Die Röttenbacher Bürger hoffen auf möglichst niedrige Erschließungskosten.
Das Baugebiet "Röttenbach West" beschäftigte am Dienstagabend erneut den Gemeinderat. Dabei wurden die privaten und öffentlichen Stellungnahmen zum Bebauungsplanentwurf nach der öffentlichen Auslegung im Herbst vergangenen Jahres behandelt. Neben rein formalen Beanstandungen ging es bei der Mehrzahl der privaten Einwendungen um Fragen der Erschließungskosten, der grundsätzlichen Notwendigkeit eines Neubaugebietes und des Naturschutzes.
Bei den Erschließungskosten könnte es nach Stellungnahme der Gemeinde durch Streichung einer Planstraße am Weiher im südlichen Baugebiet zu Einsparungen kommen. Beim Abwassersystem seien ebenfalls noch finanzielle Veränderungen möglich. Eine exakte Planung erfolgt jedoch erst im Zuge der späteren Bauleitplanung, sodass hier sowohl ein Plus als auch ein Minus bei den Kosten denkbar ist.
Naturnahe Lösung
Grundsätzlich soll der betroffene Weiher als Gewässer mit Rückhaltefunktion naturnah belassen werden, ohne große bauliche Eingriffe vorzunehmen. Das Wasserwirtschaftsamt hat dieses Konzept als ausreichend eingestuft, führt die Gemeinde in ihrer Stellungnahme aus. "Eine naturnahe Lösung sieht auch schöner aus", meinte Bürgermeister Ludwig Wahl (FW). Eine von Bürgern befürchtete Anhebung der Abwassergebühren soll es nicht geben.
Was die grundsätzliche Notwendigkeit des Baugebiets betrifft, verweist die Gemeinde auf das zu erwartende Bevölkerungswachstum der nächsten Jahre. Auch ein sich abzeichnender Wirtschaftsabschwung, der in einer Einwendung angeführt wurde, könne nicht von der städtebaulichen Entwicklung berücksichtigt werden. Zuletzt seien auch die Möglichkeiten der Innenverdichtung begrenzt. Beim Naturschutz betont die Gemeinde, in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden zu planen. Die Umsiedlung betroffener Vogelarten, Eidechsen und Amphibien geschieht so schonend wie möglich. Ein Verlust von Freizeitflächen für die Bevölkerung sei nicht festzustellen, da es sich großteils um Ackerflächen handelt.
Nachdem es bereits vor gut einem Jahr ein umfangreiches Beteiligungsverfahren gegeben hatte, hielten sich die Stellungnahmen von Behörden und Verbänden dieses Mal in Grenzen. Einzig das Landratsamt und die Regierung von Mittelfranken gaben größere Erklärungen ab. Das Landratsamt empfahl, die Aspekte des Klimaschutzes im neuen Baugebiet stärker zu berücksichtigen und insbesondere Solaranlagen zu fördern.
Diesen Vorschlag griff die SPD-Fraktion in Person von Lothar Saulich auf. Er kritisierte, dass die Gemeinde in ihrer Stellungnahme wenig darauf eingeht und lediglich Empfehlungen ausspricht. Saulich forderte, entsprechende Klimaschutz-Vorgaben für die Bauherren vertraglich festzuschreiben und eine entsprechende Solar-Förderung anzubieten, auch vor dem Hintergrund, dass sich Röttenbach als "klimafreundliche Gemeinde" darstellt.
Alle Hinterzimmergespräche sind seit langem geführt. Nun geht es darum, den sowieso schon verzögerten Baubeginn schnell durchzuboxen. Da helfen auch vernünftige Einwendungen selbst von Behördenseite wie etwa eine bedarfs- und abschnittsweise Erschließung offenbar nicht mehr. Kommunalpolitik aus vergangenen Zeiten, aufgepeppt mit fraglicher „Bürgerbeteiligung“ und einem geschickt vollzogenen Bürgerentscheid, in Röttenbach funktioniert das noch.
Zur Erinnerung: Bei dem Entscheid im Jahr 2016 ging es in erster Linie um die Frage, ob die Gemeinde einen möglichen gemeindlichen Teil der Grundstücke im Zuge einer Bebauung mit Hilfe eines Sozialmodels verkaufen soll, nicht um Notwendigkeit oder Größe einer Neuerschließung. Seit ersten Planungen und der Abstimmung sind bekanntlich einige Jahre vergangen. Zahlreiche "Enkelgrundstücke" im Ort wurden trotz gegenteiliger Befürchtungen inzwischen doch bebaut, sodass einige der damaligen Bauwerber ihre Vorhaben längst umgesetzt haben oder in der Umgebung fündig geworden sind. Es stellt sich die dringende Frage, ob der damals angeführte hohe Bedarf unter bauwilligen Familien in Röttenbach überhaupt noch besteht, oder damit eher Wünsche von wenigen Grundeigentümern und Investoren erfüllt werden sollen. Auch andere Rahmenbedingungen, wie z.B. zwingend erforderliche Klimaschutzmaßnahmen, haben sich geändert, und dürfen nicht nur auf Freiwilligkeit beruhen.
Wie beim Ergebnis der sehr knappen Abstimmung bleibt Röttenbach aufgrund der kompromisslosen Ratspolitik in dieser Frage leider weiterhin gespalten.