Apotheke und Bäckerei in einem

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Apotheker Reinhold Krumm und Kundin Johanna Häfner Fotos: Franz Galster
Apotheker Reinhold Krumm und Kundin Johanna Häfner  Fotos: Franz Galster
Bäckerei und Apotheke bilden eine funktionierende Symbiose.
Bäckerei und Apotheke bilden eine funktionierende Symbiose.
 

Im Juli haben Sonja Hornegger-Krumm und Reinhold Krumm in Kunreuth ein ungewöhnliches Modell begonnen - und der bisherige Erfolg gibt ihnen recht.

Eine Apotheke mit angebautem Bäckereiladen - als der damalige Bürgermeister Hermann Ulm seinem Gemeinderat diesen Bauplan vor etwa drei Jahren vorlegte, klang das doch sehr ungewöhnlich. Und doch hat dies in Kunreuth eine gewisse Systematik.
Im Dorf mit 683 Einwohnern pulsiert das Leben, im Gegensatz zu vielen Landgemeinden. Die geographische Lage ist dabei freilich nicht ungünstig. Die Realisierung der Apotheke von Sonja Hornegger-Krumm und Reinhold Krumm hat sich etwas in die Länge gezogen. Aber Anfang Juli wurde sie eröffnet. Ein ständiges Kommen und Gehen zeigt, sie wird angenommen. "Ich hole etwas für meine Oma. Es ist einfach schön, wieder eine Apotheke in Laufweite zu haben, das ist es besonders auch für ältere Menschen", meint Johanna Häfner. Die Kundin Cornelia Radzun aus Mittelehrenbach pflichtet bei und ergänzt: "Es war eine echte Lücke. So wird das Dorfgeschehen aufrechterhalten. Wir erleben hier Sachlichkeit, Beratung und Menschlichkeit." Das können auch die 765 Bürger der Außenortschaften der Gemeinde Kunreuth sagen.
Eine Rückblende: Die alte Apotheke gegenüber dem Dorfladen Drinndörfer hatte seit 2011 geschlossen. Daneben stand ein altes Bauernhaus, ebenfalls leer. Genau das, was heute so gefürchtet ist, Leerstand. Hermann Ulm, damals dezent und offenbar effizient im Hintergrund agierend, schaffte in seiner Amtszeit ein komplett neues Netzwerk. In die alte Apotheke zog die Volksbank. Ihren früheren Standort überließ die Bank dem Dorfladen Drinndörfer, eine zusätzliche Stabilisierung des Ladens durch die Vergrößerung. In vielen Gesprächen konnte Ulm das Apothekerehepaar Krumm für ein neues Apothekengebäude an der Stelle des alten Bauernhauses gewinnen. Ein Bäckereiladen hatte in der Forchheimer Straße geschlossen.


Funktionierendes Netzwerk

Diese Lücke füllte die Bäckerei Werner mit der Anmietung des Anbaus der neuen Apotheke. Dazu kam, dass im Dorfzentrum gleichzeitig ein Ärztehaus mit zwei Praxen eröffnete.
Bäckereibesitzer Otmar Werner, Poxdorf, verfügt mit Kunreuth über fünf Stützpunkte. "Eigentlich wollte ich nicht, aber der Apotheker gab nicht nach und jetzt bin ich froh, dass ich rein bin", sagt er ganz gelöst. Es läuft ordentlich und wird von den Leuten gut angenommen. Von sechs bis 18 Uhr ist durchgehend geöffnet. Zwei Voll- und eine Teilzeitkraft finden hier eine Anstellung. "Ist der Chef zufrieden, dann ist es auch die Verkäuferin. Für mich ist es ein schönes Zubrot", sagt Sandra Rauh aus Effeltrich, die hier Dienst tut. Wie Monika Drinndörfer aus dem benachbarten Laden sagt, ist das funktionierende Netzwerk von Gewerbe wichtig. Als Jahre zuvor eine gegenüberliegende Apotheke aufhörte, sei ihr Umsatz spürbar zurückgegangen.
Apotheker Krumm weiß um den Wettbewerb auch in seinem Geschäft. Mit seiner weiteren, gut eingeführten Apotheke in Kunreuth lassen sich zusätzliche Synergieeffekte erzielen. 2,5 Arbeitskräfte verdienen hier ihr Brot. Ansonsten muss er sich auch mehr und mehr dem Onlinewettbewerb stellen, einem Phänomen für viele Geschäfte. Insofern hat er sich seine Entscheidung gründlich überlegt. "Es ist fundamental wichtig, möglichst Lücken im Zentrum des Dorfes zu schließen, möglichst erst gar nicht entstehen zu lassen und so das Herz eines Dorfes am Schlagen zu halten", sagt der damalige Bürgermeister und heutige Landrat Hermann Ulm.


Vier zusätzliche Parkplätze

Ein Mosaik und Netzwerk, das sich gegenseitig Frequenz gibt und nur im Ganzen funktioniert. Man müsse dem Apotheker für seine Entscheidung danken.
Die Gemeinde weiß um die Wichtigkeit der örtlichen Versorgung. Krumm freut sich über die prompte Unterstützung von Bürgermeister Konrad Ochs. Er hat vier zusätzliche Kurzzeitparkplätze unmittelbar gegenüber anlegen lassen. "Ich wäre nicht hierhergezogen ohne eine passable Nahversorgung", sagt eine Neubürgerin.
Genau da steckt ein wesentlicher Kern. Abwanderung auf dem Dorf ist und bleibt ein Problem. Nur eine intakte Infrastruktur kann dem entgegen wirken. Und das ist offensichtlich nicht immer einfach.