Zum Thema Namensgebung für das Forchheimer Altstadtfest: Der umstrittene Begriff "Mauerscheißerfest" wäre ja nicht gerade eine Zierde für unser traditionelles Altstadtfest. Aber die erwogene neue Beze...
Zum Thema Namensgebung für das Forchheimer Altstadtfest: Der umstrittene Begriff "Mauerscheißerfest" wäre ja nicht gerade eine Zierde für unser traditionelles Altstadtfest. Aber die erwogene neue Bezeichnung kann wahrscheinlich nicht deftig genug sein.
Bekannt ist, dass "des Gschichtl" vom Mauerscheißer nicht nur eine Legende ist, sondern auch einen Anachronismus darstellt, da die geringfügig ordinäre Skulptur am Rathaus 100 Jahre vor der Schwedenbelagerung unserer Stadt entstanden ist. So wie viele historische Geschehnisse Forchheims unter dem Dunstschleier der weit über tausendjährigen Vergangenheit verborgen sind, so geben auch die figürlichen Schnitzereien an der Rathausfront Rätsel auf.
Auffallend ist, dass mehrere Darstellungen abwertend bis frivol sind. Der Mauerscheißer ist zweimal vorhanden. Des weiteren "ziert" das Rathaus eine affenähnliche, gebeugte Gestalt, die sich am nackten Hinterteil kratzt und sich in ihrer Eitelkeit im Handspiegel betrachtet und glaubt, auf einer Kugel stehend, den alleinigen Anspruch auf die Weltherrschaft zu haben. Soll damit der Mensch grundsätzlich lächerlich gemacht werden?
Damit nicht genug, doch zum Glück schwer erkennbar, ragt aus einem Blattwerk ein Phallussymbol heraus. Ein Dudelsack blasender Bär im oberen Bereich der Fassade könnte einen seinerzeitigen Stadtpfeifer (Musikant) darstellen, der in seiner bärigen Gestalt so etwas wie ein Forchheimer Original war.
Es könnte ja sein, dass der Schöpfer der Schnitzereien, Hans Ruhalm, der auch Baumeister des Rathauses war, vom damaligen Magistrat der Stadt für seine Leistungen nicht seinen finanziellen Vorstellungen entsprechend entlohnt wurde und der Stadt deshalb für alle Zeiten - und das mit Erfolg - einen Denkzettel verpassen wollte.
Ich erhebe mit meiner Interpretation keinen Anspruch, den Stein der Weisen gefunden zu haben. Vielleicht ist aber dieser kleine Beitrag eine Anregung für die Bürger, die Rathausfront mit ihren sonderlichen Figürlichkeiten einmal selbst in Augenschein zu nehmen.
Eberhard Heiser