Geschichte Heßdorf stand mehr als 400 Jahre unter bambergischer Verwaltung, seit 1802 gab es verschiedene Obrigkeiten. Der Ort, der sich zu einem der Zentren des Seebachgrunds entwickelt hat, begeht heuer seine 700-Jahr-Feier.
von unserem Mitarbeiter manfred Welker
Heßdorf — Vor 700 Jahren wurde Heßdorf erstmals urkundlich erwähnt. Nach dem Aussterben der Adelsfamilie von Gründlach übertrug Bischof Wulving von Bamberg deren Bamberger Lehen, darunter "ze Hessedorf", im Jahr 1315 an Margareta von Brauneck. Ziegelhöfer und Hey interpretieren den Ortsnamen Heßdorf als "zum Dorf des Hesse, Hesso". Der Ort entwickelte sich aus sechs Anwesen im 15. Jahrhundert bis hin zu elf Höfen um 1800, von 1364 bis 1803 war er der Verwaltung des Domstifts Bamberg zugeordnet.
Die von Mayenthal auf Neuenbürg verkauften 1408 zwei Höfe Bamberger Lehen an die von Harsdorfer in Nürnberg, die bis 1803 in deren Besitz waren. Vom 16. Jahrhundert bis 1803 gehörten noch zwei kleine Güter dem Rittergut Neuenbürg, von 1560 bis 1803 zwei Güter als Kastenlehen dem Amt Herzogenaurach.
Heßdorf gehörte ursprünglich zur Urpfarrei Büchenbach und war seit Gründung der Pfarrei Hannberg dort eingepfarrt. Die Blutgerichtsbarkeit, Steuer und Landeshoheit lag beim Amt Herzogenaurach. Nach der Zerstörung der Anwesen im 30-jährigen Krieg wurden diese in walzende Lehen umgewandelt und als solche ausgegeben. Vier Höfe wurden bis 1700 neu aufgebaut, drei waren abgegangen.
Zur Zeit des Heßdorfer Obleiherrn Carl Sigmund von Aufseß (Besitzer von 1692 bis 1715) bestand Heßdorf im Jahr 1696 aus dreizehn Höfen, die Ortsflur umfasste 251 7/8 Morgen Feld, 63 4/8 Morgen Wiesen, 14 7/8 Morgen Weiher, 21 1/4 Morgen Wald und 504 1/8 Morgen Ödung.
Die Seebach treibt die Mühle an Roppelt schrieb 1801 zu dem Ort: "Heßdorf. Liegt in der Bambergischen Zent und Territorium. Die Geistlichkeit gehört zur Pfarrei Hannberg, der Zehend mit 2/3 dem Domkapitel zu Bamberg, mit 1/3 dem Herrn Oberpfarrer. ( ... ) Das Gemeindehirtenhaus, 15 andere Häuser, neun Städel und eine mit Haus, Stadel und zwei unterschlechtigen Mahlgängen versehene Mühle sind dem Amt Herzogenaurach steuerbar." Auch die eher kleine Seebach konnte zum Betreiben eines Mühlrades dienen. Mit dem Bau der Mühle in Heßdorf wurde im Jahr 1576 begonnen. Nach 1787 konnte der aus Scheßlitz stammende Müller Pankratius Reif einen großen Teil des ehemaligen Barthels-Hofes erwerben und die Mühle weiter ausbauen. Das hölzerne Wasserrad wurde 1906 abgebrochen und durch ein neues, eisernes Antriebswerk ersetzt. Durch den Ersten Weltkrieg kam der Mühlenbetrieb zum Stillstand. Nach dem Ersten Weltkrieg konnte die Mühle nicht mehr in Betrieb genommen werden. 1919 wurde das Mühlrad abgebrochen und die Mühlentechnik aus dem Gebäude entfernt.
