Seine 90 Lebensjahre steckt Egon Merkel aus Dörfles-Esbach locker weg. Zum Altwerden hat der vitale Senior keine Zeit. An seinem Ehrentag gestern fühlte sich der Jubilar besonders prächtig, denn alle ...
Seine 90 Lebensjahre steckt Egon Merkel aus Dörfles-Esbach locker weg. Zum Altwerden hat der vitale Senior keine Zeit. An seinem Ehrentag gestern fühlte sich der Jubilar besonders prächtig, denn
alle seine Lieben waren zum Geburtstagsfest gekommen.
Am 2. September 1928 wurde das Eisenbahnerkind Egon im Erzgebirge in Annaberg-Buchholz geboren. Neun Kinder hatten die Eltern. Der Vater war Lokführer und wurde 1934 nach Zwickau-Planitz versetzt. Egon kam dort in die Schule und wollte später auch zur Bahn. Daraus wurde nichts, die Loks waren im Krieg alle kaputt. Das Arbeitsamt bot dem Jungen nur zwei Berufe an: Bäcker oder Frisör. "Bäcker wollte ich auf keinen Fall werden. So musste ich mit der Frisörausbildung anfangen, mir blieb ja nichts anderes übrig."
Auf eine berufliche Ausbildung nahm der Krieg keine Rücksicht. Egon Merkel wurde 1944 nach Gießen eingezogen und zum Meldegänger ausgebildet. "Das war eine Katastrophe, wir hatten nichts zu essen, Wasser war eingefroren, wir waren furchtbar krank." 1945 kam er heim. "Dann kam die FDJ. Da habe ich gesagt, so was ziehe ich nicht mehr an. 1947 bin ich nach
drüben ausgerissen."
Ehrlichkeit ist ihm sehr wichtig
In Nürnberg angekommen, lief er ohne Papiere zu Fuß, immer an den Bahngleisen entlang, bis nach Coburg. "Da musste man immer auf der Hut sein, wenn man sich irgendwo Essbares stibitzte. Kamst dir vor wie ein Vollverbrecher und alles nur, um zu überleben. Aber eines ist dabei immer wichtig: ehrlich bleiben. Das ist das A und O."