Wozu müssen Schüler eigentlich Mathe büffeln?

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Jutta Wiedmann-Schmidt ist Mathematiklehrerin in Forchheim. Foto: Malbrich
Jutta Wiedmann-Schmidt ist Mathematiklehrerin in Forchheim. Foto: Malbrich
 

klar.text fragt Lehrer, warum sich Schüler mit manchen Fächern oder Lernstoffen beschäftigen müssen. Heute erklärt Lehrerin Jutta Wiedmann-Schmidt, warum Mathe wichtig ist, um die Zusammenhänge in unserem Leben und in der ganzen Welt zu verstehen.

Freilich, kaum jemand rechnet mit dem Satz von Pythagoras aus, ob sein Auto in die Parklücke passt. Meist schaut man in den Spiegel und dreht sich umständlich herum, um den Abstand zu überprüfen. Aber auch dafür braucht man räumliches Vorstellungsvermögen. Und Mathematik.

Freilich, die meisten modernen Autos haben dafür Sensoren. Aber auch die wurden mit Mathematik entwickelt.
Und freilich, nicht jeder möchte Sensoren entwickeln, Techniker und Ingenieur werden oder ähnliche naturwissenschaftliche Berufe ergreifen. Aber jeder geht ins Internet, nutzt Online-Banking, schreibt E-Mails und versendet alle möglichen Schriftsätze quasi durch die ganze Welt.

Damit diese Daten nicht von jedem gelesen werden können, werden sie verschlüsselt. Kryptologie heißt diese Methode und ist ein ganz wichtiger Bereich der Mathematik.

Mathe ist einfach überall

Und dann muss man ja noch einkaufen gehen und egal, ob man der Käufer oder Verkäufer ist, Wechselgeld herausgeben und nachzählen sollte man können. Auch das ist Mathematik.

Ob man es nun möchte oder nicht: Mathematik zieht sich durch sämtliche Lebensbereiche. Ob man eine Preissteigerung errechnet, oder berechnet, welche Verpackungsgröße günstiger ist, ob die Banker mir die Finanzierung für den Hausbau nur schöngerechnet haben oder wie viele Holzlatten ich für das neues Gartenhaus brauche - überall ist Mathematik verborgen. "Mathematik kommt an vielen Stellen zu tragen, ohne dass es mit Mathe zu tun hat", sagt Jutta Wiedmann-Schmidt. Sie ist Fachbetreuerin für Mathematik am Ehrenbürg Gymnasium Forchheim.

Ähnlich wie die Sprache, die man ja ununterbrochen nutzt, ohne groß darüber nachzudenken. "Zu einem gewissen Grad erschließt sich einem die Welt nur, wenn man Dinge quantitativ erfassen kann", sagt Wiedmann-Schmidt.

Beispiele dafür finden sich in fast jeder Zeitung oder Zeitschrift, in der Zahlen genannt oder Diagramme abgebildet sind. Mathematik ist für sie eine Grundfertigkeit wie Deutsch, und Mathe ist insofern wichtig, um in vielen Bereichen mitreden zu können. Für einen mündigen Bürger sollte das eigentlich selbstverständlich sein. Ein gutes Beispiel dafür ist die Politik: Wenn Statistiken vorgelegt werden.

Oder die Zahl 1,3 Billionen, die unsere Verschuldung ausdrückt, interpretiert und in Relation gesetzt werden muss. "Unter dieser Zahl sollte man sich schon etwas vorstellen können", meint Wiedmann- Schmidt. Aber auch sie weiß genau, dass Mathe ein Fach ist, das stark polarisiert. Die einen lieben es, die anderen hassen es. Wiedmann-Schmidt ist allerdings überzeugt davon, dass im Grunde jeder Spaß mit der Mathematik haben kann.

Auch schlechte Noten seien kein Naturgesetz: "Eine Untersuchung zeigte, dass der Erfolg von Mathe von der Bereitschaft, sich regelmäßig damit zu beschäftigen, abhängt." Wiedmann-Schmidt vergleicht Mathematik mit dem Erlernen eines Instruments. Bis zur zehnten Übungsstunde sei es in der Regel noch ganz nett, dann klinge es furchtbar und man verliert die Lust. Doch wer weitermache, finde nach einem Jahr Übung nicht nur Spaß daran, sondern es klinge auch gut und mache Spaß.

Und so können auch Mathe froh und glücklich machen. "Es ist einfach schön, wenn man sich mit einem Problem beschäftigt und es macht klick", beschreibt Wiedmann-Schmidt ihre Faszination für Zahlen und Gleichungen. Wiedmann-Schmidt hat den Eindruck, dass sich viele Schüler selbst die Steine in den Weg legten. Das Versagen und Scheitern werde dann zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung.

Schlicht unverzichtbar

Nicht wer analytisch oder räumlich denken kann, ist gut in Mathe. Sondern wer sich mit Mathe beschäftigt, schult sein räumliches oder analytisches Denken. Das ist ein großer Unterschied, sagt die Forchheimer Lehrerin.
Abgesehen davon führt an der Mathematik einfach kein Weg vorbei. Quasi in jedem Beruf sind zumindest mathematische Grundkenntnisse unverzichtbar. Zu Jutta Wiedmann-Schmidts eigenem Lieblingsbereich in der Mathematik zählt die Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich im Lotto gewinne? So Sachen.
Reizvoll daran findet sie, dass der sogenannte gesunde Menschenverstand bei diesen Fragen oft in die Irre führt. "Man muss oft nachdenken", sagt die Fachbetreuerin. Und das liebe sie einfach.