Dank einer Druckleitung kann Kemmern auf eine eigene Kläranlage verzichten.
Es ist ein echtes Großprojekt. Zwischen Kemmern und der Kläranlage Bamberg nahe der Autobahn A 70 wird eine Druckleitung verlegt, die künftig das Abwasser aus Kemmern nach Bamberg befördern wird. Kemmern kann damit auf eine eigene Kläranlage verzichten. Die Details zur viereinhalb Kilometer langen Trasse wurden jetzt im Gemeinderat vorgestellt, ebenso wie das notwendige neue Abwasserpumpwerk.
Eigene Kemmerner Kläranlage sanieren oder nach Bamberg anschließen? Mit dieser Frage beschäftigten sich Bürgermeister, Gemeindeverwaltung und Gemeinderat über viele Jahre. Es kristallisierte sich heraus, dass ein Anschluss nach Bamberg auf Dauer vorteilhafter sei als eine eigene Anlage. So begannen die Planungen, der Bau von Pumpwerk und Leitung wird nun ab diesem Jahr durch den Entsorgungs- und Baubetrieb der Stadt Bamberg vorgenommen.
Winrich Bussinger vom Ingenieurbüro Höhnen & Partner aus Bamberg stellte im Gemeinderat noch einmal die detaillierte Planung vor. Auf dem Grundstück der bisherigen Kemmerner Kläranlage im Süden des Ortes wird ein Abwasserpumpwerk
entstehen. Das Bauwerk, das rund acht Meter in die Tiefe geht, wird aus Stahlbeton erstellt und soll ein Zinkblechdach erhalten - optisch füge es sich gut in die Örtlichkeit ein, so Bussinger. Vom Pumpwerk führt, hauptsächlich entlang von Feldwegen, die Druckrohrleitung (zwei Rohre), an Hallstadt vorbei, quert die Autobahn und mündet in das Grundstück der Bamberger Kläranlage.
4,5 Kilometer sind so zu überbrücken. Mitverlegt werden zudem zwei Kabelrohre. So wird das Pumpwerk in Kemmern jederzeit von Bamberg aus steuerbar sein. "Die Leitungen umgehen die ufernahen Bereiche des Mains, halten weiten Abstand zu Brunnen und beeinträchtigen den Maindeich im Bereich Hallstadt nicht", erklärte Bussinger. Aufgrund der Linienführung der Trasse, die sich an Feldwegen orientiere, können die Rohre größtenteils im sogenannten Pflugverfahren eingebracht werden, sie liegen anschließend zwischen anderthalb und zweieinhalb Meter tief.
Drei Millionen Euro
Im laufenden Jahr soll das Pumpwerk, voraussichtlich bis Ende November, fertiggestellt werden, zudem werden diverse Querungen wie die der Autobahn realisiert. Das Pflugverfahren für die restlichen Leitungen wird dann 2019 angewendet. Die gesamten Baukosten liegen nach aktuellen Berechnungen bei rund drei Millionen Euro, ohne Grunderwerb und Baunebenkosten. Davon macht die Trasse selbst etwa 1,6 Millionen Euro, das Pumpwerk ohne Maschinentechnik 430 000 Euro aus.
Auf Nachfrage von Gemeinderat Volker Pflaum (UBB) soll geprüft werden, ob der Betrieb des Pumpwerks auch über ein Notstromaggregat sicherzustellen sei. Ein solches wird Kemmern im Rahmen der Ertüchtigung des Hochwasserschutzes erhalten. Oliver Dorsch (Zukunft für Kemmern) interessierte sich für den Fall eines Defektes. Hier wies Bussinger auf die zweite zur Verfügung stehende Druckleitung hin. Außerdem befinde sich auch noch ein Überlaufbecken in der Nähe. Einstimmig nahm der Gemeinderat die Entwurfsplanung an. Im Frühjahr erfolgt nun die Ausschreibung der Bauarbeiten durch den Entsorgungs- und Baubetrieb der Stadt Bamberg.