Gewaltige Zölle von Trump: Wie hart treffen sie Leoni und ZF?
Autor: Isabel Schaffner, Agentur dpa, Ellen Schneider
Franken, Samstag, 05. April 2025
Das jüngst verkündete Zoll-Paket des US-Präsidenten Donald Trump erschüttert die Weltwirtschaft. Wie reagieren Automobilzulieferer, die in Franken wichtige Arbeitgeber sind?
US-Präsident Donald Trump hat ein umfangreiches Zollpaket angekündigt, das auch die Europäische Union stark betrifft. Die US-Regierung erhebt neue pauschale Zölle in Höhe von zehn Prozent auf die meisten Einfuhren in die Vereinigten Staaten. Für viele Länder sollen je nach Handelsbilanzdefizit höhere Strafzölle gelten. Auf Importe aus der Europäischen Union in die USA sind somit neue Zölle in Höhe von 20 Prozent vorgesehen. Es ist der bisher aggressivste und folgenreichste Schritt in der Handelspolitik des US-Präsidenten. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) verglich den Vorstoß mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs.
Nicht nur Supermärkte und damit die Verbraucher sollen Auswirkungen spüren, sondern Trump hat auch 25 Prozent Zölle auf europäische Autos und Autoteile verhängt, die in die USA importiert werden. Betroffen sind Deutschland und andere EU-Staaten mit starken Automobilindustrien. Besonders treffen die Zölle deutsche Hersteller wie BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen. In Franken ist die Autozuliefererindustrie ein wichtiger Arbeitgeber. Sind bereits Folgen abzuschätzen? Leoni mit Sitz in Nürnberg und ZF aus Friedrichshafen äußern sich.
Leoni aus Nürnberg schätzt Trump-Zölle ein - belieferte Autos bleiben überwiegend in Region
Auf Nachfrage von inFranken.de erklärt ein Sprecher von Leoni: "Derzeit sind die exakten Auswirkungen der angekündigten Zölle auf Fahrzeuge und ausgewählte Zulieferteile, die in die USA importiert werden, für die gesamte Automobilindustrie nicht genau vorauszusagen. Experten gehen davon aus, dass sich betroffene Fahrzeuge für den US-Endkunden verteuern und folglich weniger nachgefragt werden."
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Zulieferer Leoni erwirtschafte den Großteil seines Geschäfts in Europa, wobei die belieferten Fahrzeuge überwiegend in der Region verblieben. "Insofern ist hier kein Effekt zu erwarten. Inwiefern unsere Kunden die Produktionszahlen derjenigen Fahrzeuge anpassen, die sie von Europa in die USA exportieren, bleibt abzuwarten."
Leoni-Produkte aus den Werken in Mexiko oder anderen Drittländern, die an US-Standorte gehen, würden voraussichtlich mit den neuen Zöllen belegt. "Die Kosten würden zunächst die Kunden tragen." Wegen roter Zahlen ist Leoni wie so viele Autozulieferer allgemein unter Druck. Vergangenes Jahr wurde öffentlich, dass das Unternehmen bis kommendes Jahr 4500 Stellen streichen will.
Autozulieferer ZF befürchtet negative Auswirkungen auf Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze
Der Ansatz, möglichst viel in den jeweiligen Märkten vor Ort zu fertigen, erweise sich als korrekt und notwendig, kommentiert indes eine Sprecherin von ZF, wie die dpa berichtet. Derzeit investiere ZF daher ungefähr 500 Millionen Euro in die Erweiterung seines Produktionswerks in South Carolina. Im Vertrauen auf vereinbarte Handelsabkommen sei grenzüberschreitender Handel für die globale Wirtschaft jedoch sehr bedeutsam.
Insofern seien weltweit negative Auswirkungen der Zölle auf Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze vorhersehbar. Nach Angaben der ZF-Sprecherin hoffe man auf eine baldige Einigung, denn eine neue Welle des Protektionismus bringe nur Verlierer hervor. Sie äußert sich konkret zum Standort Saarbrücken, für den die Folgen noch nicht absehbar seien. Auch ZF baut unabhängig von den Zöllen Stellen ab. Bis 2028 sollen an den 35 ZF-Standorten in Deutschland bis zu 14.000 Arbeitsplätze weichen. Jüngst entgegnete das Unternehmen aber Spekulationen um den Verkauf einer Kernsparte.