Die Autobahndirektion Nordbayern bestätigt dieses Gefühl. Aktuell seien in Unterfranken rund 24 Kilometer des Autobahnnetzes durch Baumaßnahmen beeinträchtigt. Die Zahl sei seit zehn Jahren beständig hoch. Kleinere Maßnahmen, die nur wenige Wochen dauern, sind hierbei nicht einmal erfasst. Vor allem die A7 und die A3 - im Volksmund gerne als "größter Parkplatz Deutschlands" verspottet - werden für Lkw-Fahrer zur Geduldsprobe. "Da stehst du einfach und nix geht voran", erzählt einer von ihnen.
"Wenn nicht irgendwann die Lkw stehen bleiben sollen, müssen die Bedingungen verbessert werden", kritisiert Patrick Gerson von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di.
Weiteres Problem für die Fahrer: Ständiger Zeitdruck
Neben den fehlenden Parkplätzen sei vor allem der ständige Zeitdruck ein Problem. "Die Terminpläne werden immer enger getaktet", sagt Gerson. "Gleichzeitig gibt es kaum noch Uhrzeiten, zu denen man vor Staus gefeit ist." Das passe nicht zusammen. "Wenn der Beruf des Lastwagenfahrers wieder attraktiver werden soll, müssen die Arbeitgeber Löhne und Fahrtzeiten attraktiver gestalten."
Die Probleme auf den unterfränkischen Autobahnen bekommen auch die Logistik und Speditions-Unternehmen in der Region zu spüren. Weil viele Fahrer stundenlang im Stau feststeckten, sei die Auslastung der Fahrzeuge deutlich niedriger. Zusätzlich müsse immer Equipment und Personal vorgehalten werden, falls es zu Verzögerungen kommt.
Das verursache spürbare Mehrkosten, sagt Thorsten Schmied, Niederlassungsleiter der Spedition Schäflein am Standort Röthlein (Kreis Schweinfurt). Zusätzlich verschärft werde die Situation durch den akuten Nachwuchsmangel.
Immer mehr Päckchen müssen transportiert werden
Gleichzeitig nimmt der Güterverkehr auf der Straße deutlich zu. "Die Sendungen werden zwar immer kleiner, aber dafür weiter transportiert", sagt Andreas Wagner, Sprecher der Spedition Pabst in Gochsheim (ebenfalls Kreis Schweinfurt). "Die Leute bestellen heute Massen an Mini-Paketen bei Amazon."
Eine solche Logistik funktioniere nur mit minutengenauer Taktung. So lautet zumindest die Theorie, denn den normalen Tag ohne Baustellen und Verzögerungen auf der A3 habe es laut Wagner die vergangenen zehn Jahre nicht gegeben.
Auf Nachfrage spricht auch die Polizei von einer "seit Jahren problematischen Verkehrssituation" in Unterfranken. Doch der Erklärung vieler Brummi-Fahrer, wonach Unfälle und Staus vor allem auf Autobahnabschnitten mit Lkw-Überholverbot entstehen würden, widerspricht Rainer Dürr von der Verkehrspolizeiinspektion Würzburg-Biebelried. Im Gegenteil: Meist führe die Missachtung des Verbots zu Staus.
Ein weiteres Problem aus Sicht der Polizei seien Ein- und Ausfahrten. Dort würden sich Autofahrer - um beispielsweise die Autobahn zu wechseln - zwischen die schon dicht gedrängten Lkw-Ketten drängen. "Da passieren häufig Unfälle - auch wenn es meist bei Blechschäden bleibt", sagt Rainer Dürr. Die Autofahrer würden unterschätzen, wie schlecht der Frontbereich eines Lkw einsehbar sei.
Was sich Trucker wünschen
Auch die Trucker wünschen sich mehr Achtsamkeit auf Seiten der Autofahrer. "Ein 40-Tonner bremst einfach nicht von jetzt auf gleich", sagt einer von ihnen und hat auch gleich eine Lösung parat: "Jeder Autofahrer sollte sich in der Fahrschule einmal in einen Lkw setzen."
Auch die Polizei hat einen Wunsch: Wenn Autofahrer Staus umfahren wollen, sollten sie der Beschilderung folgen. Für jeden Autobahn-Abschnitt gebe es zwischen zwei Anschlussstellen eine durchdachte Umleitung. Daran orientiere sich auch die Polizei. Viele Autofahrer würden jedoch blind nach Navi fahren und landen so beispielsweise auf dem Würzburger Stadtring. Die Folge: ein Verkehrschaos. Moritz Baumann
Paketdrohnen wäre eine Lösung, aber das wollen ja die technikfeindlichen Deutschen nicht, die schon bei E-Scootern völlig am Rad drehen.