Zahl der Grippefälle viel höher

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Schüttelfrost und hohes Fieber sind oft die ersten Anzeichen einer Influenza. Foto: Andreas Hofbauer
Schüttelfrost und hohes Fieber sind oft die ersten Anzeichen einer Influenza. Foto: Andreas Hofbauer

Schulen, Kindergärten, Betriebe - alle leiden unter einem erhöhten Krankenstand. Ob das Schlimmste schon überstanden ist, dazu gibt es unterschiedliche Meinungen.

Die Verhandlung vor dem Amtsgericht Forchheim am Dienstag wegen "falscher Versicherung an Eides statt" ist abgesagt. Der Grund: Die Grippewelle hat auch den Verteidiger dieses Verfahrens erfasst.

Landkreisweit wütet die Grippe seit Wochen. Der Krankenstand in den Firmen ist seit Februar sprunghaft angestiegen. Die Patienten klagen über schlagartig auftretenden Schüttelfrost und ein starkes Krankheitsgefühl. Es folgen meist hohes Fieber und heftige Gliederschmerzen.

"Wir haben von Anfang an bei den in Frage kommenden Personen einen Abstrich gemacht, um durch einen Schnelltest feststellen zu können, ob es sich um eine Influenza handelt", erklärt Rüdiger Clemenz, leitender Oberarzt an der Klinik "Fränkische Schweiz".

Rückläufige Zahlen

Es scheint aber, als sei die Grippewelle am Abebben.
Gab es in der zweiten Februarwoche noch 19 Influenza-Fälle an der Klinik Fränkische Schweiz (drei Angestellte, 16 Patienten), so werden zurzeit nur noch zwei Kranke mit dieser Diagnose behandelt. Bei einer weiteren Person, die über Grippe-Symptome klagte, müsse das Testergebnis noch abgewartet werden, so der Hygienebeauftragte der Klinik.

Reinhard Hautmann, Geschäftsführender Direktor des Klinikums Forchheim, sieht die Diskussion um die Grippewelle völlig unaufgeregt. "Jedes Jahr im November und Ende Januar, Anfang Februar gibt es eine erhöhte Anzahl von Grippe-Patienten. Da steigt auch die Anzahl der erkrankten Mitarbeiter. Für mich ist das völlig normal", findet Hautmann. Wichtig: "Wir mussten noch niemanden abweisen." Alle Patienten, die stationärer Pflege bedürften, könnten aufgenommen werden.

Bei Siemens-Healthcare in Forchheim gibt es zum Thema erkrankte Mitarbeiter gar keine Auskunft. Das seien Betriebsinterna, die nicht nach außen gegeben würden, wiegelt ein Mann aus der Telefonzentrale ab.

Mit Leiharbeitern überbrückt

In der Personalabteilung der Firma Hegele wird seit Wochen jongliert. Ein Krankenstand von zehn bis 15 Prozent der Beschäftigten mache es notwendig, dass die Mitarbeiter quer durch alle Abteilungen untereinander aushelfen. Aber auch hier scheint der Höhepunkt der Grippewelle überwunden. "Der Krankenstand war heuer schon höher", erklärt die zuständige Mitarbeiterin.

Die gleiche Einschätzung treffen die Personalabteilungen der Wellpappe Forchheim, die krankheitsbedingte Engpässe mit Leiharbeitern ausgeglichen haben und bei Kennametal in Ebermannstadt, wo die Produktion wieder weitgehend normal läuft. Da war in der zweiten Kalenderwoche ein Krankenstand zu verzeichnen, der erheblich über dem Normalwert von fünf Prozent in der bayerischen Metallbranche gelegen habe. Genaue Zahlen dürften aber nicht veröffentlicht werden, hieß es.

Auch Wolfgang Blos, Leiter des Schulamtes Forchheim hofft darauf, dass die Grippewelle abflaut. Vor den Faschingsferien waren alle mobilen Reserven im Einsatz. Trotzdem gab es elf Klassen im Landkreis, die kurzfristig unterversorgt waren, weil ihr Lehrer krank darniederlag. Aber es war nicht nur die Grippe. Der Noro-Virus, der Anfang dieses Monats grassierte, sorgte dafür, dass von einer Klasse mit 17 Schülern nur fünf am Unterricht teilnehmen konnten.

Die Spitze des Eisbergs

Elke Friedrich, Leiterin des Gesundheitsamtes Forchheim, traut dem Frieden noch nicht so recht. Am Wochenende kamen 20 neue Influenza-Fälle hinzu, so dass es im Landkreis 120 nachgewiesene Grippefälle gibt. "Aber das ist nur die Spitze des Eisberges, denn der überwiegende Teil der Patienten wurde erst gar nicht auf die Grippeviren getestet", weiß Friedrich. Und: Heuer sind deutlich mehr Menschen an Grippe erkrankt als im Vorjahr. "Mit den 1800 Influenza-Fällen, die bis zur zweiten Februar-Woche dem Robert-Koch-Institut gemeldet wurden, liegen wir schon deutlich über den Werten, die bei den großen Grippe-Epidemien 2011/12 und 2012/13 gemeldet wurden", erklärt die Leiterin des Forchheimer Gesundheitsamtes.

"Es sieht so aus, als steckten wir mitten drin in der Grippewelle", meint Elke Friedrich. Eine Aussage, ob das Gröbste bereits überstanden sei, könne derzeit noch nicht getroffen werden. Bisher am längsten dauerte die Grippewelle 2011/12. "Aber die hat auch später angefangen", erinnert Friedrich.