Während die Lichtenfelser Unternehmen die aktuelle Lage überraschend positiv einschätzen, bleiben die Erwartungen weiter negativ. "Die Unsicherheit unserer heimischen Unternehmen schlägt sich deutlich...
Während die Lichtenfelser Unternehmen die aktuelle Lage überraschend positiv einschätzen, bleiben die Erwartungen weiter negativ. "Die Unsicherheit unserer heimischen Unternehmen schlägt sich deutlich in den Zahlen nieder", erklärt Wilhelm Wasikowski, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des IHK-Gremiums Lichtenfels.
Der IHK-Konjunkturklimaindex stieg um 13 Zähler und liegt nun bei 87 Punkten. "Ein Index unter 100 Punkten zeigt deutlich, dass die Lichtenfelser Wirtschaft weiter unter Druck steht", fasst Wasikowski zusammen. Nach ihrer aktuellen geschäftlichen Situation befragt, geben die Lichtenfelser Firmen ein überraschend positives Statement ab: 44 Prozent der befragten Unternehmer stufen die Geschäftslage positiv ein, 30 Prozent sind mit ihrer Geschäftslage unzufrieden. Damit liegt das IHK-Gremium Lichtenfels in der Spitzengruppe der oberfränkischen Teilregionen.
In den Zahlen spiegelt sich die Erleichterung vieler Unternehmen wider, dass sich die Corona-Pandemie nicht so stark ausgewirkt hat, wie befürchtet. Wasikowski: "Viele Unternehmen haben zwar mit Umsatzrückgängen zu kämpfen, die negativen Erwartungen aus dem Frühjahr sind aber nicht eingetreten."
Die Liquidität wird indes von 87 Prozent der Unternehmen als gut bis befriedigend eingeschätzt und nur noch von vier Prozent als existenzbedrohend.
Deutliche Einschnitte erwartet
Viele Unternehmen fürchten offenbar die wieder steigenden Infektionszahlen: Gerade einmal fünf Prozent rechnen für die kommenden zwölf Monate mit einem Aufwärtstrend. Auf der anderen Seite rechnen knapp zwei Fünftel der Unternehmen mit einer Verschlechterung der Geschäftslage. Dies ist im Saldo ein alarmierender Wert, der sich im Vergleich zum Mai auch noch einmal verschlechtert hat. Wasikowski hierzu: "Sorge bereitet mir vor allem, dass sich Lichtenfels negativ von den Ergebnissen in anderen Regionen absetzt." Auslöser dafür sind aus seiner Sicht verschiedene Ursachen. "An erster Stelle ist hier die Situation bei den Automobilzulieferern zu sehen, die weiter enorm unter Druck stehen", erklärt der IHK-Vizepräsident. "Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf den Dienstleistungssektor, den Einzelhandel und die Gastronomie. Unternehmen vergeben weniger Aufträge an Dienstleistungsunternehmen, Mitarbeiter geben weniger Geld im Einzelhandel und in der Gastronomie aus."
Auch der Tourismus, der im Landkreis eine wichtige Rolle spielt, bleibt weiter unter Druck – vor allem, wenn die Infektionszahlen wieder steigen. "Von etlichen Unternehmern aus dem Raum Burgkunstadt, vor allem von Einzelhändlern, weiß ich außerdem, dass diese durch die vielen Baustellen bis zum Jahresende um ihre Umsätze fürchten", sagt Wasikowski.
Trotz der sehr zurückhaltenden Geschäftserwartungen bieten die Investitions- und Beschäftigungsplanung durchaus Raum für Optimismus: Die Investitionsbereitschaft ist im Vergleich zum Frühjahr spürbar gestiegen. Auch die Zahl der Unternehmen, die mehr investieren wollen, ist wieder gestiegen. Dies ist ein Indiz dafür, dass die Unternehmen zwar für die kommenden Monate mit einer rauen See rechnen, aber für 2021 eine Stabilisierung der Konjunktur erwarten.
Kurzarbeit als Instrument
Kammerweit muss gut ein Drittel der Wirtschaft ihre Personalkapazität der schwächeren Nachfrage anpassen. Dies kann jedoch vor allem über Kurzarbeit und flexible Arbeitszeitmodelle erfolgen und muss nur in geringerem Umfang durch den Abbau und die Nicht-Nachbesetzung von Stellen geschehen, so die Ergebnisse der Umfrage. Dies trifft auch auf den Landkreis Lichtenfels zu. Die Zahl der Unternehmen, die dort mit einem Beschäftigtenabbau rechnen, ist spürbar zurückgegangen. Im Saldo gehen die Unternehmen für die kommenden zwölf Monate aber weiterhin von einem Beschäftigtenrückgang aus.
"Vor diesem Hintergrund ist es entscheidend, dass keine neuen Bürokratiemonster erschaffen werden. So kommt der aktuelle Vorstoß zum Rechtsanspruch auf 24 Tage Homeoffice zur absoluten Unzeit. Ein solcher Anspruch nutzt weder Unternehmen noch Mitarbeitern. Auch ist es wichtig, dass der Zugang zu Corona-Unterstützungsmaßnahmen spürbar erleichtert wird", erklärt der Vorsitzende des IHK-Gremiums Lichtenfels. red