Die Fahrradtour zur WM nach Russland war nicht das erste Abenteuer, das Bastian Heimberger und Albert Liebermann per Drahtesel erlebt haben. Sie wird ihnen aber als eine der härtesten ihrer Reisen in Erinnerung bleiben.
Wenn Bastian Heimberger und Albert Liebermann ihre Fahrradtour zur WM in Russland in zwei Worten beschreiben sollten, wären es wohl die Worte "anstrengend und überraschend". Und jetzt, wo sie wieder in ihrer fränkischen Heimat angekommen sind, steht für sie fest: "Es war toll, dass wir das gemacht haben."
Dass die gut 2500 Kilometer so anstrengend wurden, hatte mehrere Gründe. Einer war der Zeitdruck. Denn sie hatten sich in Moskau mit ihrem Kumpel Florian Sander verabredet - und sie wollten zwei Fußballspiele besuchen, die bestimmt nicht für sie verschoben werden würden. Ein anderer Grund für die Anstrengung waren die Straßen, die von Tschechien über Polen, Litauen und Lettland vielfach eine größere Zumutung darstellten, als sie erwartet hatten. "Wir mussten oft auf sehr großen Straßen mit viel Verkehr und ohne viel Platz für Radler fahren", sagt Bastian Heimberger. Das hatte dann mit Genussradeln nicht viel zu tun, zumal es bisweilen auch sehr gefährlich wurde.
Zeitdruck verlang Abstriche
Die Alternative wäre ein Ausweichen auf kleine Straßen gewesen, die oft "Feldwegqualität" hatten. Das wäre vielleicht romantischer geworden. Ihren Zeitplan hätten sie aber dann komplett vergessen können. Der ließ auch so keinen Spielraum, um wenigstens einen Ruhetag einzulegen. "Außerdem hätten das die Fahrräder kaum mitgemacht", ist Albert Liebermann überzeugt.
Und eine schwerere Panne an einem der Räder hätte die ganze Aktion gefährden können. Denn einen Fahrradladen zu erreichen, hätte unter Umständen einen ganzen Tag oder mehr erfordert.
Überraschungen begleiteten die beiden aber von Anfang an. Etwa die Reaktion der Leute, die sie trafen. Ihre Idee, mit dem Rad nach Moskau zu fahren, beeindruckte in Tschechien oder Polen offenbar niemanden. Erst in Russland wurde das wieder mit Begeisterung aufgenommen - was für Albert erneut eine Überraschung war. Überhaupt hatte er Russland und die Russen in drei Reisen zuvor ganz anders erlebt. "Dass die so raus gehen und auf Treppen oder Brunnen sitzen und mit Fußballtouristen zusammen feiern, so was habe ich davor nicht erlebt", schildert er den Unterschied.
Doch die Überraschungen hatten schon an der Grenze angefangen. In Alberts Visum hatte sich ein Zahlendreher eingeschlichen. Die Einreise wurde verweigert. Doch mit Telefonaten, WhatsApp-Fotos vom Reisepass hin und auf gleichem Weg übertragenen Genehmigungen her ging es plötzlich sehr unbürokratisch weiter. "Da hatte ich die Einreisekontrollen früher aber ganz anders erlebt", sagt Albert.
Offene Grenzen
Die Grenzübertritte zwischen den Ländern zuvor waren meist noch unbürokratischer abgelaufen. "Da war oft gar niemand da an der Grenze. Mal saßen Grenzer in einem Auto und schauten, haben aber nichts gemacht", beschreibt es Albert Liebermann.
Russland also echt im WM-Fieber? Offensichtlich. Die Fahrt in einem Nachtzug von überschaubarem Komfort kannte Albert schon von früheren Reisen. Für Bastian war sie schon beeindruckend: "Keine Klimaanlage, die Leute hängen halb nackt im Zug rum, die Wodkaflasche kreist", beschreibt er das Reiseerlebnis nach Kasan. "Das Spiel der deutschen Mannschaft hätte dann der Höhepunkt unserer Reise werden sollen. Aber danach war die Stimmung doch eher gedrückt", erzählt Bastian Heimberger. Zumindest haben die Freunde dann keine tollen späteren Spiele der Löw-Elf verpasst.
Wenn sie die Tour mit der vergleichen, die sie vor ein paar Jahren von der Westküste der USA bis an die Ostküste geführt hat, dann schneidet Amerika durch seine Landschaft, bessere Wege und viel offenere Menschen deutlich besser ab. Vor allem die Begeisterung für ihre lange Radtour war dort groß. Dennoch bleibt die Tour nach Moskau eine, die einen besonderen Stellenwert behalten wird, egal, auf was für Routen sie ihre Drahtesel noch treiben werden. Und dass da noch einiges auf sie wartet, davon darf ausgegangen werden.