Druckartikel: Glatteis in Franken: Rettungskräfte registrieren unzählige Unfälle - Schäden dürften enorm sein

Glatteis in Franken: Rettungskräfte registrieren unzählige Unfälle - Schäden dürften enorm sein


Autor: Strahinja Bućan

Franken, Dienstag, 20. Dezember 2022

Das Blitzeis hat Franken fest in der Hand. Die Polizei zählte schon Montagmorgen bereits viele Glätteunfälle - teilweise hatten auch die Rettungskräfte Schwierigkeiten bei der Anfahrt. Und auch am Dienstag ging das Schlittern weiter. Mittlerweile gibt es erste Schätzungen zu den entstandenen Sachschäden. Und die sind schon jetzt immens.
Bei Würzburg ist ein Lkw in eine Tankstelle gerast und hat eine AdBlue-Zapfsäule beschädigt.


Glatte Straßen und Wege haben am Montag- und Dienstagmorgen (19. und 20. Dezember 2022) vor allem Fußgänger und Autofahrer in Franken beschäftigt. In der gesamten Region hatte das Blitzeis unangenehme Folgen für alle Verkehrsteilnehmer - einige wurden leicht verletzt.

Dazu kommen enorme Sachschäden, in Einzelfällen gehen erste Schätzungen teilweise von sechsstelligen Beträgen aus. Eine endgültige Summe kann jedoch bisher noch nicht festgestellt werden.

Glatteis-Chaos in Mittelfranken - 21-Jährige überschlägt sich und landet in Acker

Die Polizei registrierte in Mittelfranken allein am Montagvormittag binnen vier Stunden 45 witterungsbedingte Unfälle auf den Straßen mit einigen Leichtverletzten und überwiegend Blechschäden. In Nürnberg rutschten zudem etliche Fußgänger aus und stürzten, wie ein Polizeisprecher sagte. Allein in Nürnberg gingen zwischen 7 und 12 Uhr 661 Notrufe ein - das sind rund dreimal so viele wie an anderen Tagen in der gleichen Zeit.

Im Stadtgebiet von Nürnberg mussten bis Montagabend 134 Unfälle mit Glatteisbezug durch die jeweiligen Einsatzkräfte abgearbeitet werden. Unter anderem auf den Autobahnen rund um Nürnberg kam es zu glättebedingten Verkehrsunfällen, zu denen Einsatzkräfte der Feuerwehr Nürnberg ausrücken musste. Unter anderem kam es auf der A9 in Richtung München zu gleich mehreren Kollisionen. So wurden die Rettungskräfte im Raum Lauf an der Pegnitz zu gleich mehreren verunglückten Fahrzeugen gerufen. 

Im Kreis Erlangen-Höchstadt zwischen Saltendorf und Medbach war ersten Angaben zufolge eine 21-jährige Schülerin mit ihrem Wagen durch die Glätte von der Fahrbahn abgekommen, überschlug sich mehrfach und landete in einem Acker. Sie wurde dabei in ihrem Fahrzeug eingeschlossen und musste von der Feuerwehr befreit werden. Diese brauchte für die Anfahrt laut eigener Angaben länger als gewöhnlich, da sie die Geschwindigkeit ebenfalls an die Witterung anpassen musste. Glücklicherweise erlitt die Frau bei dem Unfall nur leichte Verletzungen.

In Adelsdorf befuhr am Dienstagmorgen ein 54-Jähriger mit seinem Fahrrad den Gehweg eines Supermarkt-Parkplatzes in der Hochstraße. Aufgrund der Glätte stürzte er und verletzte sich hierbei. Zunächst stieg der Mann wieder auf sein Fahrrad, kam jedoch kurz vor dem Kreisverkehr glättebedingt erneut zu Fall. Der Mann musste im Krankenhaus Höchstadt behandelt werden.

Im Kreis Feucht sich seit Montagmorgen mehr als 40 Verkehrsunfälle. In dieser Zeit wurden, insbesondere auf den Autobahnen 3, 6 und 9, sowie der Bundesstraße 2 aufgrund von Blitzeis 34 Verkehrsunfälle polizeilich aufgenommen. Insgesamt kam es bei fünf Unfällen zu insgesamt sechs verletzten Personen, wobei es sich glücklicherweise durchwegs um leichtere Verletzungen handelte.

Nach einer ersten Schätzung entstanden dabei Sachschäden von mehr als 250.000 Euro. Die Beamten der Verkehrspolizeiinspektion Feucht erhielten aufgrund der hohen Auslastung Unterstützung durch Kollegen der Polizeiinspektionen Hersbruck, Lauf, sowie Roth. Zudem waren zahlreiche Mitarbeiter der Autobahnmeistereien und freiwillige Helfer der umliegenden Feuerwehren, sowie des THW Lauf im Einsatz.

