Gerhard Schmidt aus Leutzdorf kann sich noch an Zeiten erinnern, als sein Erspartes hohe Zinsen eingebracht hat. Sparsamkeit ist ihm wichtig, er möchte sein...
Gerhard Schmidt aus Leutzdorf kann sich noch an Zeiten erinnern, als sein Erspartes hohe Zinsen eingebracht hat. Sparsamkeit ist ihm wichtig, er möchte sein Geld sicher angelegt wissen. Dabei spielt die Rendite für ihn eine etwas geringere, die Verfügbarkeit dagegen eine größere Rolle.
Nach einer Seniorenstudie, die die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg im Auftrag des Bundesverbands deutscher Banken durchgeführt hat, liegt Schmidt damit im Trend der Finanzkultur der älteren Generationen. In dieser Studie zeigten sich die Befragten über 60 Jahre meistens zufrieden mit ihrem Leben und schätzten ihre wirtschaftliche Lage als gut ein. Den meisten Senioren war wichtig, dass sie gut über Geldangelegenheiten und Finanzen informiert sind.
Ältere Menschen sparen nach dieser Studie weniger für den Vermögensaufbau und Konsum als für Notfälle und für Kinder und Enkel. Außerdem legen sie ihr Erspartes eher in Festgeld oder festverzinslichen Wertpapieren an und sind damit weniger bereit, ein Risiko einzugehen. So die Studie.
Doch wie gehen Banken in der Region im Alltag mit dem Thema "Senioren" um? "Man kann nicht einfach sagen: Da gibt es ein Seniorenkonzept für alle", erklärt Rüdiger Lindner, Bereichsleiter Vertrieb und Marketing bei den Vereinigten Raiffeisenbanken Gräfenberg-Forchheim-Eschenau-Heroldsberg.
Keine Scheu vor dem Internet
Denn ältere Menschen und ihre Bedürfnisse könnten nicht einfach über einen Kamm geschert werden. Lindner unterscheidet zwischen Senioren, die frei und selbstbestimmt sind, und älteren Menschen, die Einschränkungen haben und zunehmend abhängig werden. "Bei Beratungen muss ich erkennen, wie viel Prozent liegt der Mensch, der vor mir sitzt, in der einen oder in der anderen Richtung", erzählt der Banker. Denn die unabhängigen Senioren nutzten ihre Möglichkeiten. Lindner war selbst überrascht, als er feststellte, dass von den 6,5 Millionen Internettransaktionen in 2016 bei seiner Bank 20 Prozent von Senioren getätigt worden sind.
Weiter berichtet der Bereichsleiter, dass seine Bank mit Vertretern des Sozialverbands VdK diskutiert habe, was älteren Menschen wichtig sei. So bieten die Vereinigten Raiffeisenbanken unter anderem barrierefreie Zugänge, größere Parkplätze oder Beratungszimmer mit breiteren Türen für Rollstuhlfahrer.
"Sehr komplex"
Lindner berichtet, dass sechs von zehn selbstbestimmt lebenden Senioren in der Region ein Eigenheim besitzen und sich Zeit für ihre Finanzen nehmen. 30 Prozent würden sich für Wertpapiergeschäfte interessieren, nur etwa 20 Prozent allerdings für risikobereite Anlagen entscheiden. "Man kann Anlageformen jedoch mischen. Das allerdings ist sehr komplex", so Rüdiger Lindner.
Wichtig sei hier eine gute Beratung - und gutes Zuhören, denn der Bankangestellte müsse dabei das Ziel des Seniors übersetzen in die richtige Risiko- und Geldanlage. Hierzu hätten die Berater ein Schaubild, auf dem sich der Kunde selbst positioniere und angebe, was ihm bei der Geldanlage wichtig sei. Nicht mehr mobile Kunden würden zu Hause besucht.
"Als Bank muss man sich bewusst machen, dass die Themenfelder bei älteren Menschen andere sind als bei jüngeren", erklärt Lindner. Wichtig sei Senioren, ihre Zukunft zu regeln. Der Blick aufs Vermögen drehe sich um, denn jetzt wolle man vom Ertrag leben. Mit Anfang 60 habe man das letzte Mal die Chance, Versorgungslücken zu schließen. Zudem wollten Senioren verstärkt Werte sichern. Als älterer Mensch bekomme man die Rente und habe somit eine niedrigere Einkommenshöhe. Außerdem sei das zu erwartende Restleben nicht mehr so lang. "Deshalb haben es Senioren schwer, einen Wohn- und Immobilienkredit zu erhalten, da nach einer europäischen Richtlinie, die in Deutschland strenger umgesetzt wurde, eine striktere Kreditfähigkeitsprüfung durchgeführt wird", so Lindner, der relativiert: "Da wurde aber über den Verband auf europäischer Ebene Einspruch erhoben. Das wird die Situation entschärfen."