Ab Montag können Patientinnen und Patienten in Franken die elektronische Patientenakte nutzen. Das ändert sich ab jetzt beim Arztbesuch - und darum warnen Experten vor einem Widerspruch.
Große Neuerung: 80 Arztpraxen, Kliniken und Apotheken in Franken arbeiten nun testweise mit der elektronischen Patientenakte (ePA). Diese wird zunächst ab Mittwoch (15. Januar 2025) in den drei Modellregionen in Bayern, Hamburg und Nordrhein-Westfalen starten. Nach der Pilotphase soll die bundesweite Einführung folgen. Computerspezialisten und verschiedene Organisationen aus dem Gesundheitswesen warnen vor dem Start allerdings vor Sicherheitslücken und fordern eine bessere Aufklärung der Nutzerinnen und Nutzer.
Im Vorfeld habe man schon Unsicherheiten bei den Patientinnen und Patienten gespürt, sagte eine Sprecherin des Unternehmens Bayern Innovativ, das in einem Konsortium das Pilotprojekt in Franken umsetzt. Oft sei das auf fehlende Informationen zurückzuführen gewesen. Deshalb habe man Informationsveranstaltungen organisiert, um die Fragen der Menschen zu beantworten.
Große Unsicherheit bei Patienten vor ePA-Start - Betreiber wollen aufklären
Das Bundesgesundheitsministerium rechnet mit 70 Millionen E-Akten von gesetzlich Versicherten. Die Krankenkassen richten laut Bayern Innovativ zunächst die E-Akten der Patientinnen und Patienten in der Modellregion ein - sofern diese nicht widersprechen. Diese können ihre ePA über eine Smartphone-App ihrer Kassen verwalten. Die Krankenkasse habe aber keinen Zugriff auf die Daten, sagte die Sprecherin.
Versicherte können Dokumente wie Arztbriefe, Laborwerte oder selbst geführte Blutdruck-Tagebücher in die Akte laden. Ärzte und Ärztinnen befüllen diese wiederum zum Beispiel mit Informationen zu aktuellen Therapien und Medikamenten. Das soll die Behandlungen besser und sicherer machen. Die Akte könne unter anderem helfen, gefährliche Wechselwirkungen zwischen Medikamenten zu vermeiden, weil dokumentiert sei, welche der Patient bereits nehme, sagte die Sprecherin.
Zugriff auf die ePA erhalten Arztpraxen und Kliniken Bayern Innovativ zufolge, wenn die Patientinnen und Patienten ihre Versichertenkarte in das Lesegerät stecken. Über die Smartphone-App können die Versicherten Zugriffsrechte widerrufen oder selbst festlegen, welche Mediziner wie lange Einsicht bekommen sollen. Wer kein Smartphone besitze oder Probleme mit der Technik habe, könne eine Vertrauensperson benennen, die die Betreuung der ePA übernehme.
Start der ePA in Franken - darum sollte man eher nicht widersprechen
Die Intensiv- und Notfallmediziner warnen Krankenversicherte vor einem leichtfertigen Widerspruch gegen die künftige Speicherung medizinischer Daten in ihrer elektronischen Patientenakte (ePA). Es sei aus medizinischer Sicht "völlig unvernünftig", der Nutzung zu widersprechen, sagte der Generalsekretär der Intensiv- und Notfallmediziner-Vereinigung DIVI, Uwe Janssens, Anfang der Woche gegenüber der Augsburger Allgemeinen. "Wer widerspricht, gefährdet möglicherweise die eigene Versorgung und Gesundheit."
"Gerade in Notfallsituationen kann der Verzicht auf digitale Informationen zu gefährlichen Verzögerungen oder Fehlern führen", sagte der Intensivmediziner. Im Notfall seien umfassende und entscheidungsrelevante Patientendaten oft nicht verfügbar – Patienten seien nicht ansprechbar oder hätten schlichtweg keine Unterlagen dabei. "Wenn wir schnell auf wichtige Informationen wie Medikationspläne, Diagnosen und aktuelle Befunde zugreifen könnten, würde das die Versorgung massiv verbessern und vereinfachen sowie sicherer machen", argumentierte er.
Janssens erklärte, er sehe das Datenschutzrisiko bei der ePA als gering an. "Wir bewegen uns ohnehin im Alltag überall auf digitalem Glatteis: Kreditkarten, Online-Banking, soziale Medien – die meisten Menschen geben viel sensiblere Daten preis, als das, was in der elektronischen Patientenakte steht", sagte er.
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