Zahlreiche Eisregen-Unfälle in Oberfranken - vor allem A73 wird zur Rutschbahn

Im Raum Forchheim verlor gegen 05.15 Uhr verlor ein 46-jähriger Autofahrer auf der A73 nach der Anschlussstelle Coburg in Fahrtrichtung Suhl die Kontrolle über sein Fahrzeug und beschädigte zunächst die Außenschutzplanke und im Anschluss die Mittelschutzplanke. Weder Fahrer noch Beifahrerin verletzten sich, somit blieb es bei einem Sachschaden von 5.000 Euro.

Gegen 07.10 Uhr wollte ein 18-Jähriger aus dem Landkreis Coburg die A73 an der Anschlussstelle Ebersdorf (in Fahrtrichtung Feucht) verlassen. Seine Geschwindigkeit war trotz guter Winterreifen im Ausfädelstreifen zu hoch, weshalb der junge Mann mit seinem Opel in die Außenschutzplanke der Anschlussstelle Ebersdorf geriet. Auch hier blieb es bei einem Sachschaden von ca. 3.000 Euro.

Einen Sachschaden von mindestens 20.000 Euro verursachte am Montag gegen 14 Uhr ein 21-Jähriger, der mit seinem Wagen am Bausenberg zwischen Cortendorf und Rögen im Kreis Coburg unterwegs war. Aufgrund von Straßenglätte kam der junge Mann ins Schleudern und rutschte quer zur Fahrbahn einem 34-Jährigen entgegen. Dieser versuchte zwar, dem anderen Fahrzeug auszuweichen, dennoch kam es zum Zusammenstoß. Die Fahrzeuginsassen blieben glücklicherweise unverletzt. Aufgrund der starken Schäden mussten beide Autos von einem Abschleppdienst geborgen werden.

Weiterhin kam es am Montag in der Stadt Coburg um 14.45 Uhr zu einem Unfall auf dem Parkplatz am Gemüsemarkt. Dort rutschte eine Autofahrerin mit ihrem Fahrzeug aufgrund der Straßenglätte gegen ein anderes geparktes Auto. Hierbei entstand Sachschaden von mindestens 2.000 Euro.

Um kurz vor 16 Uhr wollte in Bad Rodach ein 29-Jähriger mit seinem Auto auf einem Firmenparkplatz in der Werner-von-Siemens-Straße in Bad Rodach in eine Parklücke einfahren. Beim Bremsen rutschte das Fahrzeug des Mannes auf der vereisten Fläche jedoch weiter auf ein geparktes Fahrzeug. Hier schätzen die Beamten den Sachschaden auf 1.000 Euro. Um kurz nach 16 Uhr rutschte dann ein Autofahrer in der Raststraße mit seinem Fahrzeug aufgrund der Straßenglätte gegen ein Verkehrszeichen. Hier entstand ein Sachschaden von ebenfalls 1.000 Euro.

Um 16.15 Uhr kam im Seßlacher Stadtteil Bischwind ein 21-Jähriger mit seinem Auto auf glatter Straße in einer Linkskurve nach rechts von der Straße ab und stieß gegen ein am Fahrbahnrand aufgestelltes Verkehrszeichen und einen Zaun. Hierbei entstand lediglich Sachschaden in Höhe von 2.500 Euro.

Aufgrund Eisglätte rutschte am Montagmorgen eine 31-jährige Autofahrerin in Ludwigsstadt gegen eine Mauer und verletzte sich hierbei schwer. Die junge Frau wollte aus der Mühlgasse nach links einbiegen und prallte mit dem Fahrzeug gegen die dortige Kirchenmauer. Aufgrund ihres Verletzungsbildes wurde sie durch die Feuerwehr mittels hydraulischem Geräts aus dem Fahrzeug geschnitten und in ein Krankenhaus verbracht. Der Sachschaden wird am Fahrzeug auf 25.000 Euro geschätzt.

Am Montag- und Dienstagfrüh ereigneten sich aufgrund von Eisglätte mehrere Unfälle im Raum Ebermannstadt. Bereits am Montagfrüh fuhr ein 37-jähriger Mann mit seinem Auto vom Kirchenplatz stadteinwärts, als er aufgrund von Blitzeis nach links abkam, eine Verkehrsinsel überfuhr und schließlich den dortigen Baum touchierte. Verletzt wurde er glücklicherweise nicht, allerdings entstand ein Schaden von rund 2500 Euro.

Am Dienstagmorgen um 4.40 Uhr verlor auf der Kreisstraße CO4 bei Bad Rodach ein 32-Jähriger die Kontrolle über sein Fahrzeug und rutschte im Kurvenbereich aufgrund der Eisglätte in den Straßengraben. Das schwer beschädigte Fahrzeug musste abgeschleppt werden. Hierbei entstand ein Sachschaden von mindestens 10.000 Euro. Der Unfallverursacher blieb unverletzt.

