Michael Bittermann aus Friesen hat den 84 Kilometer langen Wolff-Sports-Ultra-Trail gewonnen. Dabei hatte er jedoch schwer mit seinem Körper zu kämpfen, doch kurz vor Schluss packte ihn der Ehrgeiz.
dominic Buckreus Knapp vier Stunden lang war Michael Bittermann bereits gelaufen. 40 Kilometer lagen hinter ihm, als er zur Mittagszeit bei Temperaturen über 30 Grad den Moritzberg in der Fränkischen Alb vor sich sah. Bis dahin lief es für den Friesener beim Wolff-Sports-Ultra-Trail nach Plan. Er lag an der Spitze des Teilnehmerfelds und hätte seine selbst definierte Zielzeit noch erreichen können. Doch dann ging es fast 300 Höhenmeter zum höchsten Punkt des Laufes steil nach oben. "Da hat es mich fast zermürbt", sagt Bittermann.
Seine vor dem Lauf ausgeklügelte Taktik ging für den 46-Jährigen so nicht ganz auf. "Ich wollte morgens, wenn es frischer ist, etwas schneller laufen. Das hat sich aber nicht bezahlt gemacht, weil die Höhenmeter erst relativ spät im Rennen kamen. Das hätte ich langsamer angehen müssen", blickt er kritisch zurück. Dennoch überquerte er als Erster die Ziellinie.
Um 8 Uhr morgens fiel der Startschuss für die 17 Teilnehmer des Ultra-Trails über den Fränkischen Dünenweg. Mit Start in Feucht bei Nürnberg verläuft dieser über kleine, sandige, verschlungene Wege mit kleinen Bachläufen und wackeligen Brücken bis nach Lauf an der Pegnitz und über Altdorf zurück nach Feucht ins Ziel - 84,41 Kilometer, eine doppelte Marathon-Strecke.
Nur ein kurzes Vergnügen
Schon zu Beginn des Trails hatte sich Bittermann an die Spitze gesetzt. "Anfangs genießt man noch die Natur, aber irgendwann ist man nur noch mit seinem Körper beschäftigt", erklärt er. Kleine Schritte machen, Schultern entspannen, die Schmerzen vergessen, "man quält sich halt so durch und versucht, in eine Art Meditation zu kommen."
Der Ausdauersportler weiß genau, wie er so eine Distanz überstehen kann. Denn der Wolff-Sports-Ultra-Trail war ein vergleichsweise kurzer Lauf für ihn. 2016 lief er beispielsweise ein 100-Meilen-Rennen in Thüringen, das sind umgerechnet etwa 160 Kilometer. Sieben Jahre zuvor wagte er sich an einen 200-Kilometer-Lauf.
Es gibt aber auch Situationen, die man vorher nicht trainieren kann. Nach der dritten Verpflegungsstation bei Kilometer 60 setzten bei Bittermann Magenschmerzen ein. Ein Kohlenhydrate-Gel, mit dem er sich dort gestärkt hatte, war daran schuld, vermutet er. "Manchmal esse ich nur feste Nahrung, wie Schmalzbrot, Nüsse oder Kuchen. Diesmal nur das Gel, das war wohl nicht das richtige. Ich hatte es vorher im Training auch nie ausprobiert", erzählt er.
Es folgte der für ihn schwierigste Streckenabschnitt. Die Magenprobleme machten ihm zu schaffen, dazu machte der Körper langsam schlapp. "Der Akku war leer und ich bin nicht mehr in die Gänge gekommen. Da musste ich mich überwinden." Diesen Punkt kennt er sehr gut, denn diese Schwierigkeiten treten bei jedem Lauf über solche Distanzen auf. "Die Kunst ist, dass man die so schnell wie möglich wieder loskriegt. Diesmal hat es lange gedauert", berichtet er.