Streifzug Anlässlich der 30. Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen führte die Sprecherin der Händler viele Interessierte aus Nah und Fern durch die Galerien. Eine Entdeckungsreise.
Diese sechs Sessel aus der Renaissance (15./16. Jahrhundert) hatten es den Streifzüglern durch das Antiquitätenviertel am Fuße des Dombergs besonders angetan. Staunend standen sie vor den schlichten Möbeln aus dunklem Holz, die sich vermutlich als Chorgestühl in einem Kloster befunden haben. Bei aller robusten Anmutung der Sessel setzten sich einige Besucher vorsichtig, fast ehrfürchtig darauf. Und ernüchterten schlagartig. „Bequem sind die nicht!“, rief ein Sitzprobler aus. „Man sitzt so vornehm mit geradem Rücken“, meinte jemand anders und stand wieder schnell auf. Doch alle waren sich unabhängig vom Komfort früherer Zeiten darüber einig, dass „wunderschöne Kunst in diesem alten Gebäude schlummert“.
Führung durch diverse Galerien
So fasste Fiona Freifrau Loeffelholz von Colberg den Abstecher ins Kunstauktionshaus Schlosser in der Karolinenstraße zusammen. Die Sprecherin der Antiquitätenhändler und -händlerinnen hatte zur Halbzeit der 30. Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen zu einer Führung durch diverse Galerien eingeladen. Und Gäste aus Nah und Fern – zum Beispiel aus dem österreichischen Linz – nutzten die Gelegenheit, einen Blick auch hinter die augenfälligen Fassaden mit ihren Schaufenstern zu werfen.
Markt für Möbel ist schwierig geworden
„Es ist schwieriger geworden, Kunst zu verkaufen, engagierte Sammler sind Ausnahmen“, räumte Josef Schlosser unumwunden ein. Besonders für Möbel sei „der Markt schwierig geworden, Ausnahme sind Renaissancemöbel“, sagte der Inhaber des Auktionshauses. Seit Juni 2005, als er dieses Haus im Stadtpalais der Familie Bibra im Herzen der Altstadt etablierte, hat Josef Schlosser seine Position auf dem nationalen und internationalen Kunstmarkt ausgebaut.
Faszinierende Mischung der Objekte
Die Teilnehmer der Führung sahen in den historischen Räumen eine faszinierende Mischung unterschiedlichster Objekte, die Schlosser in Saal- und Online-Auktionen an Kunstliebhaber bringt. „Spezialisierung macht keinen Sinn mehr“, begründete er knapp sein buntes Angebot.
Gleich, ob hochwertiges Muranoglas, Silbergefäße aus dem 17./18. Jahrhundert, Ölgemälde Alter Meister, handgeknüpfte Teppiche, Kronleuchter oder Barockputten, Mobiliar oder Schmuckkassetten: Beim Erzählen über die Provenienz einzelner Stücke wurde Schlossers Begeisterung für jedes einzelne seiner gehobenen Angebote spürbar.
Im Gewölbekeller
Ähnlich leidenschaftlich ging es etwa auch im Kunsthandel Senger zu, der sich seit 1970 auf dem internationalen Parkett einen großen Namen gemacht hat. Walter Sengers Tochter Simone Kundmüller erwartete im Stammhaus schon die Besucher, die Fiona von Colberg zielsicher anführte. Kundmüller hielt die Schar nicht lange im lichtdurchfluteten Raum fest, sondern geleitete sie in den legendären gotischen Gewölbekeller.
Darin ruhen handverlesene Skulpturen aus dem Mittelalter: „Privatsammler und Museen“, nannte Händlerin Simone Kundmüller als Käufer. Wer heutzutage eine gotische Skulptur für einen sechsstelligen Euro-Betrag kaufe, sei im Durchschnitt im Alter von 50 plus und habe ein hohes historisches Interesse. Dagegen sei „der Möbel-Hype der 1980er Jahre vorbei“, bestätigte Kundmüller die zuvor gehörten Anmerkungen von Auktionator Josef Schlosser.