Trennt sich Autozulieferer ZF von Sparte? "Leidet in besonderem Maße"
Autor: Ellen Schneider
Franken, Freitag, 28. Februar 2025
Die Automobilindustrie steckt in einer handfesten Krise. Dass auch Zulieferer ZF mit Problemen kämpft, ist nicht neu. Das Unternehmen spielt nun sogar mit dem Gedanken, seine Kernsparte zu verkaufen.
Die Nachricht war für viele ein Schock: Wie das Handelsblatt am Dienstag (18. Februar 2025) berichtete, prüft der Autozulieferer ZF die Abspaltung seiner Sparte "E-Division". Dabei handelt es sich um die Kernsparte des Unternehmens, die alle elektrischen, konventionellen und hybriden Antriebe umfasst und mehr als 32.000 Angestellte beschäftigt - davon auch zahlreiche an den fränkischen ZF-Standorten.
Auf Anfrage von inFranken.de teilte ein Sprecher des Unternehmens mit: "Diese Geschäftseinheit leidet in besonderem Maße unter dem verzögerten Anlauf der E-Mobilität, den hohen Kosten und daraus resultierenden geringen Margen im traditionellen Getriebe-Geschäft. Um dieser Division wieder profitables Wachstum zu ermöglichen und die dafür nötigen Investitionen zu tätigen, prüfen wir derzeit strategische Kooperationen und Partnerschaften."
Will ZF seine Kernsparte verkaufen? Hyundai und Foxconn als mögliche Interessenten
Diese könnten sich auf einzelne Komponenten oder auf die gesamte Division beziehen. Dazu sei man im regelmäßigen Dialog mit der Arbeitnehmervertretung. "Den Status dieser Überlegungen kommentieren wir nicht öffentlich", betont der Sprecher. Bereits Mitte des vergangenen Jahres kündigte das Unternehmen an, bis Ende 2028 14.000 Stellen abbauen zu wollen.
Laut dem Handelsblatt soll die Abkopplung schon in diesem Jahr abgeschlossen werden, um die Sparte 2026 womöglich zu verkaufen. Hyundai und Foxconn aus Taiwan seien mögliche Interessenten für die Sparte E-Division. Diese erwirtschafte immerhin 11,5 Milliarden Umsatz, berichtet die dpa. Wird sie tatsächlich verkauft, würden jeder fünfte Beschäftigte und knapp ein Viertel des Konzernumsatzes abgespalten.
Sollten die Überlegungen tatsächlich konkreter werden, hätte das auch Einfluss auf die fränkischen Standorte. Denn laut dem Sprecher gehören zur Sparte E-Division auch der Standort Schweinfurt sowie der Standortverbund Auerbach-Bayreuth-Regensburg-Nürnberg mit insgesamt rund 1800 Mitarbeitern. In Schweinfurt seien insgesamt 8600 Mitarbeiter beschäftigt - davon allein 5700 in der E-Division. Am Standortverbund seien es insgesamt ungefähr 1800 Mitarbeiter, teilt der Sprecher mit.
IG Metall in Schweinfurt schlägt Alarm: Abspaltung würde Schweinfurt "nachhaltig schwächen"
Auch die IG Metall schlägt bereits Alarm. "Sollte ZF die Division E tatsächlich aus dem Konzern herauslösen, wäre das ein Wendepunkt für Schweinfurt – mit unkalkulierbaren Folgen für den gesamten Standort", wird Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt, in einer Mitteilung zitiert. Die Sparte sei tief in die Strukturen der Stadt Schweinfurt eingebunden – wirtschaftlich, technologisch und organisatorisch. "Ein Herauslösen dieses Bereiches würde Schweinfurt nachhaltig schwächen und zentrale Synergien im Konzern zerstören", betont Höhn.
Die Diskussion sorge in seinen Augen nur für "unnötige Unruhe". Der Fokus müsse nun darauf liegen, die operativen Herausforderungen von ZF zu lösen und die Division wettbewerbsfähig aufzustellen. Die Abspaltung der Kernsparte sei darum keine Option. "Wir werden mit Entschlossenheit dagegenhalten", kündigt Thomas Höhn an. Bereits im Dezember beschloss ZF in Schweinfurt nach intensiven Verhandlungen die Arbeitszeit von 35 Wochenstunden auf 32,5 Stunden zu reduzieren.