Aufgeben ist keine Option

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Mit seinem Youtube-Auftritt sorgt der Hirschaider Andreas Charl für Furore. Grafik/Foto: p
Mit seinem Youtube-Auftritt sorgt der Hirschaider Andreas Charl für Furore.  Grafik/Foto: p
Andreas Charl
Andreas Charl
 

Das Lied "Wunder" war als Motivationssong für die Fußball-EM gedacht. Mitten in der Corona-Krise veröffentlicht der Hirschaider Sänger Andreas Charl seinen Song jedoch unter einem anderen Gesichtspunkt: Hoffnung geben.

"Wunder lassen wir entstehen. Immer wieder sind wir bereit, über Grenzen zu gehen." In seinem unlängst veröffentlichten Youtube-Video singt Andreas Charl die Zeilen seines Refrains voller Überzeugung. Während die Intention Anfang des Jahres zunächst war, die deutsche Nationalelf bei der Europameisterschaft 2020 zum Sieg zu singen, sei sie heute eine ganz andere: den Menschen in Zeiten von Corona Trost zu spenden und ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. In seinem Video, das bereits über 27 000 Mal angesehen wurde, zeigt der in Hirschaid lebende Sänger Aufnahmen verschiedenster berufstätiger Personen, die sich zu Anfang traurig, im Laufe des Liedes jedoch immer positiver zeigen.

Wie wurde aus ihrem EM-Song ein Lied der Hoffnung in Corona-Zeiten?

Andreas Charl: Als wir im Februar die Aufnahmen zu diesem Song begannen, waren wir völlig euphorisch, damit vielleicht auch einen Hit bei den vielen Millionen Fußballfans in Deutschland zu landen. Dann wurde die EM aufgrund von Corona abgesagt. Auf dem Nachhauseweg von meiner Arbeit bei einem großen Musikhaus hörte ich anschließend von meinem Produzenten den finalen Mix unseres Liedes und hier hat es dann Klick gemacht.

Bei meiner Arbeit habe ich es jeden Tag mit Musikern, Veranstaltern und Discjockeys zu tun, die plötzlich durch die Absagen der Veranstaltungen vor dem Nichts standen. In meinem Bekanntenkreis habe ich so viele Gastronomen, die ebenfalls durch die Beschränkungen vor massivsten Problemen standen. Dann habe ich den Song in der finalen Version gehört und ohne dass wir etwas am Text geändert hatten, erlangte der Song plötzlich eine völlig neue Bedeutung. Es stand nicht mehr Fußball im Mittelpunkt, jetzt ging es um Menschen, Existenzen, aber auch Hoffnungen und Motivation die Krise zu überstehen.

Wie ist die Idee für Ihr Video entstanden?

Genau in diesem Moment! Ich hatte mir bildlich vorgestellt, wie niedergeschlagen alle meine Bekannten waren, da plötzlich, von einer Woche auf die andere, eine komplette Existenz gefährdet ist. Dann wollte ich aber auch zeigen, dass Aufgeben keine Option ist, dass man für das Wunder etwas tun muss, dass nach jedem Regen auch wieder Sonne kommt. Das klingt jetzt vielleicht abgedroschen, aber genau das ist meine Motivation.

War die Umsetzung ihrer Videoidee in der derzeitigen Situation schwierig?

Die Umsetzung war deshalb schwierig, weil wir den Song jetzt veröffentlichen wollten. Jetzt brauchen die Menschen Hoffnung. Doch wie wir alles wissen, lautete dann die Devise: Stay At Home, Bleiben Sie zu Hause, also habe ich kurzerhand meine vielen Bekannten kontaktiert und ihnen den Song vorgespielt. Ich habe gefragt, ob sie mich unterstützen würden und ein kleines Handy-Video von sich selbst drehen könnten. Es sollte sowohl eine ernste als auch eine gut gelaunte Szene dabei sein. Das haben wir dann gemischt mit ein paar Impressionen der leeren Nürnberger Innenstadt und einem Kamera-Dreh mit einer kleinen Kamera auf meinem Weg zur Arbeit. Viel mehr Möglichkeiten hatten wir nicht. Wie ist die Resonanz der Hörer?

Die Resonanz der Hörer ist überwältigend: Von "Welch ein passender Text!" zu "Du rettest mir den Tag!" ist wirklich viel dabei. Es läuft auch schon in den ersten Radiostationen, obwohl es schon recht schwer ist, als "Nobody" mit einem Song im Radio gespielt zu werden. Da gibt es viele große Plattenfirmen und wir dagegen sind ein recht kleines Label, aber wir haben eben eine Message. Mich freut es, wenn die Menschen vier Minuten lang einfach mal kurz vergessen können und danach vielleicht mit ein paar Prozentpunkten mehr Optimismus weitermachen können. Das Gespräch führte Annika Ferko.