Bube sticht Dame

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Fotos: Harald Rieger/Archiv
Fotos: Harald Rieger/Archiv
Das "Frauenstechen" im Jahr 2013 war eine Ausnahme. Das damalige Sandmadla Elena Wicht (rechts) unterlag der Kitzingerin Sophia Krämer. Das offizielle Fischerstechen bleibt Männersache. Das habe nichts mit Diskriminierung zu tun, sondern mit Rücksicht vor Verletzungsgefahr, argumentiert ein Mitglied des Zunftausschusses.
Das "Frauenstechen" im Jahr 2013 war eine Ausnahme. Das damalige Sandmadla Elena Wicht (rechts) unterlag der Kitzingerin Sophia Krämer. Das offizielle Fischerstechen bleibt Männersache. Das habe nichts mit Diskriminierung zu tun, sondern mit Rücksicht vor Verletzungsgefahr, argumentiert ein Mitglied des Zunftausschusses.
 

Eine Glosse von Marion Krüger-Hundrup

Da sage doch einer, in Bamberg gäbe es keine kernigen Mannsbilder mehr! Also so richtige Männer, die dem schwachen Geschlecht zeigen, wo es lang geht. Ins Wasser nämlich. Genauer gesagt: in die Regnitz.

Aber der Reihe nach. In unserem so gar nicht beschaulichen Bamberg führt der politisch korrekte Gender-Zeitgeist - oder Ungeist - sogar dazu, dass ein Bürgerrathaus nicht mehr nach seinen Bürgern benannt werden darf. Weil es ja schließlich auch Bürgerinnen gibt. Und - sachlich festgestellt - Diverse.

Stellungnahmen der wichtigen und weniger bedeutsamen Groß- und Kleinkopferten übertrumpfen sich mit Sternchen und Wortschöpfungen für alle Geschlechter. Sprachpuristen wettern gegen diesen Genderwahn(sinn). Und nun macht sogar die Sandkerwa damit Schluss.

Nichts mit Bewerbungen m/w/d für diverse Pöstchen auf diesem Volksfest!

Denn bevor schon das allseits beliebte Fischerstechen überhaupt begonnen hat, steht der Sieger fest. Jawoll, meine Damen! DER Sieger. Mädchen und Frauen sind nämlich grundsätzlich von diesem Wettstreit um die beste Standfestigkeit im Schelch ausgeschlossen. Also, Butter bei die Fische, werte untere Schiffer- und Fischerzunft Bamberg als Ausrichter! Der Ausschluss der halben Bevölkerung ist wahrlich kein kleiner Fisch.

Um nicht länger im Trüben zu fischen, fragen wir nach bei jemandem, der den Grund wissen muss. Max Kropf, seines Zeichens Ausschussmitglied in der Fischerzunft, selbst erfahrener Fischerstecher früherer Jahre und Moderator des kommenden Ereignisses, sagt uns unmissverständlich: "Dass Frauen nicht mitmachen können, hat mit Diskriminierung nichts zu tun!" Eher mit Rücksichtnahme auf die Verletzungsgefahr beim Stechen mit der Lanze oder Stürzen ins Wasser. Aha, tragen die Männer eine Rüstung und verletzen sich nicht?

Egal. Der 63-jährige Max Kropf macht vorsichtshalber auf einen Umstand aufmerksam, der sich aus der Zunftordnung der Bamberger Fischer ergibt. Darin steht, dass "nur eheliche männliche Nachkommen aufgenommen werden". Das sei eine "uralte Tradition", die zwar gelegentlich "angekratzt" werde, aber selbst etwa seiner Tochter jede Chance auf Mitgliedschaft in der Unteren Schiffer- und Fischerzunft nehme.

Da sind wir wieder bei den kernigen Männern. Ach ja, wenn sich der Duft von Fisch mit Tabak, Schweiß und Selbstwertgefühl vermischt, kommen auch die Parfümwolken der Damen nicht dagegen an. Wollen sie auch gar nicht.

Denn sonst würden sie sich - ganz Gendergerecht - auch für einen "Sandbuben" einsetzen. Den gab es bislang ja bekanntlich nicht. Dafür durften sich die "Sandmadla" in einem Schaukampf ohne Wertung mit ihren Vorgängerinnen beim Fischerinnenstechen messen.

Ein solches "-innenstechen" gab es tatsächlich in grauer Vorzeit. Im Jubiläumsjahr der 50. Sandkerwa trat das weibliche Geschlecht in einem extra Frauenstechen an. Die darin gemachten Erfahrungen: Wirken die sich bis ins Jahr 2019 aus? Zickenkrieg im Schelch? Oder: Eleganter als die missgünstigen männlichen Kontrahenten?

Wie dem auch immer sei. Nichts auf der Welt ist so schlecht, dass es nicht auch eine gute Seite hätte. Und die gute Seite der Bamberger Medaille wiegt schwer auf der Hand: Die Sandkerwa beendet den Genderwahn. Zumindest bis zum Feuerwerk* am Montagabend...