ist ja stets vom Mund-Nasen-Schutz bedeckt. Sie könnten mir dezent die Zunge herausstrecken oder einen Kussmund formen - ich wüsste nichts davon. Das Stück Stoff, das mich hoffentlich vor Viren schützt, verbirgt eben auch manche Emotion.

Dann gab es die anderen, die ihr Gesicht zwar bedeckt hielten, aber hinter Kunststoff. Die sogenannten Klarsichtmasken gewährten selten gewordene Einblicke. Bambergs Dritter Bürgermeister Wolfgang Metzner trug so eine Maske, wenn er humorvoll-trocken durch Senatssitzungen führte. Schmunzelte er, sah man das und konnte so den Witz entlarven. Doch am Freitag hat das Gesundheitsministerium entschieden: Klare Sicht? Das geht nicht. Und so gelten die durchsichtigen Masken nun ebenso wenig wie Gesichtsvisiere als zulässige Mund-Nasen-Bedeckung. Auch ihre Träger müssen künftig naseabwärts unter Stoff verschwinden. Zum Glück wissen wir aber auch noch, wie Blicke zu deuten sind.