Fränkische Schulen, Kindergärten und Kitas sind aktuell geschlossen. Viele Eltern stecken in einer Zwickmühle. Hilfe aus der Bevölkerung gäbe es, aber kein Interesse.
Seit Montagmorgen (16. März 2020) sind in Bayern alle Schulen, Kindergärten und Kindertagesstätten geschlossen. Für viele Eltern in der Region wird das Coronavirus zur Zerreißprobe: Einerseits wollen Sie ihre Kinder beaufsichtigen, andererseits müssen sie auf der Arbeit erscheinen.
Um den Eltern unter die Arme zu greifen, erklären sich derzeit viele Menschen bereit zu helfen. In sozialen Netzwerken wie Facebook haben sich bereits zahlreiche Gruppen für fränkische Städte, wie in Würzburg, Nürnberg, Fürth oder Bamberg, gebildet. Hilfsbereitschaft und Solidarität sind groß. An vielen Stellen ist zu lesen: "Biete Hilfe an, habe Zeit, gerne melden."
Nach Schulschließungen: Viele Eltern stehen vor einem Problem
Doch werden die zahlreiche Hilfestellungen wahr- und angenommen? Trotz vieler Angebote sind die Rückmeldungen ernüchternd. Eine junge Frau, die anonym bleiben möchte, erzählt inFranken.de, dass sie enttäuscht ist: "Ich habe es selbst von mir aus angeboten. Da ich, wenn ich jetzt in dieser Lage wäre [...], selbst auch froh um jede Hilfe wäre." Statt ernsthafter Anfragen erhielt sie sogar "anzügliche Einladungen" und "besserwisserische Kommentare", sagt sie.
Sie wolle nur helfen, so die junge Frau. "Wenn ich eine Mutter wäre, die arbeiten muss, würde ich [...] erstmal [...] versuchen eine Betreuung für mein Kind zu organisieren", erzählt sie.
Auch eine andere junge Frau aus der Region, die ebenfalls ihren Namen nicht nennen will, bot an, zu helfen. Sie habe selbst eine kleine Tochter und der Kindergarten sei geschlossen - deshalb biete sie die Betreuung von Kindern an. Doch ihr Angebot nahm niemand wahr: "Es hat sich leider niemand gemeldet", sagte sie zu inFranken.de.
Verunsicherung durch Coronavirus: Viele Eltern wohl misstrauisch
Warum die Rückmeldungen teils unverschämt waren oder ausblieben, ist unklar. Ein Grund ist womöglich, dass die Anonymität sozialer Netzwerke abschreckt. Eltern wissen auf diese Weise nicht, wem sie ihr Kind anvertrauen.
Trotz der Schulschließungen hat das Bundesland Bayern für Eltern, die in sogenannten "systemkritischen" Berufsgruppen arbeiten, eine Lösung bezüglich der Kinderbetreuung parat. Das betrifft zum Beispiel Ärzte, Pfleger oder Polizisten.
Die Reaktion der Eltern, ihr Kind nicht von irgendwem, möglichst noch von Unbekannten, die sich in sozialen Netzwerken anbieten, betreuen zu lassen, ist eine sehr vernünftige Entscheidung. Nicht umsonst müssen seit 2011 MitarbeiterInnen von Kitas usw ein polizeiliches Führungszeugnis vorweisen, um mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt treten zu dürfen. Dazu kommt, dass jüngere Kinder auch Eingewöhnungszeiten brauchen. Mich irritiert die Irritation über gesunde Entscheidungen der Eltern.