Das Leiden ist zum Greifen nahe

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Kunstaktion "Balkanbrücke" am Zaun
Kunstaktion "Balkanbrücke" am Zaun
Foto: Julian Megerle

Bilder in Schwarz und Weiß erscheinen auf der Facebookseite. Menschen mit ernster Miene halten Schilder in die Kamera: "Mensch statt Grenzen schützen"...

Bilder in Schwarz und Weiß erscheinen auf der Facebookseite. Menschen mit ernster Miene halten Schilder in die Kamera: "Mensch statt Grenzen schützen" - "Kein Mensch ist illegal" - "Aufnahme statt Abschottung" steht darauf. Die Ortsgruppe Bamberg der Organisation Seebrücke , ein deutschlandweites Bündnis in mittlerweile über 200 Kommunen, versucht in Zeiten der Coronapandemie den Blick für eine weitere Krise auf diesem Planeten zu schärfen: In Bosnien harren bei den winterlichen Temperaturen hunderte Geflüchtete unter katastrophalen Bedingungen in Zeltlagern aus. Das Lager Lipa brannte Ende Dezember nieder.

Die Aktion soll aber nicht nur im Internet für Aufmerksamkeit sorgen: Die Seebrücke Bamberg , welche seit 2019 in der Stadt existiert, macht die Forderungen und Schicksale plastisch. Im Luitpoldhain haben mehrere Aktivisten trotz Wind und Wetter einen Maschendrahtzaun zwischen zwei Bäumen gespannt. Nach einer aufwendigen Montage hängen Bilder wie "Build Bridges not Walls", also "Baut Brücken, keine Mauern", Informationen zur Balkanroute, Bilder von den Menschen auf der Flucht oder eine Übersicht über das Grenzregime der Europäischen Union am Drahtgeflecht. Darüber ist ein " Stacheldraht " aus Schnüren gespannt. Diese Kunstaktion mit dem Namen "Balkanbrücke" wird auch von der "Partnerschaft für Demokratie in der Stadt Bamberg " als Teil einer Bundesförderung unterstützt.

Faire Verfahren gefordert

Konkret fordert das Bündnis den sofortigen Stopp der gewaltsamen illegalen Pushbacks an den europäischen Außengrenzen. Pushbacks sind dabei das Zurückdrängen von Asylsuchenden, um ihnen den Zugang zu einem europäischen Asylverfahren zu verwehren. Für die Seebrücke muss der Zugang zu fairen Asylverfahren in der EU eingehalten werden. An die Adresse der Bundesregierung gerichtet fordern die Menschenrechtsaktivisten ein Ende der Unterstützung der kroatischen Grenzpolizei . Bisher wurden Einsatzfahrzeuge aus Deutschland bereitgestellt. Zudem müsse die Bundesregierung sofort handeln und die Lager in Bosnien evakuieren. Für das Bündnis ist klar: "In Deutschland stehen Länder und Kommunen zur Aufnahme bereit." Auch die Weltkulturerbestadt ist seit Sommer 2019 im Boot und hat im Jahr 2020 ihre Bereitschaft nochmals bekräftigt.

Der Zaun ist bestückt mit den obengenannten Botschaften an Schildern, damit sich Menschen damit fotografieren lassen können, um online darauf aufmerksam zu machen. Der Zaun soll noch gut eine Woche stehen.