72 Familien standen vor dem Nichts

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Nach dem 2. September 1929 bot sich nach dem Großbrand den Teuschnitzern ein Bild des Schreckens. Repros: Gerd Fleischmann
Nach dem 2. September 1929 bot sich nach dem Großbrand den Teuschnitzern ein Bild des Schreckens.  Repros: Gerd Fleischmann
Die jüngste Brandkatastrophe: Im Jahre 1968 wurden sechs Scheunen und zwei Garagen eingeäschert.
Die jüngste Brandkatastrophe: Im Jahre 1968 wurden sechs Scheunen und zwei Garagen eingeäschert.
 
Teilansicht der großen Brandstätte im Jahre 1929
Teilansicht der großen Brandstätte im Jahre 1929
 
Beispielhafte Unterstützung leistete die Kronacher Feuerwehr und veranstaltete ein Benefizkonzert.
Beispielhafte Unterstützung leistete die Kronacher Feuerwehr und veranstaltete ein Benefizkonzert.
 
Die Stadt Kronach organisierte spontan 1929 eine Haussammlung für die gebeutelten Teuschnitzer.
Die Stadt Kronach organisierte spontan 1929 eine Haussammlung für die gebeutelten Teuschnitzer.
 

Vor 90 Jahren erschütterte ein verheerendes Feuer Teuschnitz. Der halbe Ort wurde zerstört. Es sollte nicht der einzige Großbrand bleiben.

Gerd Fleischmann So manches verheerende Großfeuer wütete in den vergangenen Jahrhunderten im Frankenwald. Ganze Häuserzeilen wurden eingeäschert, ja ganze Ortsteile vernichtet. Tragische Beispiele sind vor allem Teuschnitz und Nordhalben. Doch auch in Wallenfels sorgte der "Rote Hahn" für Angst und Schrecken. Besonders dramatisch verlief das Jahr 1929 für das Städtchen Teuschnitz, das seit 1616 eine außergewöhnliche Katastrophenbilanz mit neun Großbränden aufzuweisen hat.

Kurz nach Mitternacht, vom 1. zum 2. September, brach in der Teuschnitzer Hauptstraße gegenüber dem Bezirksamt ein Feuer aus, das sich mit rasender Geschwindigkeit in der Richtung gegen Reichenbach ausdehnte. Für die Wehren aus Teuschnitz und dem Umland war Großeinsatz angesagt.

Kurz nach dem Brandausbruch raste der Autolöschzug der Kronacher Feuerwehr unter dem Kommando von Hans König nach Teuschnitz, um gegen drei Uhr helfend einzugreifen. Alles verfügbare Schlauchmaterial hatte man von Kronach mitgebracht, man konnte aber bei dem Wassermangel erst spät in Aktion treten.

Trotz aller Bemühungen der Wehrmänner war der Schaden immens. Das Stadtviertel nördlich des Gasthauses "Schwarzer Adler" wurde ein Raub der Flammen. Die Schreckensbilanz: 59 Häuser, 37 Scheunen und 19 Nebengebäude wurden vernichtet, darunter die Apotheke, der Gasthof "Schwarzes Kreuz sowie die Bäckerei Müller, auf der ein Telefonständer mit zwanzig Leitungen stand. Dadurch wurden die Verbindungen mit Ludwigsstadt, Tschirn und Nordhalben gestört.

Der Schaden war immens: Über Nacht standen 72 Familien mit 310 Angehörigen vor dem Nichts. Und die Verantwortlichen hatten ein Riesenproblem, den Betroffenen wirkungsvoll zu helfen.

Sammelplatz im Teuschnitzgrund

Weltuntergangsstimmung nach dem Inferno am 2. September 1929 in Teuschnitz: Dem Betrachter bot sich ein Bild des Schreckens. Überall brennende Haufen auf den Straßen, Fuhrwerke mit den wenigen Habseligkeiten der Betroffenen beladen. Weinende, bekümmerte Frauen, abgearbeitete Männer, verletzte Feuerwehrleute.

Im Teuschnitzgrund westlich der Stadt war der Sammelplatz des Elends. Brüllendes Vieh wurde auf einen Haufen zusammengetrieben, Menschen schleppten ihre Habseligkeiten an den rettenden Ort. Und Teuschnitz war in ein magisches Licht getaucht. Dazu schreibt die Zeitung "Fränkischer Wald": "Groß ist die Not und das Elend, da bei der rasenden Geschwindigkeit, mit der das Feuer um sich griff, die meisten der Betroffenen nur das nackte Leben retten konnten. Der gesamte Hausrat, Kleidung, Wäsche, Kleinvieh und die eingebrachte Ernte ist mit verbrannt.

Die Opfer sind meist Kleingütler, Schieferarbeiter und Kleingewerbetreibende, welche an sich schon hart um ihre Existenz zu ringen hatten und die durch das Brandunglück völligem Ruin ausgesetzt sind, wenn ihnen nicht Hilfe zuteil wird. Denn die Versicherungssummen, welche sie zu erwarten haben, sind meist sehr gering und reichen bei weitem nicht aus, ihnen den Wiederaufbau der zerstörten Gebäude sowie die Beschaffung der nötigsten Einrichtung und des sonstigen Lebensbedarfs aus eigener Kraft zu ermöglichen".

Nach der massiven Zerstörung war nun Hilfe angesagt. Vor allem mussten die vielen Obdachlosen untergebracht werden. Dank allseitiger Unterstützung - auch die Landwirtschaftsstelle Kronach half mit Betten aus - gelang das verhältnismäßig leicht. Der Hilfsausschuss mit Bezirksamtmann Johann Dendl, Bürgermeister Heribert Meyer und Stadtpfarrer Georg Mauderer bemühten sich rechtschaffen darum, das Chaos in den Griff zu bekommen.

Als erste Gabe trafen 100 Mark von der Firma Hempfling aus Pressig ein, es kamen ferner Pakete mit Kleidern und Wäsche aus Kronach. Unterstützung signalisierte das Handelsgremium mit Landwirtschaftsrat Böhm, das wirksam unterstützt wurde von Ökonomierat Baptist Martin aus Glosberg. Der Präsident des oberfränkischen Kreistages hatte als vorläufigen Beitrag zur Linderung der Not in Teuschnitz 3000 Mark angewiesen. In den nächsten Wochen und Monaten durfte sich die gebeutelte Einwohnerschaft über eine Welle der Hilfsbereitschaft freuen. Insbesondere die Stadt Kronach sowie die Kronacher Feuerwehr zeichneten sich durch Hilfsmaßnahmen aus, den Teuschnitzern unter die Arme zu greifen.

1933 lodert es erneut

Kaum war der Wiederaufbau unter großen Opfern so halbwegs erfolgt, kam am 26. März 1933 die nächste Katastrophe. Diesmal wurde der südöstliche Teil der Stadt in Schutt und Asche gelegt. Erneut waren enorme Anstrengungen erforderlich, das Chaos in den Griff zu bekommen.

Im Juni 1968 sorgte dann ein weiterer Großbrand für Angst und Schrecken. Die Bilanz: Sechs Scheunen und zwei Garagen wurden eingeäschert.