Da Heßdorf zum Bambergischen Zentamt Herzogenaurach gehörte, kam es mit diesem im Jahr 1802 an das Kurfürstentum Pfalzbayern, durch den Hauptlandesvergleich 1803 an das Königreich Preußen und war dort dem Kasten- und Justizamt Herzogenaurach zugeordnet. Im Jahr 1810 kam Heßdorf mit dem Amt Herzogenaurach an das Königreich Bayern. Heßdorf wurde am 6. Januar 1812 dem Landgericht Herzogenaurach und dem Rentamt Erlangen zugewiesen. Am 1. Oktober 1847 erfolgte der Wechsel zum Rentamt Herzogenaurach.
Im Jahr 1868 wird der Ort Heßdorf mit 204 Einwohnern und 60 Gebäuden angegeben. 187 Einwohner, 68 Gebäude, ein Pferd und 118 Stück Rindvieh gab es nach einer Erhebung des Jahres 1877 in Heßdorf. Die Einwohner hatten zur Post Weisendorf 6,5 Kilometer sowie zur katholischen Schule und zur Pfarrei Hannberg 1,5 Kilometer zurückzulegen.
Im Jahr 1904 verfügte die Landgemeinde Heßdorf über 745 Hektar Fläche, in Heßdorf selbst gab es 196 Einwohner und 35 Wohngebäude. Zum Amt Herzogenaurach waren 13,7 Kilometer zurückzulegen. Die zuständige Poststelle lag nun in Großenseebach. 1928 war die Einwohnerzahl auf 216 gestiegen, die Zahl der Wohngebäude auf 37.
Am 15. April 1945 rollten gegen 8 Uhr morgens amerikanische Streitkräfte des 30. Infanterie-Regiments mit sechs Panzern und Motorfahrzeugen von Hannberg kommend in Heßdorf ein. Die Bevölkerung suchte vor den anrückenden US-Amerikanern Schutz in den Bierkellern von Unter- und Obermembach sowie den Waldrändern der Umgebung. Die Ortschaft war mit weißen Fahnen beflaggt.
Eine Granate schlägt ein Da aus der Umgebung von Untermembach durch Einheiten der Waffen-SS Widerstand geleistet wurde, erwiderten die US-Amerikaner das Feuer. Eine Granate schlug in die Scheune von Andreas Nagel in Untermembach Nr. 18 ein. In der Gemeinde Heßdorf waren rund 150 Evakuierte aus dem Nürnberger Raum, dem Saargebiet sowie Vertriebene aus Schlesien, dem Sudetenland und Jugoslawien untergebracht. Mit dem Kriegsende begaben sich Fremdarbeiter und Kriegsgefangene wieder in ihre Heimatländer und verschwanden damit aus den Ortschaften.
Durch die US-Amerikaner wurde Valentin Fröhlich als kommissarischer Landrat des Landkreises Höchstadt/Aisch und Konrad Schickert in Großdechsendorf als kommissarischer Bürgermeister auch für Heßdorf eingesetzt. Als Bürgermeister folgten ihm Andreas Reif, Christof Nagel, Johann Noppenberger, Simon Rabl, Alwin Becker, Helmut Maar, Manfred Bäreis (in Vertretung) und seit 2012 Horst Rehder (Bürgerblock).
Wie sich Marianne Ort von der gleichnamigen ehemaligen Bäckerei erinnert, gab es früher neben ihrem Betrieb zur Versorgung der Heßdorfer noch die Bäckerei Gerhardt Maier und die Metzgerei Adolf Thomann. Außerdem gab es das Hotel und Restaurant Zur Post, die Sportgaststätte und das Gasthaus "Zur Linde", wo bis zur Fertigstellung des Sportlerheims in Heßdorf die Kerwa gefeiert wurde. Es gab die Sattlerei Ebert, Schneider Nikolaus Gumbert und Uhrmachermeister Alwin Becker sowie die Schreinerei Reif. Heßdorf war aber vor allem landwirtschaftlich geprägt, von 1937 bis 1962 gab es eine Molkerei in dem Ort. Im November 2014 lebten in Heßdorf (im Ort, nicht in der Gesamtgemeinde) 1446 Einwohner.