Balthasar Neumann: Der Name dieses berühmten Baumeisters dürfte selbst nicht sonderlich an Architektur interessierten Franken ein Begriff sein. Doch wer ist...
Balthasar Neumann: Der Name dieses berühmten Baumeisters dürfte selbst nicht sonderlich an Architektur interessierten Franken ein Begriff sein. Doch wer ist Joseph Greissing? Neumanns direkter Vorgänger als fürstbischöflicher Hofbaumeister in Würzburg beeinflusste nicht nur dessen Werk, er hinterließ auch vielfältige Zeugnisse seiner eigenen Baukunst. Am kommenden Freitag widmet Johannes Mack (Happertshausen) auf Einladung des CHW Seßlach (Colloquium Historicum Wirsbergense) in der Alten Schule dem umtriebigen Barockarchitekten einen Lichtbildvortrag.
In unmittelbarer Nachbarschaft des ehemaligen Schulhauses, das Ende des 17. Jahrhunderts als Getreideschüttboden des Würzburger Juliusspitals diente, findet sich in der Luitpoldstraße 7 ein Bauwerk Greissings: Als fürstbischöfliches Amtsmagazin errichtete der Architekt das Gebäude im Jahr 1714.
Nach der Säkularisation diente es als Salzfaktorei, später als Amtsgerichtsgefängnis. Greissing, ein Bergbauernsohn aus Vorarlberg und gelernter Zimmermann, hatte es zurzeit des Baus bereits zum Hofzimmermeister gebracht. Fürstbischof Johann Philipp II. von Greiffenclau, dessen Wappen die Fassade des Seßlacher Gebäudes ziert, protegierte den begabten Zimmerermeister und machte ihn kurz darauf zu seinem Stadt- und Landbaumeister. Neben seinen Hauptwerken in Würzburg (unter anderem Neumünsterumbau, Fürstenbau des Juliusspitals) und Ebrach (Klosteranlage) errichtete der Architekt und Großbauunternehmer weitere bedeutende Sakralbauten. Gerade in den Haßbergen finden sich viele Werke Greissings, wie das Schloss Burgpreppach, Kirche und Pfarrhaus in Gereuth, das Haßfurter Amtshaus oder das Eberner Finanzamt.
Die Schlosskirche in Gereuth steht als Beispiel für die mainfränkische Einturm-Fassade, die stilprägend wurde.
Seinen Nachfolger Neumann beeinflusste Greissing besonders im Hinblick auf den Kuppel- und Gewölbebau. In Ebern setzte sein Schüler Johann Georg Dantzer seinen "heiteren Zierstil" fort. Zwei Jahre nachdem Neumann ihn infolge des Regierungswechsels im Hochstift zu Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn als Hofbaumeister verdrängt hatte, starb Greissing 1721 in Würzburg.
Der Vortrag "Vom Bergbauernsohn zum fürstlichen Baumeister - der Barockarchitekt Joseph Greissing (1664-1721)" im Kultursaal der Stadt Seßlach (Alte Schule, Luitpoldstraße 3) beginnt am 26. Februar um 19 Uhr. Er beinhaltet sowohl Einblicke in das Leben und Wirken Greissings als auch Informationen über die Organisation barocker Großbaustellen.
bkn