Ein ambitioniertes Ziel hat sich die Stadt Bad Rodach in Sachen Klimaschutz gesetzt. Bis zum Jahr 2035 will man den in der Kurstadt benötigten Strom zu 100 Prozent durch regenerative Energien selbst e...
Ein ambitioniertes Ziel hat sich die Stadt Bad Rodach in Sachen Klimaschutz gesetzt. Bis zum Jahr 2035 will man den in der Kurstadt benötigten Strom zu 100 Prozent durch regenerative Energien selbst erzeugen. Wie das gehen soll, erläuterte Stadtrat Moritz von Butler (CSU) als Sprecher des Umwelt- und Klimabeirates in der Sitzung des Stadtrates am Montagabend.
Bedarf: 65000 Megawattstunden
Mit der Frage: "100 Prozent, was heißt das?", stieg von Butler in seinen überzeugungsstarken Vortrag zur Zielerreichung ein. Er machte deutlich, dass in Bad Rodach ein Bedarf von etwa 65000 Megawattstunden (MWh) Strom besteht. Derzeit werden in der Kurstadt rund 8600 MWh "grüner" Strom produziert. Die Lücke von 56000 MWh soll nach Vorstellungen des Klimabeirates durch Photovoltaik (PV)- Frei- und Dachflächenanlagen, Windkrafträder und Bio-Energie erzeugt werden.
In seiner Kalkulation ging von Butler davon aus, dass 80 Prozent der Energie in Wind- und Solarparks erzeugt werden muss. Um dies zu erreichen, müssten nach seiner Darlegung Solarmodule auf einer Fläche von 56 Hektar aufgestellt und zehn Windräder errichtet werden. "Wir kommen nicht umher, uns über Freiflächen-PV-Anlagen zu unterhalten", verdeutlichte von Butler und führte vor Augen, dass beim Bau eines Windrades mit einer Planungszeit von fünf bis zehn Jahren zu rechnen ist, für eine PV Anlage würden nur zwei Jahre zu Buche schlagen.
Moritz von Butler verdeutlichte, dass es zu keiner Zerstückelung der Landschaft kommen darf. Daher werden Freiflächen an den Ortsrändern und nicht in der freien Landschaft priorisiert. Als kein Freund von Freiflächen PV Anlagen zeigte sich zweiter Bürgermeister Ernst-Wilhelm Geiling (FW). Hauptkritikpunkt war für ihn, dass hierdurch Flächen aus der landwirtschaftlichen Produktion herausgenommen würden. Dieses Argument wollte Moritz von Butler so nicht im Raum stehen lassen. Er konterte, dass 60 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen für Futtermittel, 20 Prozent für Nahrungsmittel und 14 Prozent für Biomais genutzt würden.
Richtungsweisende Entscheidung
Christoph Herold (CSU) sprach sich deutlich dafür aus, das hochgesteckte Ziel zu erreichen. "Es wäre fatal, wenn wir nur auf Teilziele setzen würden". Werner Zoufal (Grüne/offener Kreis) sprach von einer richtungsweisenden Entscheidung. "Wir müssen jetzt, heute entscheiden", betonte er mit Nachdruck. Am Ende verabschiedete der Stadtrat ein Sechs-Punkte- Papier, als Vorgabe für den Weg hin zu einer stromautarken Stadt.
Innerhalb der Stadt Bad Rodach besteht die Abmachung, dass alle Kindertagesstätten die gleichen Elternbeiträge erheben. Rainer Mattern (evangelische Gesamtkirchenverwaltung) hat gegenüber der Stadt angedeutet, dass man sich hauptsächlich aufgrund von Tariferhöhungen gezwungen sieht, die Elternbeiträge für die kirchlichen Einrichtungen zu erhöhen. Daraufhin brachte Bürgermeister Tobias Ehrlicher (SPD) einen entsprechenden Antrag ein, auch die Elternbeiträge für die städtische Kindertagesstätte zum ersten September diesen Jahres anzuheben. Allerdings hatte hier Ehrlicher die Rechnung ohne den Stadtrat gemacht. Es war vor allem Matthias Thumser (ÖDP), der sich vehement gegen eine Erhöhung aussprach. Er wertete eine mögliche Verteuerung, gerade in der jetzigen Zeit als ein absolut falsches Zeichen an die Eltern. Thumser weiter: "Eine Erhöhung wäre weder christlich noch sozial". Markus Geflitter (SPD) fragte nach: "Wenn die Kirche nicht auf die Verwaltung zugekommen wäre, würden wir uns nicht über das Thema unterhalten." Es kam hier kein Dementi.
Was doch erhöht wird
Nachdem sich durch weitere Wortmeldungen (Axel Dorscht und Katrin Liebermann, SPD) abzeichnete, dass eine Umsetzung des Vorhabens zum neuen Kindergartenjahr eher schwierig wird, schlug Bürgermeister Ehrlicher vor, die Erhöhung der Elternbeiträge erst ab September kommenden Jahres wirksam werden zu lassen. Aber auch hier fand er keine Mehrheit für seinen Weg- Mit 11:8 Stimmen wurde der Vorschlag abgelehnt.
Noch deutlicher wurde die Abstimmung bei der Frage, ob es schon in diesem Jahr zu einer Erhöhung kommen sollte. Neben dem Bürgermeister sprachen sich nur vier Stadtratsmitglieder für die Beitragserhöhung aus. Anders sah es beim Thema Mittagsbetreuung "Wirbelwind" an der Grundschule Bad Rodach aus. Dort wurden mit 11:8 Stimmen eine Beitragserhöhung sowie diverse Änderungen im Betreuungsvertrag beschlossen.