Fürther Traditionsfirma Tramag verkauft: Fabrik geht an Ausland
Autor: Ralf Welz
Fürth, Mittwoch, 22. Mai 2024
Das Fürther Traditionsunternehmen Tramag ist verkauft worden. Aus wirtschaftlichen Gründen wird die Produktion des über hundert Jahre alten Industrieherstellers ins Ausland verlagert. Rund 50 Menschen verlieren ihren Job.
Eine Ära ist vorbei: Die Tramag Transformatorenfabrik mit Sitz in Fürth befindet sich in neuen Händen. Der fränkische Industriehersteller hatte erst zu Beginn des Jahres Insolvenz angemeldet. "Sowohl die anhaltende schwierige gesamtwirtschaftliche Lage als auch branchenwirtschaftliche Herausforderungen in der Vergangenheit haben die Traditionsfirma unter Druck gesetzt", hieß es vonseiten des Unternehmens Anfang Februar.
Der 1923 gegründete Betrieb fertigt in seinem Fürther Werk Transformatoren, Drosseln und Filter an. Zu den Kunden zählten unter anderem Betriebe aus dem Maschinen- und Anlagenbau sowie der Medizintechnik. Inzwischen steht fest: Einen Fortbestand der angeschlagenen Transformatorenfabrik wird es nicht geben - zumindest nicht in der bisherigen Form.
Aus für Fürther Tramag-Fabrik: Investor übernimmt Werk und verlegt Herstellung nach Tschechien
Die Redur GmbH & Co KG aus Niederzier in Nordrhein-Westfalen hat die geschichtsträchtige Firma aus Franken übernommen. Das in der Branche tätige Unternehmen stellt seit über 60 Jahren Stromwandler, Messumformer und Messgeräte her. "Der Kaufvertrag wurde bereits unterzeichnet", heißt es in einer Meldung der Kanzlei Pluta von Anfang Mai. Rechtsanwalt Patrick Meyerle fungiert seit April als Insolvenzverwalter von Tramag.
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Über den Kaufpreis hätten die Verantwortlichen Stillschweigen vereinbart. Die sanierende Übertragung sei im Rahmen eines sogenannten Asset-Deals mit Wirkung zum 2. Mai 2024 erfolgt. Redur werde die Produktion in Fürth zunächst aufrechterhalten - sukzessive werde die Fertigung allerdings zu einem Tochterunternehmen nach Tschechien verlagert.
"Ein langfristiger Weiterbetrieb des Werks in Fürth ist aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich, da die Produktion am hiesigen Standort nicht profitabel ist", heißt es in der Verlautbarung der Sanierungskanzlei. "Die Mitarbeiter in der Produktion in Fürth müssen daher sukzessive bis Ende 2024 aus dem Unternehmen ausscheiden." Ein Sozialplan und ein Interessenausgleich sei in Kooperation mit dem Betriebsrat bereits abgeschlossen worden. "Die verbleibenden Mitarbeiter aus der Verwaltung und dem Vertrieb werden vom Investor übernommen." Tramag-Geschäftsführer und Gesellschafter Stefan Ammon bleibe ebenfalls an Bord.
Insolvenzverwalter: "Erzielte Lösung ist bestmögliches Ergebnis" - Redur setzt Expansionskurs fort
"Seit Jahresanfang haben wir den Geschäftsbetrieb fortgeführt und zeitgleich einen Investorenprozess durchgeführt", wird Insolvenzverwalter Patrick Meyerle zitiert. "Die nun erzielte Lösung ist das bestmögliche Ergebnis." Tramag produziere unter anderem "hochkomplexe und einzigartige Transformatoren für medizinische Hightechprodukte", insbesondere im Bereich der bildgebenden Verfahren. Zu den Hauptkunden zählten mehrere DAX-Unternehmen. "Die Lieferkette nicht abreißen zu lassen, hatte oberste Priorität", so Meyerle. .
Redur-Geschäftsführer Lothar Schunk äußerte sich merklich zufrieden zum Kauf der Fürther Transformatorenfabrik. "Die Produkte und das Know-how von Tramag sind hervorragend. Wir können damit unser Portfolio optimal ergänzen und Synergieeffekte nutzen", wird Schunk zitiert. "Durch die Übernahme werden wir unseren Expansionskurs gezielt fortsetzen."