Das Evangelische Siedlungswerk stellt Pläne vor, wie entlang des Igelsdorfer Wegs 110 bis 120 Wohnungen in Geschossbauweise entstehen sollen. Die Baiersdorfer Räte schrecken auf.
Die Frage nach den Entwicklungsmöglichkeiten von Baiersdorf angesichts dessen leer gefegten Wohnungsmarkts war Stadtratsthema Nummer 1. Konkreter Anstoß war die Vorstellung des Evangelischen Siedlungswerks (ESW) durch Klaus Kräutner, Chef der Bauträgerabteilung, in der Sitzung.
Als Baiersdorf nach Grundstücken für einen weiteren Kindergarten suchte, kamen auch die Liegenschaften der Pfründerstiftung ins Gespräch. Daraus entstand die Nachfrage durch Bürgermeister Andreas Galster (CSU), ob das Gelände östlich des Reichel-Grundstücks am Igelsdorfer Weg und am potenziellen Standort einer neuen Grundschule zu den Entwicklungsüberlegungen der Wohnungsbaugesellschaft gehöre.
Kirchliches Eigentum sind dort zwei Grundstücke. Die vier privaten Eigentümer dazwischen haben laut Kräutner ebenfalls Interesse an einer Grundstücksentwicklung. Die Fläche beträgt 38 000 Quadratmeter, abzüglich der Flächen für Gemeinbedarf wie Straßen liegt sie bei 27 000 Quadratmetern.
Das ESW, das in ganz Bayern 4700 vermietete Wohnungen hat, will auch in Baiersdorf Mietobjekte bauen. Entlang des Igelsdorfer Wegs, zwischen der Einmündung der Baiersdorfer Straße aus Igelsdorf und des Birkenwegs, sollen 9500 Quadratmeter Wohnfläche oder 110 bis 120 Wohnungen in Geschossbauweise entstehen. Das Projektvolumen bezifferte Kräutner mit 35 Millionen Euro. Mehr auf Igelsdorf zu sollen sich Reihen- und Doppelhäuser anschließen. 30 Wohnungen sollen barrierefrei sein; 20 Prozent sollen entsprechend dem Stadtratsbeschluss dem geförderten Wohnungsbau unterliegen. Die Erschließung übernähme das Siedlungswerk.
Allein schon die Größenordnung des Vorhabens schreckte weite Teile des Stadtrats auf. Die SPD möchte das Vorhaben nicht isoliert betrachten, sondern generell den Weg über einen neuen Flächennutzungsplan gehen. Hierfür gewann sie den gesamten Rat. Die heftigste Ablehnung äußerte Erika Baier (CSU), die Igelsdorf im Rat vertritt: "Ich will mein Igelsdorf sehen; das ist viel zu groß und passt da nicht hin." Jürgen Maiß (FWG) erinnerte an die Folgen für die Infrastruktur: "Es hängt mehr daran, als dass man ein Baugebiet hinsetzt." Julia Seidel (FDP) hatte zwar von dem ESW einen guten Eindruck, schließt aber genau dieses Gebiet aus, weil es Belüftungsraum bleiben müsse.
Woanders nicht interessiert
An einer anderen Stelle, bekundete Kräutner, dürfte sein Haus wohl nicht interessiert sein, denn da müsste Grund erworben werden. Zudem wolle man nicht "kleckerlesweise" anfangen mit einer Bebauung nur entlang der Straße. Er sieht dabei auch die Aspekte Flächenverschwendung und Mangel an bezahlbarem Wohnraum.
"Ein bisschen bremsen", forderte gleichwohl Baier und erhielt Beifall aus den Zuschauerreihen. Bürgermeister Andreas Galster konterte scharf: "Alle, die geklatscht haben, wohnen in eigenen Häusern. Wenn es ernst wird in der eigenen Stadt, dann herrscht großes Schweigen."