Brückenbauer zwischen Kulturen

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Murat Coskun schöpft seine musikalische Inspiration aus seiner eigenen Tradition, der türkisch-orientalischen Musik, und nutzt zugleich alle Elemente der alten und neuen Musik des Okzidents. Foto: C.A.B. Artis
Murat Coskun schöpft seine musikalische Inspiration aus seiner eigenen Tradition, der türkisch-orientalischen Musik, und nutzt zugleich alle Elemente der alten und neuen Musik des Okzidents.  Foto: C.A.B. Artis

Der international gefragte Percussionist Murat Coskun wird am 5. November im Schloss Wernsdorf mit der Capella Antiqua Bambergensis eine musikalische Reise ins Mittelalter unternehmen.

Kein islamischer Herrscher des Mittelalters war in Europa bekannter als er: Saladin. Bei seinen abendländischen Gegnern genoss er hohes Ansehen. 800 Jahre später spannt die Capella Antiqua Bambergensis mit den Solisten Murat Coskun (Percussionist), David Mayoral Percussionist) und Jule Bauer (Gesang, Nykelharfe, Schlüsselfiedel) einen klangreichen musikalischen Bogen zwischen Orient und Okzident. Unter dem Titel "Saladin und die Kreuzfahrer" wird die sagenhafte Geschichte des ewigen Ringens um die heilige Stadt Jerusalem wieder lebendig und öffnet ein Fenster in längst vergangene Jahrhunderte. Das Konzert findet am Samstag, 5. November, um 18 Uhr im Historischen Saal in Schloss Wernsdorf vor den Toren Bambergs statt. Unsere Zeitung sprach zuvor mit Murat Coskun.

Sie gelten als musikalischer Vermittler zwischen den Kulturwelten. Warum ist Ihnen ein solcher Brückenbau zwischen Orient und Okzident so wichtig?
Murat Coskun: Das hängt zunächst natürlich mit meiner eigenen Biografie zusammen, als Sohn türkischstämmiger Migranten bin ich hier in zwei Kulturen gleichzeitig aufgewachsen und musste - wie viele andere übrigens auch - mich hier eingliedern. Der Brückenbau zwischen den beiden Kulturen war für mich von Kindheit an etwas, was ich als Herausforderung nehmen musste, natürlich ist mir das später immer einfacher gefallen. Das Thema ist im Grunde wesentlich komplexer als nur Orient und Okzident, da es weder den Orient noch den Okzident gibt. Man muss permanent immer wieder neue Brücken bauen, manche muss man vielleicht wieder abreißen, manche unter Umständen vergrößern, manche Brücken sind teilweise auch brüchig geworden.

Als türkischstämmiger Deutscher, als Muslim, begleiten Sie auch den jüdischen Musiker Giora Feidmann. Ist diese Verbindung zwischen zwei Religionen, die einander nicht immer friedlich gesonnen sind, rein musikalischer Natur oder auch ein Ausdruck von besserem Kennenlernen des jeweils anderen?
Das ist vielleicht die Kraft der Musik? Es ist die Kraft der Musik, die oft jenseits von Hass und Kontrasten zueinander finden kann und vieles in den Schatten stellt. Es wird immer davon ausgegangen, als müsste es immer Probleme geben, wenn verschiedene Religionen zusammenkommen. Doch es gibt genauso viele Probleme, innerhalb einer Religion, innerhalb der Muslime, innerhalb des Christentums und auch des Judentums. Was den Frieden ausmacht, das ist die eigene Haltung eines Menschen. Und da sehe ich im gemeinsamen Musizieren ein großes Potenzial, da beim Musizieren ein gemeinsames Ziel verfolgt wird. Was nicht heißt, dass es unter den Musikern nicht auch Konflikte und Probleme gibt. Ich wollte hier auch nichts beschönigen. Doch in der Regel ist für mich Herkunft und Religion nicht ausschlaggebend, genauso wenig auch für Giora Feidman.

Sie treten zum wiederholten Male mit der Capella Antiqua Bambergensis im Schloss Wernsdorf auf. Was fasziniert Sie so an dieser Zusammenarbeit?
Die Capella ist mir über die Jahre hin sehr ans Herz gewachsen, sie ist eine Gruppe, die ihre Sache sehr ernst nimmt, die sich über Programme und Inhalte sehr viele Gedanken machen. Tolle Ideen kreieren, auch ein unglaublich buntes Instrumentarium auffahren, mit dem sie die damalige Musik lebendig werden lassen. Abgesehen davon sind es unglaublich liebe Menschen, was will man mehr, als mit so einer Gruppe Konzerte machen!

Sie sind international gefragter Perkussionist. Mit welcher Botschaft möchten Sie Besucher in das Konzert am 5. November herbei trommeln?
Das Konzert wird für mich besonders werden, es ist zum einen die Capella Antiqua Bambergensis, dann die Sängerin Jule Bauer sowie der spanische Percussion Kollege David Mayoral, wir werden ein spezielles Programm erstellen, was im Grunde die drei Weltreligionen musikalisch zusammen bringen wird. Ein Abend voller Abwechslung, spannender Geschichten, zauberhaften Melodien und Gesänge und natürlich viel herzhaftes und energetisches Trommeln.

Das Gespräch führte
Marion Krüger-Hundrup.