Abschluss, und jetzt?

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Die Auszuildende Monika Hren hat ihre Passion mit der Betreuung und Pflege von alten Menschen gefunden. Foto: Andreas Hofbauer
Die Auszuildende Monika Hren hat ihre Passion mit der Betreuung und Pflege von alten Menschen gefunden. Foto: Andreas Hofbauer

Nach dem Schulabschluss gibt es viele Möglichkeiten weiterzumachen. Für alle Schüler der Höchstadter Ritter-von-Spix-Schule ist der Weg schon klar. Begehrt sind auch bei den Realschülern Ausbildungsberufe.

Höchstadt — Was soll ich in Zukunft nur machen? Eine Ausbildung? Eine weiterführende Schule? Oder doch lieber etwas ganz anderes? Diese Fragen stellen sich viele Schüler zurzeit.
Die Absolventen der Abschlussklassen der Ritter-von-Spix-Schule in Höchstadt müssen sich die Frage, zumindest für dieses Jahr, nicht mehr stellen. "Bei uns ist für alle Schüler das Vorgehen und das Ziel für das nächste Jahr klar", freut sich Schulleiter Michael Ulbrich. "Beliebt ist bei uns vor allem das ,9+2'-Modell. Darin besuchen die Schüler des qualifizierten Hauptschulabschlusses eine Vorbereitungsklasse, mit der sie auf die Mittlere-Reife-Prüfung in der zehnten Klasse vorbereitet werden."
Dieses System startet nun ins vierte Jahr und wird von Jahr zu Jahr öfter aufgegriffen. Nichtsdestotrotz beginnt ein Großteil der Schüler, etwa 60 bis 70 Prozent, eine Ausbildung. Darunter sind vielfältige Berufe wie Friseur, Dachdecker, Krankenschwester und zahnmedizinische Fachangestellte vertreten.
Schüler, welche die mittlere Reife bereits erworben haben, stecken sich mit einem Wechsel auf die Fachoberschule, beispielsweise in Ebermannstadt oder Neustadt, neue Ziele, oder kommen bei Größen in der Umgebung wie Schaeffler oder Siemens unter.
Der Grund, warum die Ausbildungsberufe an den Schulen immer beliebter werden, sieht der Schulleiter in der Vorgehensweise der Unternehmen. Seiner Meinung nach kommen diese bedeutend früher auf die Schulen zu, als noch vor ein paar Jahren. Alleine in den letzten zwei bis drei Jahren gehen die Firmen aktiv auf die Klassen zu, um die besten Schüler direkt weg zu holen. Ein wirklicher Trend bei der Berufswahl der Schüler ist laut Michael Ulbrich aber nicht ablesbar.


70 Prozent starten eine Lehre

Ähnlich geht es auch den Schülern von der Realschule in Höchstadt. Auch hier ist für alle klar, wohin die Reise geht. Auch hier werden fast 70 Prozent in einen Ausbildungsberuf starten. "Ich freue mich für die Schüler", stellt Konrektor Thomas Röhlich fest. "Dass die Schüler aber schon früh von Unternehmen angeworben werden, das versucht die Schule zu vermeiden", erklärt Karin Kraus von der Berufsberatung der Realschule. "Wir versuchen das Ganze auf die 9. Klasse zu konzentrieren, da ist es ja auch am wichtigsten."
Dass die Azubi-Stellen immer beliebter werden, hängt natürlich auch mit der Attraktivität und dem Wandel des Angebots und der Stellen zusammen.
In den vergangenen Jahren stieg zum Beispiel die Zahl der Auszubildenden im Bereich "Metallerzeugung, Bearbeitung und Metallbau" sprunghaft an. Von 2014 gerade einmal 18 Auszubildenden in Höchstadt waren es im Jahr 2016 schon 48, Tendenz steigend. Dieser Wandel in Höchstadt lässt sich aber auch umgekehrt zeigen: Waren im Bereich "Maschinen und Fahrzeugtechnikberufe" 2014 noch 88 Auszubildende beschäftigt, waren es 2016 nur noch 39. So steht es in der Statistik der Arbeitsagentur.
"Wir haben in Höchstadt definitiv ein Nachwuchsproblem, besonders, da wir Altenpfleger suchen", meinte die Leiterin des Vitanas-Seniorenzentrums St. Anna, Johanna Auerbeck. "Nichtsdestotrotz haben wir für den Winter zwei Azubis und sogar einen Interessenten für die dritte Auszubildendenstelle", meint sie.
Bei geeigneten Interessenten sei aber jederzeit auch die Schaffung einer vierten Stelle möglich. "Voraussetzung für eine Stelle bei uns ist der qualifizierende Hauptschulabschluss, soziale Kompetenz und das Interesse an alten Menschen. Denn vor allem die Gespräche mit alten Menschen sind wichtig", gibt die Zentrumsleiterin zu Protokoll.
In den letzten Jahren hatte die Einrichtung zwar kontinuierlich drei Azubis, dennoch sorgt sich Auerbeck stets um den Nachwuchs. "Zum Glück werden wir ja auch unterstützt. Bei unseren Azubis zahlt die Hälfte das Arbeitsamt und die andere Hälfte Vitanas. Auch das Berufsförderzentrum (BFZ) Erlangen hilft uns. Azubis, die wir bekommen, wollen wir außerdem behalten. Das wird von uns aber auch immer so kommuniziert", erklärt Auerbeck.


Drei Azubis im Kfz-Bereich

Bei BMW Wormser hingegen macht man sich keine großen Sorgen um den Nachwuchs. "Wir haben circa fünf Azubi-Stellen pro Jahr zu vergeben. Zwei davon im kaufmännischen Bereich und drei im Kfz-Bereich", erklärt Sandra Schattan, die Assistentin der Geschäftsleitung. Aktuell hat das Unternehmen rund 30 Bewerbungen für den kommenden Winter erhalten. Vor fünf bis acht Jahren waren es maximal zehn Bewerbungen. Organisiert wird dabei alles zentral aus Herzogenaurach.
Die Zimmerei Leicht bildet ebenfalls aus und übernimmt Auszubildende. "Wir bekommen einen neuen Lehrling am Ende des Jahres dazu. Aktuell haben wir auch noch einen in Ausbildung", schildert Jürgen Leicht.
Kritisch sieht die aktuelle Entwicklung Geschäftsführer Markus Schäfer vom Metallbauunternehmen Schäfer in Höchstadt. Trotz intensiver Suche nach Azubis in den vergangenen Jahren hat es nie gepasst. Auch hat das Unternehmen nach eigenen Angaben vor ein paar Jahren deutlich mehr Bewerbungen erhalten. "Heutzutage mit den vielen schulischen Weiterbildungsmöglichkeiten ist es eben sehr schwierig, jemanden für das Handwerk zu bekommen", hadert Schäfer.
"Das ist dann natürlich frustrierend. Und wenn wir dann mal jemanden bekommen, verabschiedet er sich schnell in Richtung eines größeren Unternehmens. Dass so eine Ausbildung, nichtsdestotrotz, natürlich Geld kostet, ist ja nichts Neues", beklagt er sich.