Beim Vogelgezwitscher pfiff der Organist selbst fröhlich mit

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Gerhard Weinberger beim Pfingstkonzert an der Orgel der Banzer Stiftskirche Foto: Andreas Welz
Gerhard Weinberger beim Pfingstkonzert an der Orgel der Banzer Stiftskirche Foto: Andreas Welz

Ein besonderes Orgelkonzert in der Stiftskirche begeisterte am Pfingstsonntag die Zuhörer. Der international bekannte Organist Gerhard Weinberger aus Münche...

Ein besonderes Orgelkonzert in der Stiftskirche begeisterte am Pfingstsonntag die Zuhörer. Der international bekannte Organist Gerhard Weinberger aus München spielte barocke Kompositionen auf der Seuffert-Orgel.
Gerhard Weinberger ließ das klanglich einmalige Instrument in der Vielfalt seiner Registerfarben aufleuchten. Er bestätigte den guten Ruf des Instruments mit Werken der "Großen" des Hochbarocks, aber auch mit eher unbekannten Werken süddeutscher Klosterkomponisten des 18. Jahrhunderts.
Zum Einstieg in das Konzert wählte Gerhard Weinberger den lateinischer Hymnus "Veni creato (spiritus)" in einer Fassung des französischen Komponisten Nicolas de Grigny (1672-1703). Die ersten verhaltenen Takte hatten die Zartheit einer vox humana, einer menschlichen Stimme, während im Dialog zum Schluss der Subbass aus dem Pedalturm liebevoll knurrte.
Der Musikprofessor fügte dann eine Reihe von Werken süddeutscher Klosterkomponisten an, denen er einen großen Teil seiner Arbeit widmet. Das "Waldhorn" des Bamberger Karmelitenpaters Justinius Will (1675-1747) hätte aus einer Hubertusmesse stammen können. Kräftige Jagdsignale erfüllten den Kirchenraum, die der Organist in verschiedenen Variationen präsentierte.


Heitere Exkurse

Seitensprünge mit der Orgel erlaubte sich Weinberger mit "Flaschinetle" des Ochsenhausener Paters Robert Praelisauer (1708-1797). Ein Vogelgezwitscher mit "G(P)rinsipal, Cornua, Nachthörnle, Kanarienvögeln, Krummhorn und Glockenspiel" ertönte, das eher einer rheinische Frohnatur beim Karneval anzugehören schien als den Zuhörern der "musica sacra" in der Stiftskirche. Doch das Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste liebt auch eine fröhliche Kirchenorgel: Der Professor pfiff beim Gezwitscher sogar lustig mit.
Im dritten Teil des Konzerts erklangen die "Drei Variationen in D-Dur" von Joseph Haydn. Haydn hatte sie als Klaviersonaten komponiert, die Gerhard Weinberger für die Orgel bearbeitete. Behutsam führte er an das Motiv heran, wiederholte es im zweiten Teil mit mächtigen Bässen und jubelnden Klangsentenzen und ließ es bei der dritten Variation gemäßigt ausklingen. Besonders eindrucksvoll interpretierte Gerhard Weinberger Felix Mendelssohn-Bartholdys Sonate d-Moll über den Choral "Vater unser im Himmelreich". Hier wurde die ganze Kraft und Tiefe der Seuffert-Orgel zu einem fulminanten Klangerlebnis ausgeschöpft.