Bei der Einfahrt in den Parkplatz eines Discountmarktes in Untersiemau rutschten innerhalb von wenigen Minuten um kurz nach 6 Uhr zwei Fahrzeugführer mit ihren Autos gegen die dort aufgestellten Absperrpfosten des Parkplatzes. Hier entstand in beiden Fällen ein jeweils geschätzter Sachschaden in Höhe von 1000 Euro.

Zu einer Unfallserie aufgrund von Blitzeis kam es auch auf der B173 im Kreis Lichtenfels. Zwischen 9.30 und 9.50 Uhr waren auf der Bundesstraße in Fahrtrichtung Bamberg insgesamt fünf Fahrzeuge an den Unfällen beteiligt. Zwei Wagen waren nicht mehr fahrbereit und mussten abgeschleppt werden. Glücklicherweise blieben alle Beteiligten unverletzt. Der geschätzte Sachschaden liegt bei insgesamt 25.000 Euro.

Kurz hintereinander ereigneten sich am Dienstagvormittag zwei Verkehrsunfälle auf der A9 im Raum Hof, wobei die Fahrer von Kleintransportern jeweils unliebsame Bekanntschaft mit der Leitplanke machten. Um 10.38 Uhr rückten die Beamten der Hofer Autobahnpolizei aus, weil einen Kleintransporter bei Berg in Fahrtrichtung München in den Leitplanken landete. Der 58-jährige Fahrer aus Berlin war beruflich unterwegs und krachte auf der rutschigen Fahrbahn mehrmals in die Leitplanken, bevor das Unfallwrack schließlich entgegen der Fahrtrichtung stehen blieb. Der Berliner blieb unverletzt, jedoch beläuft sich der Sachschaden an Firmenfahrzeug und Leitplanke auf mindestens 13.000 Euro.

Zu einer weiteren Rutschpartie im Kreis Hof kam es um 11.10 Uhr bei Konradsreuth mussten die Beamten im Anschluss verlegen. Hier war ein 32-jähriger Mann aus Nürnberg in Richtung Berlin unterwegs gewesen, als sein Mercedes Kleintransporter ins Schleudern geriet und gegen die Leitplanke knallte. Der Mittelfranke erlitt bei dem Anstoß leichte Blessuren und wurde von den Sanitätern in das Münchberger Krankenhaus transportiert. Die Beamten beziffern hier den Sachschaden auf 15.000 Euro. Wie schon im vorhergehenden Fall droht dem Unfallfahrer nun ein Bußgeldverfahren wegen einer nicht angepassten Geschwindigkeit bei winterlichen Straßenverhältnissen.

Teure Rutschpartie in Unterfranken - Lkw kracht in Tankstelle und sorgt für Großeinsatz

Auch in Unterfranken meldete die Polizei Verkehrsunfälle auf glatten Straßen. Nachdem sich Zahl der glatteisbedingten Unfälle am Montagmorgen noch in Grenzen gehalten hatte, war für die unterfränkische Polizei in den Morgen-Stunden des Dienstags alle Hände voll zu tun. Rund 230 Verkehrsunfälle wurden der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums am Dienstag, im Zeitraum zwischen 02.30 Uhr und 11.00 Uhr, gemeldet. In den allermeisten Fällen blieb es glücklicherweise bei Blechschäden.

Besonders viele Verkehrsunfälle ereigneten sich in Mainfranken und im Bereich Main-Rhön. Am Bayerischen Untermain blieb die wetterbedingte Einsatzlage dagegen relativ entspannt.  Nach bisherigen Erkenntnissen kamen bei nur fünf der insgesamt rund 230 Verkehrsunfälle Personen zu Schaden. Schwerwiegend verletzt wurde offenbar jedoch niemand. Nach einem Lkw-Unfall in Hammelburg war die Kreisstraße KG12, die in Richtung Westheim führt, stundenlang gesperrt. Das Fahrer des Gespanns hatte auf Höhe des Ortsschildes offenbar glatteisbedingt die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren, woraufhin der mit rund 20 Tonnen Hackschnitzel beladene Anhänger auf die Seite kippte und sich ein Teil der Ladung auf der Fahrbahn verteilte.

Die Feuerwehr Würzburg registrierte für die Kreise Würzburg, Kitzingen und Main-Spessart am Montag und Dienstag insgesamt 106 Einsätze. Dabei reicht das Einsatzspektrum von Fahrradstürzen bis hin zu Unfällen mit Fahrzeugen. So auch in den frühen Morgenstunden auf der A3 bei Würzburg in Richtung Nürnberg.

