Arbeit zum gegenseitigen Nutzen

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Vier von 44 Flüchtlingen, die in Forchheim im einstigen ASB-Heim untergebracht wurden. Die Wirtschaft will ihnen den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt erleichtern. Foto: M. Hoch
Vier von 44 Flüchtlingen, die in Forchheim im einstigen ASB-Heim untergebracht wurden. Die Wirtschaft will ihnen den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt erleichtern.  Foto: M. Hoch
 

Flüchtlinge  Der Grünen-Politiker Ludwig Hartmann fordert in Forchheim, Asylbewerbern den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern. Dafür sprechen sich auch die Wirtschaftskammern aus.

von unserer Mitarbeiterin Pauline Lindner

Forchheim — Gerade sind 44 Flüchtlinge, die mit der Bahn nach München gekommen sind, im ehemaligen ASB-Heim untergebracht worden. Davon weiß Ludwig Hartmann noch nichts. Der Landtagsfraktionsvorsitzende der Grünen besucht Forchheim wegen einer Kreisversammlung seiner Partei. Ein Thema dort sind Überlegungen zur Flüchtlingspolitik.
Kreisrätin Lisa Badum arbeitet im Beirat des Jobcenters mit. Dort hat sie mit Jobcenter-Chef Roland Dauer mit einem Projekt für 25 Flüchtlinge zu tun. Sie haben ab Ende Oktober die Chance, innerhalb von sechs Monaten an den deutschen Arbeitsmarkt herangeführt zu werden. Daran haben Handwerker und Unternehmer und deren Kammern Interesse, weiß Hartmann aus diversen Gesprächen.
Er fordert deshalb eine Partnerschaft für Ausbildung und Wissenstransfer. Seine besondere Zielgruppe sind dabei junge Leute aus den Westbalkanländern. "Am 1. September waren 4700 Lehrstellen in Bayern unbesetzt. Für sie gab es also keine vorrangigen Interessenten. Warum nicht Leute aus dem Kosovo anwerben, wo eine Jugendarbeitslosigkeit von 70 Prozent herrscht? Oder dem EU-Beitrittskandidaten Serbien?"
Hartmann greift dabei ein Modell der IHK auf: 3+2. Drei Jahre Ausbildung plus zwei Jahre Betriebserfahrung, auch zum Nutzen der ausbildenden Firma. Wenn dann die Person in ihre Heimat zurückkehrt, bringt sie mit dem erworbenen Kenntnissen ihr Land wirtschaftlich auf die Beine. Wenn sie einen Geschäftspartner braucht, wird sie an die ihr aus Deutschland bekannten herantreten, denkt Hartmann.


Perspektive gefordert

"Wir werden mittelfristig sehr davon profitieren." Wirtschaftlich sicherlich, aber auch im Sinne eines friedlich prosperierenden Europa. Hartmann erinnert deshalb an eine Aussage, die er Ende der 90er-ahre in Sarajevo hörte: "Wenn die Jugend keine Perspektive hat, wird der Friede nicht halten." Damit stehen weder er noch seine Partei alleine. Ähnliche Gedanken äußerte beispielsweise Baiersdorfs Bürgermeister Andreas Galster (CSU), als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in seiner Stadt ankamen.
Grünen-Kreisrat Karl Waldmann ist Pädagoge. Deshalb richtet er sein Augenmerk auf die schulische Förderung von Flüchtlingskindern. Ganz oben auf seiner Liste stehen zwei Forderungen: Einstufung der Kinder nach Vorbildung (Bildungclearing) in die entsprechenden Übergangsklassen, nicht nach dem Lebensalter. Und: Berufsintegrationsjahre an den Berufschulen für alle geflohenen Jugendlichen. Bislang werden nur unbegleitete Minderjährige unmittelbar beschult.
Waldmann hat einen entsprechenden Forderungskatalog vorbereitet. Er möchte, dass möglichst viele Kreistagskollegen zustimmen, ihn an die Staatsregierung zu senden.