Besuch im Krematorium und die stille Würde des Abschieds

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Der Hospizverein Bad Kissingen informierte sich im Krematorium Schweinfurt.
Der Hospizverein Bad Kissingen informierte sich im Krematorium Schweinfurt.
Thomas Kaiser

Der Besuch des Hospizvereins Bad Kissingen im Krematorium Schweinfurt offenbart die stille Würde des Abschieds, heißt es in einer Pressemitteilung des Hospizvereins.

Der Tod ist ein Thema, das viele meiden – doch im Krematorium der Stadt Schweinfurt, erbaut 1965, wird täglich damit gearbeitet, in aller Stille und mit großem Respekt. Der Hospizverein Bad Kissingen durfte einen Blick mit seinen Hospizbegleitern hinter die Kulissen werfen und mit den Menschen sprechen, die dafür sorgen, dass jeder „Letzte Weg“ würdevoll gestaltet wird.

Bereits beim Betreten des schlichten Gebäudes mit angrenzendem Friedhof und Verabschiedungshalle fällt die ruhige Atmosphäre auf. Keine lauten Geräusche, kein hektisches Treiben – alles wirkt geordnet, bedacht und respektvoll, so die Mitteilung. Die Führung begann im Eingangsbereich, die Leiterin von Friedhofsverwaltung und Krematorium, Theresa Walter, empfing die Ehrenamtlichen – der Örtlichkeit entsprechend respektvoll. Hier gehe es nicht um uns, sondern um die Menschen, die einen geliebten Angehörigen verloren haben, erklärte sie zu Beginn der inhaltsreichen Führung.

Das Öffnen und Schließen der Gräber sowie die Bestattung der Särge und das Beisetzen der Urnen wird hier noch von den Mitarbeitern der Friedhofsverwaltung durchgeführt und ist eine hoheitliche Aufgabe. Der Bestatter liefert den Sarg mit dem Verstorbenen im Krematorium an, und nach der Einäscherung überführt er die Urne zum Beisetzungsfriedhof.

Im technischen Bereich, der sonst für die Besucher verschlossen bleibt – es sei denn, die Angehörigen äußern den Wunsch, der Einäscherung beizuwohnen – , empfing ein Krematoriums-Techniker die Teilnehmenden.

Hier stehen die modernen Öfen, die Anlage ist technisch auf dem neuesten Stand, computergesteuert und nach strengen Umweltauflagen betrieben. Die Temperaturen erreichen über 750 Grad Celsius. Doch trotz der Technik bleibt der Umgang mit den Verstorbenen stets persönlich und würdevoll.

Jeder Sarg wird mit einem Zettel und den dazugehörigen Daten des Verstorbenen versehen, so dass keine Verwechslungen stattfinden können. Ein Schamottstein mit fortlaufender Nummer kommt zum Schluss mit den sterblichen Überresten in die bereitstehende Urne, um den Verstorbenen eindeutig identifizierbar zu machen.

„Wir behandeln jeden Verstorbenen so, als wäre es unser eigener Angehöriger“, betonte der Krematoriums-Techniker, der für das Bedienen der Anlage zuständig ist.

Der Beruf sei kein einfacher, doch die Dankbarkeit der Hinterbliebenen gebe viel zurück. Es sei eine stille, aber bedeutende Arbeit, die oft im Schatten der Gesellschaft stattfindet. Beeindruckend ist auch der sorgfältige Ablauf, vom Eintrag in die Datenbank über die eigentliche Einäscherung bis hin zur Übergabe der Urne an die Bestattungsunternehmen. Jeder Schritt wird dokumentiert, jeder Handgriff sitzt.

Auch im Areal untergebracht gibt es einen Ort, an den Familien beziehungsweise Angehörige vor der Einäscherung in aller Stille noch einmal Abschied nehmen können, den sogenannten Verabschiedungsraum. Für viele ist das ein Schritt, um den Tod des Angehörigen begreifen zu können.

Der Besuch im Krematorium hat die Sichtweise der Teilnehmenden verändert, so die Mitteilung weiter. Was viele mit Angst oder Unbehagen verbinden, sei in Wahrheit ein Ort des Respekts, der Achtsamkeit und der Würde. Der Tod verliere hier ein Stück seines Schreckens – und werde als Teil des Lebens begreifbar, so die Koordinatorinnen Michaela Kaiser und Sonja Jacques. red