"Chor der Nationen"

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"Chor der Nationen" - aus vielen Sprachen entsteht eine gemeinsame Stimme. Tatjana Gorzny aus Eschenau (vorne links) hat ihn ins Leben gerufen. Beim ersten Treffen von Flüchtlingen und Einheimischen hatten alle Teilnehmer viel Spaß beim gemeinsamen Singen. Foto: Ulrike Langer
"Chor der Nationen" - aus vielen Sprachen entsteht eine gemeinsame Stimme. Tatjana Gorzny aus Eschenau (vorne links) hat ihn ins Leben gerufen. Beim ersten Treffen von Flüchtlingen und Einheimischen hatten alle Teilnehmer viel Spaß beim gemeinsamen Singen. Foto: Ulrike Langer

Musik  Männer, Frauen und Kinder vieler Nationalitäten starteten in Haßfurt ein besonderes Projekt. Flüchtlinge und Einheimische sollen "durch die Sprache der Musik" verbunden werden.

Haßfurt — 17 Frauen, Männer und Kinder gehen langsam im Kreis. Sie singen, teils ein wenig zaghaft, eine Melodie und klatschen dafür umso eifriger im Takt. Sie alle haben sich am vergangenen Samstag zum ersten Mal im evangelischen Gemeindehaus in Haßfurt getroffen, um zusammen mit Chorleiterin Tatjana Gorzny einen "Chor der Nationen" zu bilden.
Dieser Chor ist kein gewöhnliches Klangensemble. Er ist etwas Besonderes. Er wurde von Tatjana Gorzny aus Eschenau ins Leben gerufen, um Flüchtlinge und Einheimische durch die Sprache der Musik zu verbinden. "Man kann ein fremdes Land auch über seine Lieder, deren Melodien und Harmonien besser verstehen", erklärte sie. "Daher möchte ich den Flüchtlingen, die zu uns kommen, deutsche Lieder vorstellen und mit ihnen singen, aber auch Lieder aus deren Heimat kennen lernen." Sie freute sich, dass mit der 25-jährigen Maryam und einer dreiköpfigen Familie aus Afghanistan sowie dem 22-jährigen Mohamad aus Syrien einige Asylbewerber sowie einige Einheimische zum ersten Treffen gekommen waren.
Nach einem gemeinsamen Frühstück und dem ersten Kennenlernen begann Tatjana Gorzny mit den Anwesenden verschiedene Rhythmen zu klatschen und dazu im Takt zu gehen. Auch wenn noch nicht alle Flüchtlinge gut Deutsch sprechen und lesen und die meisten Teilnehmer keine Noten lesen können, wagte sie sich daran, mit ihnen das Lied "Jeden Morgen geht die Sonne auf" einzustudieren.

Bald weitere Lieder

"Ich finde es schön, dass alle mitmachen und ich sehe, dass es ihnen auch viel Spaß bereitet", sagte Tatjana Gorzny in der Pause. Zwar hatte noch keiner der Flüchtlinge ein Lied aus seiner Heimat vorstellen wollen. Doch Tatjana Gorzny ist sicher, dass das beim nächsten Treffen klappen wird. So möchte der Kurde Mohamad, der in Knetzgau untergebracht ist, das nächste Mal ein Lied mitbringen. "Ich singe gerne und spiele selbst ein Instrument", sagte er. Dass in seiner Familie gesungen wird, demonstrierte er mit einem kleinen Video, das ihm seine Schwester aus Syrien über Whats App geschickt hat. Darin singt sie ein Lied und begleitet sich an einer Laute - vertraute Töne, die sich Mohamad oft anhört.
Maryam, die seit neun Monaten in Deutschland ist und in Eschenau wohnt, singt zwar eigentlich nicht so gerne und hört stattdessen lieber Musik. "Doch ich finde das Singen heute super", erzählte sie begeistert. Der Meinung schlossen sich Mohamed, Zahera und ihre Tochter Negina aus Afghanistan an, die ebenfalls in Eschenau leben. "Das Singen gefällt uns", sagten sie, auch wenn ihre Deutschkenntnisse noch sehr rudimentär sind. Aber der Melodie des einstudierten Liedes konnten auch sie sich nicht entziehen.
Um die Stimme und das Gehör ein wenig zu schulen, machte Tatjana Gorzny mit den Teilnehmern ein paar Übungen. "Singen ist auch hören", so die Chorleiterin, die am Ende gleich zum nächsten Treffen am Samstag, 29. August, von 9 bis 12 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Haßfurt einlud. ul