Gegen 6.30 Uhr wurde der Integrierten Leitstelle (ILS) ein schwerer Unfall auf der Rastanlage der A3 gemeldet. Ein Lkw sei in die Tankstelle gefahren und habe Zapfsäulen dabei beschädigt. Ein Großaufgebot von Feuerwehr wurde dementsprechend zur Unfallstelle alarmiert. Bei Eintreffen der ersten Kräfte an der Unfallstelle zeigte sich, dass ein Lkw die AdBlue-Zapfsäule und nicht wie angenommen eine Kraftstoffsäule getroffen hat – verletzt wurde niemand. Die Feuerwehr stellte den Brandschutz sicher und streute das ausgetretene AdBlue ab. Eine Spezialfirma wurde zum Unfall hinzugezogen.

Seit den frühen Morgenstunden des Montags ereigneten sich im Dienstbereich der Polizei Bad Kissingen zahlreiche Verkehrsunfälle aufgrund von gefrierendem Regen und dadurch bedingt Blitzeis auf den Fahrbahnen. Besonders betroffen waren die Gemeinden Oerlenbach und Nüdlingen und die Stadt Münnerstadt. Im Bereich der Stadt Bad Kissingen häuften sich die Einsätze in den Ortsteilen Reiterswiesen, Garitz, Hausen und Winkels. Vor allem Neben- und Gefällstrecken waren gefährlich glatt. Bis zum späten Dienstagvormittag wurden seitens der Polizei Bad Kissingen circa 45 Verkehrsunfälle polizeilich aufgenommen. Einen Einsatzschwerpunkt war dabei die Nacht auf Dienstag. Glücklicherweise liefen die Unfälle bis zum jetzigen Zeitpunkt relativ glimpflich ab. Schwere Verletzungen bei Unfallbeteiligten waren nicht festzustellen.

Am Dienstagnacht, gegen 03.35 Uhr, ereignete sich in der Sinnausstraße in Bad Brückenau ein Verkehrsunfall. Offenbar verlor ein 25-jähriger Mann auf spiegelglatter Fahrbahn die Kontrolle über seinen Wagen und schlitterte gegen eine Hauswand. An der Wand wurde der Putz beschädigt. Am Auto wurde der Kotflügel eingedrückt. Der Gesamtschaden wurde auf rund 1500 Euro geschätzt. Verletzt wurde zum Glück niemand.

Gestiegene Temperaturen und Regen haben auch im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Hammelburg für glatte Straßen gesorgt und in der Nacht von Montag auf Dienstag bis in die Morgenstunden zu  insgesamt 14 Unfällen geführt. Dabei handelt es sich vorwiegend um Unfälle mit Blechschäden und um einen Unfall, bei denen zwei Personen leicht verletzt wurden. Fast im Minutentakt kamen die Meldungen über Zusammenstöße mit parkenden Fahrzeugen, einem Pfosten oder einem Verteilerkasten rein, sodass die Beamten der Polizeiinspektion voll ausgelastet waren.  Eine genaue Schadenshöhe ist derzeit nicht bekannt. 

So kam ein Berufskraftfahrer mit seinem Lkw samt Anhänger, gegen 03.10 Uhr, auf der Kreisstraße 12 von Hammelburg kommend in Richtung Westheim, auf Höhe des Ortsschildes, aufgrund der Eisglätte nach rechts von der Fahrbahn ab. Der Anhänger, welcher mit 20 Tonnen Hackschnitzel beladen war, kippte hierbei auf die Seite und verlor einen Teil der Ladung. Der Auflieger blieb quer auf der Fahrbahn liegen. Die Straße musste zur Bergung des Hängers und zur Fahrbahnreinigung bis kurz nach 08.00 Uhr gesperrt werden. 

Kurz vor 07.00 Uhr geriet der Fahrer eines Kleinwagens, der auf der Staatsstraße 2294 von Lager Hammelburg in Richtung Hammelburg unterwegs war, am Ortsende in einer Linkskurve von der Fahrbahn ab, überschlug sich und blieb im Graben liegen. Zwei Personen, welche sich im Fahrzeug befanden, wurden nach ersten Erkenntnissen nur leicht verletzt und wurden vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht. Das Fahrzeug wurde durch ein Abschleppunternehmen geborgen. 

In Mellrichtstadt (Kreis Rhön-Grabfeld) kam es aufgrund von Glatteis am Montag und Dienstagmorgen zu insgesamt sieben Unfällen. Auf den winterglatten Straßen gerieten mehrere Fahrzeuge ins Rutschen und landeten teilweise in Straßengräben, an Hausmauern oder Pfosten. Glücklicherweise wurde bei den Unfällen niemand verletzt. Die dabei entstandenen Sachschäden belaufen sich nach ersten Schätzungen auf 26.000 Euro.