Bahn legt Barrierefreiheit auf Eis

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Wer zum Zug nach Bamberg auf Gleis 3 (rechts) will, muss in Oberhaid zwei Gleise überqueren. Ein höhengleicher Einstieg in den Zug ist aber nicht möglich. Dazu müssten die Bahnsteige höher sein, was wiederum die Überquerung unmöglich machen würde. Fotos: Ronald Rinklef
Wer zum Zug nach Bamberg auf Gleis 3 (rechts) will, muss in Oberhaid zwei Gleise überqueren. Ein höhengleicher Einstieg in den Zug ist aber nicht möglich. Dazu müssten die Bahnsteige höher sein, was wiederum die Überquerung unmöglich machen würde.  Fotos: Ronald Rinklef
Knackpunkt für den barrierefreien Umbau ist der beschrankte Bahnübergang an der Weide.
Knackpunkt für den barrierefreien Umbau ist der beschrankte Bahnübergang an der Weide.
 

Der bereits fest geplante Umbau der Bahnsteige in Oberhaid wurde kurzfristig abgesagt. Zunächst müssen zwei Tochterunternehmen der DB die Frage des nahe gelegenen Bahnübergangs klären.

Nach Jahren des Hoffens, Bittens und Wartens war das Ziel endlich zum Greifen nah. Am 15. Mai vergangenen Jahres stellte die Bahn in Oberhaid die Pläne für einen barrierefreien Umbau des Bahnhofs vor. Und sie stellte gleichzeitig in Aussicht, dass die Arbeiten bereits im kommenden März beginnen könnten. Nach einer Bauzeit von sechs bis acht Monaten sollte die Fertigstellung dann bis Ende 2019 erfolgen.

Der Gemeinderat hatte nur ein paar Verbesserungsvorschläge, die in die Stellungnahme an das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) im Rahmen des Plangenehmigungsverfahrens einflossen. Im Übrigen wurde dem Vorhaben der Bahn einstimmig das Einvernehmen erteilt. Vier Monate später dann der Nackenschlag: Die Gemeinde Oberhaid erhielt einen Brief des EBA, in dem dieses mitteilte, dass das Verfahren eingestellt wird. Grund: Die DB Station & Service AG - das für Bahnhöfe zuständige Tochterunternehmen der Deutschen Bahn - habe mit Schreiben vom 18. August 2018 den "Antrag für das Bauverfahren im Bahnhof Oberhaid" zurückgezogen.

Neue Bahnsteige müssten her

Für Bürgermeister Carsten Joneitis (SPD) stellt sich die Situation nun so dar: Die Bahn, bzw. deren Tochter DB Station & Service, ist bereit, die Bahnsteige barrierefrei umzubauen. Die Bahn, in Gestalt ihrer anderen Tochter DB Netze will aber gleichzeitig den vorhandenen beschrankten Bahnübergang rund 200 Meter westlich des Bahnhofs auflösen. Dieser soll durch eine Über- oder Unterführung östlich des Ortes ersetzt werden. Der höhengleiche Übergang an der Weide ist aber Bestandteil der Pläne für den barrierefreien Umbau.

Künftig sollte er für alle Bahnbenutzer die einzige Anbindung von Gleis 3 sein, auf dem die Züge in Richtung Bamberg abfahren. Der Zugang sollte über eine Rampe auf der Südseite der Bahnlinie erfolgen. Die bisher bestehenden beiden Mittelbahnsteige sowie der Personenübergang über die Gleise 1 und 2 im Bahnsteigbereich wären demnach ersatzlos rückgebaut worden. Die zwei neuen Außenbahnsteige seien so zu planen, dass sie "möglichst nahe am vorhandenen Bahnübergang liegen, um die Wege für die Reisenden möglichst kurz zu halten", heißt es zudem in dem Erläuterungsbericht, den die DB Station & Service dem EBA bereits Ende 2017 vorgelegt hatte.

So wie der Umbau geplant war, wäre er für die Gemeinde - mit Ausnahme der Bereitstellung von Stellplätzen - kostenfrei gewesen. Die Alternative wäre nun eine Fuß- und Radwegunterführung, die sogar noch näher an den Bahnsteigen gebaut werden könnte. Sie müsste jedoch erst noch geplant werden. Und die Gemeinde Oberhaid müsste sich wohl über eine Vereinbarung nach dem Eisenbahnkreuzungsrecht finanziell daran beteiligen.

Aufwendiges Planverfahren droht

Das wäre durchaus vorstellbar für den Bürgermeister. Doch eine solche Unterführung wird es nicht geben, solange unmittelbar daneben der Bahnübergang besteht. Wenn die DB Netze diesen aber beseitigen will, muss sie erst in ein aufwendiges und wohl auch langwieriges Planverfahren einsteigen, das eine Querung östlich des Ortskerns (in Richtung Dörfleins) und eine Straßenanbindung südlich der Bahn umfassen würde. Vorbereitende Vermessungen sind nach Beobachtungen von Anwohnern offenbar schon im Gange.

"Es wäre eine einschneidende Maßnahme für den ganzen Ort", meint der Bürgermeister. Zudem müsste wahrscheinlich Grund erworben werden, was sich oft schwierig gestalte. Und für die Gemeinde gäbe es eine solche teure Lösung erst recht nicht zum Nulltarif.

Daher könnten sich Joneitis und der Gemeinderat schon vorstellen, dass der Bahnübergang an der Weide bestehen bleibt. Schließlich würden dort auf der anderen Seite der Bahnlinie Leute wohnen, auch eine Spedition befinde sich dort. Die Anlage mit den Schranken sei zudem kein Unfallschwerpunkt. Gefährliche Situationen, wie etwa in Altendorf, seien in Oberhaid praktisch unbekannt.

Das Thema beschäftige die Gemeinde ja schon seit fast 40 Jahren, ohne dass sich viel getan hatte, erinnert sich der Bürgermeister. Es sollte dennoch möglich sein, den Bahnhof Oberhaid barrierefrei zu gestalten - und das nicht erst in ferner Zukunft.