Christen sind auch Staatsbürger

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Der Festsaal in der "Alten Schule" in Rügheim diente als Ort für den Dekanatsempfang am Reformationstag. Vertreter aus Kirche, Politik, Wirtschaft, Schule und Gesellschaft fanden sich ein. Unter ihnen ist die Festrednerin Christine Scheel (Vierte von rechts), die bis 2012 dem Deutschen Bundestag angehört hat. Foto: Gerhard Schmidt
Der Festsaal in der "Alten Schule" in Rügheim diente als Ort für den Dekanatsempfang am Reformationstag. Vertreter aus Kirche, Politik, Wirtschaft, Schule und Gesellschaft fanden sich ein. Unter ihnen ist die Festrednerin Christine Scheel (Vierte von rechts), die bis 2012 dem Deutschen Bundestag angehört hat.  Foto: Gerhard Schmidt
Für ihre langjährigen Verdienste in den Kirchengemeinden wurden (vorne von links) Reiner Sidon, Klaus Barthelmann, Edith Hückmann, Dr. Bernhard Deffner und Heinz Dieter Schmidt mit einer Tontafel mit Segenswünschen des Dekanats geehrt. Bei der Ehrung waren dabei (hinten von links): die Synodalen Gerhard Koch und Gisela Schott, Festrednerin Christine Scheel und Dekan Jürgen Blechschmidt. Foto: Gerhard Schmidt
Für ihre langjährigen Verdienste in den Kirchengemeinden wurden (vorne von links) Reiner Sidon, Klaus Barthelmann, Edith Hückmann, Dr. Bernhard Deffner und Heinz Dieter Schmidt mit einer Tontafel mit Segenswünschen des Dekanats geehrt. Bei der Ehrung waren dabei (hinten von links): die Synodalen Gerhard Koch und Gisela Schott, Festrednerin Christine Scheel und Dekan Jürgen Blechschmidt.  Foto: Gerhard Schmidt
 

Reformationstag  Die ehemalige Bundestagsabgeordnete Christine Scheel beleuchtete beim Fest des evangelischen Dekanats Rügheim die vielfältige Verantwortung der Menschen für die Gesellschaft. Sie forderte Mut und Zivilcourage.

von unserem Mitarbeiter 
Gerhard Schmidt

Rügheim — Fünf verdiente Kirchenleute aus dem evangelischen Dekanat Rügheim wurden am Reformationstag in der "Alten Schule" in Rügheim für ihre langjährigen Dienste in den Kirchengemeinden von Dekan Jürgen Blechschmidt sowie den beiden Synodal-Präsidenten Gisela Schott und Gerhard Koch ausgezeichnet. Zuvor fand in der Dekanatskirche Rügheim ein Festgottesdienst statt. Den Festvortrag hielt die ehemalige Grünen-Bundestagsabgeordnete Christine Scheel. Sie wirkte bis 2012 im Parlament in Berlin.
Dekan Jürgen Blechschmidt forderte dazu auf, als Christen sich konstruktiv in die Gesellschaft einzubringen. Nicht jeder Staatsbürger sei Christ, aber jeder Christ sei Staatsbürger, und von daher dürfe er wie der Staat gewisse Grenzen nicht überschreiten. Man dürfe sich aber als freier Mensch kritisch einbringen, sagte er.
Wie das zu verstehen sei, stellte Christine Scheel in ihrem Festvortrag unter dem Titel "Christ/in - Bürger/in - Das gemeinsame Interesse an der positiven Entwicklung unserer Gesellschaft" dar. Tugendkatalog und Zivilcourage sieht die 57-Jährige als Instrumente, um die Welt zu verbessern. Heute hätten noch nicht alle Menschen verstanden, was der Brückenschlag von Luther zu heute bedeute. Mut und Zivilcourage forderte die frühere Parlamentarierin, wenn es zum Beispiel um Asyl geht. Gerade die Christen müssten sich dagegenstellen, wenn Asylsuchende ausgegrenzt würden.
Am leuchtenden Beispiel der Geschwister Sophie und Hans Scholl, die im Dritten Reich für ihren Mut und Widerstand bei den Aktionen der "Weißen Rose" gegen das Nazi-Regime ihr Leben ließen, schilderte Scheel, was Mut und Zivilcourage bedeuten. Die beiden Eigenschaften ermöglichten es dem Staat und der Kirche, eine Politik der Nachhaltigkeit zu schaffen und damit die Sozialaufgabe und die Verantwortung für beide Seiten zu erfüllen.
Gottesdienst und Festvortrag wurden vom Bezirksposaunenchor unter Leitung von Jürgen Koch und Bezirkskantor Matthias Göttemann an der Orgel musikalisch begleitet.
Im Anschluss an den Festvortrag zur Reformation lud das Dekanat zum Stehempfang in die "Alte Schule" ein. Normalerweise findet der Empfang im Martin-Luther-Haus statt. Aber das war am Freitag nicht möglich, da das Martin-Luther-Haus zurzeit als Kindergarten dient - der Kindergarten wird saniert.

Kompass und Wegweiser

Dekan Jürgen Blechschmidt sowie die beiden Synodal-Präsidenten Gisela Schott und Gerhard Koch empfingen die vielen Gäste aus Kirche, Politik, Wirtschaft, Schule und Gesellschaft. Bei den Grußworten übermittelte Schulamtsdirektorin Ulrike Brech auch Grüße von Landrat Wilhelm Schneider (CSU), der sich zurzeit mit einer Delegation in Israel aufhält. Brech meinte ergänzend zum Thema des Vortrags, dass Erziehung und Orientierungshilfe für die Kinder sehr wichtig seien. Hier könnten Staat und Kirche ein echter Kompass und Wegweiser sein.
Bürgermeister Bernd Fischer aus Riedbach sprach im Namen des Hausherrn, Bürgermeister Wolfgang Borst aus Hofheim (auch er ist in Israel dabei), ein Grußwort. Fischer hob die politischen Stammtische in beiden Kommunen hervor. Seiner Meinung nach ist die Schnittstelle zwischen Kirchengemeinde und politischer Gemeinde auf dem Land noch vorhanden.
Der katholische Dekan Stefan Geßner zitierte Worte aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil von 1962, in dem festgestellt wird, die Kirche müsse sich den wandelnden Anforderungen der Zeit stellen, um im Leben der Menschen bedeutsam und wirksam zu bleiben. Beide Kirchen im Landkreis lebten Ökumene vor, um eine gerechte Gesellschaft aufzubauen.
Während des Empfangs standen Ehrungen an. Die Geehrten sind Reiner Sidon aus Sylbach, Heinz Dieter Schmidt aus Königsberg und Bernhard Deffner aus Haßfurt (50-jähriger Dienst als Mitglied im Posaunenchor), Klaus Barthelmann aus Jesserndorf (25-jähriger Dienst als Kirchenvorsteher der Kirchengemeinde Jesserndorf und ebenso lange Delegierter für die Dekanatssynode) sowie Edith Hückmann aus Lendershausen (25-jähriger Dienst in der Kindergottesdienst-Arbeit).