Verkehrsstudie für Bayern macht wenig Hoffnung auf Besserung
Eine im Auftrag des bayerischen Verkehrsministeriums von der Firma Intraplan Consult erstellte Studie geht davon aus, dass im Freistaat in der Zeit von 2007 bis 2025 der Personenverkehr um 22,5 Prozent und die Transportleistung im Güterverkehr sogar um 53 Prozent wachsen wird.
Mit dem Bundesverkehrswegeplan 2030 reagieren die Verantwortlichen durchaus auf diese Herausforderung. Es handelt sich um den zentralen Plan zum Neu- und Ausbau überregionaler Verkehrswege. Bis zum Jahr 2030 ist ein Investitionsvolumen von insgesamt 264 Milliarden Euro vorgesehen. Die Infrastruktur wird ausgebaut, die Autobahnen erhalten zusätzliche Fahrstreifen, es gibt mehr Rastplätze. Allein für den Ausbau und Erhalt der Bundesfernstraßen ist die Hälfte dieser Summe vorgesehen - stolze 130 Milliarden Euro.
Experte aus Bamberg: Wir müssen bei Wahl der Verkehrsmittel umdenken
Das Problem: All diese Maßnahmen greifen nur bedingt. Weil sie mit der schnelleren Entwicklung des Verkehrs in unserem Land nicht Schritt halten können. Für Experten wie den Bamberger Verkehrsplaner Bernhard Leiter kann es daher nur eine Lösung geben. "Wir müssen bei der Wahl unserer Verkehrsmittel umdenken." Und im Umweltbundesamt denkt man inzwischen in einem Vorbericht für eine bundesweite Fußverkehrsstrategie sogar darüber nach, zur Stärkung des Fußverkehrs in den Innenstädten zwei Drittel der Parkplätze zu entfernen.
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Entwicklung des Kfz-Bestands in fränkischen Städten
Bamberg: Vor 43 Jahren zählte man in Bamberg noch 21.958 zugelassene Pkw. Die Zahl stieg bis 2018 um nahezu das Doppelte auf 40.111. Ähnlich der Trend bei Lkw. Da fuhren im Jahr 1975 insgesamt 2107 Brummis, heute sind es 3920.
Erlangen: Die Zulassungsstelle verfügte hier nur über Zahlenmaterial, das bis 1995 zurückreicht. Zu diesem Zeitpunkt waren 48.758 Pkw und 1946 Lkw gemeldet. Die Zahl stieg bis heute auf 63.052 Pkw und 2821 Lkw.
Nürnberg: 2018 wurden in der Frankenmetropole doppelt so viele Autos registriert wie im Jahr 1975 — nämlich 287.041 . Etwas schwächer entwickelte sich die Zunahme der Lkw. Da waren es 8485 im Jahr 1975, heute sind es 18.088.
Würzburg: Ein Trend nach oben lässt sich auch für Würzburg erkennen. Da die Zulassungsbehörde ihre Daten alle sieben Jahre löscht, nur die Zahl für 2011: Da gab es 58.011 Pkw und 5302 Lkw. Im Jahr 2018 waren es 63.371 Pkw und 5900 Lkw.
Kommentar: Die Verkehrswende ist nötig
Nein, so wie bisher kann es auf unseren Straßen nicht weitergehen. Seit den 60er Jahren hat sich allein der Bestand an Pkw in unserem Land mehr als verzehnfacht. Unsere Innenstädte kämpfen mit wahren Blechlawinen, auf den Autobahnen ist der Umgang mit kilometerlangen Staus und Vollsperrungen Alltagsroutine geworden. Das ist nicht mehr normal. Und das überfordert zunehmend die Verkehrsteilnehmer, deren mühevolle Versuche der Selbstbehauptung im täglichen Verkehrschaos oft genug in Aggressivität umschlagen. All das ist genauso ungesund wie die Unmengen an Schadstoffen, mit denen sich unsere fahrbaren Untersätze obendrein zu Klimakillern entwickelt haben.
Es braucht die Wende nicht nur beim Klima, es braucht sie auch beim Verkehr. Heißt: Wir müssen unser über Jahrzehnte geschätztes, weil bequemes Verkehrsverhalten ändern. Der Güterfernverkehr gehört verstärkt auf die Schiene, um unsere Autobahnen zu entlasten. Ein Tempolimit wäre hier nicht nur für die Umwelt, sondern auch zur Vermeidung von Staus sinnvoll. Und in unseren Innenstädten braucht es einen komfortablen Mix aus öffentlichem Personennahverkehr, ergänzt um eine attraktive Infrastruktur für Fußgänger und Radfahrer. Ein Verkehrskollaps lässt sich sonst nicht verhindern.