Mit Hubertus Franz steht der Bergwacht Rennsteig ab sofort ein speziell ausgebildeter Mediziner zur Verfügung. Damit erfährt die Versorgungsstruktur des Rettungsdienstes in unwegsamem Gelände eine große Bereicherung.
Kronach — Ein abseits der Pisten verunglückter Skifahrer, ein Pilze-Sammler mit Herzinfarkt oder ein Holzfäller, der sich bei Arbeiten im Wald schwer verletzt - um bei diesen und vielen weiteren akuten Notfällen in schwer zugänglichem Gelände schnell und kompetent helfen zu können, durchlaufen angehende Bergwacht-Notärzte eine umfassende Zusatz-Ausbildung, angefangen beim Klettern und Skifahren bis hin zur Luftrettung und Ausbildung in Höhenmedizin. Eine solche zweijährige Ausbildung absolvierte auch der Notarzt beim BRK-Kreisverband Kronach, Hubertus Franz. Mit ihm steht nun der im November 2015 gegründeten Bergwacht Rennsteig erstmals ein eigener Bergwacht-Notarzt zur Verfügung.
"Das war schon eine große Herausforderung", räumt Hubertus Franz ein, der sich zusammen mit rund einem Dutzend weiterer Ärzte dieser höchst anspruchsvollen Ausbildung bei der Bergwacht Bayern unterzog. Im Sommer ging es ums Klettern, um Sicherungstechnik und Bewegen in schwierigem Gelände. Im Winter standen Skifahren, Skitouren und Lawinenkunde im Hochgebirge - in diesem Fall Garmisch-Partenkirchen - im Mittelpunkt. "Alles wird unter Realbedingungen geübt. Für die Flugrettung waren wir beispielsweise in der Bergwacht-Halle (ZSA/Zentrum für Sicherheit und Ausbildung) in Bad Tölz und trainierten dort mit einem Hubschrauber-Simulator", berichtet der Notarzt von einer dort aufgebauten Seilbahn und einem an der Decke schwebenden nachgebauten Helikopter, um damit beispielsweise die Rettung eines Herzinfarkt-Patienten in einer Gondel zu simulieren.
Fitness ist ein Muss
Die Ausbildung umfasst auch einen körperlichen Eignungstest, so dass Fitness ein absolutes Muss sei. "Dass ich das alles geschafft habe, darauf bin ich schon stolz. Das ist eine große Bestätigung für mich; schließlich bin ich auch nicht mehr der Jüngste", schmunzelt der 58-Jährige, für den Notarzt schon immer sein Traumberuf war.
Organisation, medizinisches Wissen, praktische Fähigkeiten und körperliche Fitness - viele Faktoren seien entscheidend, um Einsätze unter oftmals schwierigsten Bedingungen meistern zu können. Diese Kombination mache die Ausbildung so anspruchsvoll und herausfordernd, aber auch so bereichernd und wertvoll. Um einen kontinuierlichen Standard aufrecht zu erhalten, erfolgen für alle Bergwacht-Notärzte turnusmäßige Re-Zertifizierungen im Ausbildungszentrum in Bad Tölz.
"Die Ausbildung ist bayernweit einheitlich, egal um welches Einsatzgebiet es sich später handelt - ob im Hochgebirge in den Alpen oder bei uns im Mittelgebirge", informiert der Notarzt, der sich von der Notwendigkeit einer Bergwacht in unserer Region überzeugt zeigt - gerade auch hinsichtlich der topographischen Lage.
Zu den Aufgabengebieten der Bergwacht zählen - so Bergwacht-Bereitschaftsleiter Ralf Schmidt - insbesondere die Rettung an Ski-, Langlauf-, Sport- und Wanderstrecken, die Berg- und Höhlenrettung, der Rettungsdienst in unwegsamem Gelände, die Gleitschirmfliegerrettung, die Unterstützung des Landrettungsdienstes sowie der Katastrophenschutz. Alljährlich habe man diesbezüglich eine Vielzahl an Einsätzen und Hilfeleistungen abzuarbeiten. Hinzugezogen wurde man bislang aber auch schon beispielsweise bei Unfällen von Kletterern, Unfällen im Wald von Forstarbeitern, Wanderern, Moutainbikern, an Skiliften mit erlittenem Wirbelsäulentrauma und Knochenbrüchen, bei Sucheinsätzen und Totenbergungen, bei Hochwasser und Tierrettungen.
"Wir sind sehr froh, nun einen eigenen Bergwacht-Notarzt in unseren Reihen haben", zeigt sich Schmidt dankbar. Diesem komme als vollwertiges Mitglied im Team der Einsatzkräfte eine sehr wichtige Rolle zu. Die Teilnahme von lediglich einem Dutzend Ärzten aus ganz Bayern an dem alljährlichen Kurs belege, wie anspruchsvoll und umfassend dieser sei. Die örtlich nächsten Bergwacht-Notärzte befänden sich in den Bergwachten Bayreuth, Nürnberg oder Wunsiedel; hätten also im Fall der Fälle durchaus weitere Wegstrecken zu absolvieren.