Wohin entwickelt sich Neunkirchen am Brand in den nächsten 15 Jahren?

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Markierungspunkte für den großen Ortsplan und thematische Wandtafeln für schriftliche Anregungen in der Zehntscheune. Foto: Pauline Lindner
Markierungspunkte für den großen Ortsplan und thematische Wandtafeln für schriftliche Anregungen in der Zehntscheune. Foto: Pauline Lindner
Foto: Pauline Lindner
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In Neunkirchen am Brand wird ein Konzept für die ineinandergreifende Ortsentwicklung entstehen. Rund 100 Bürger machten in der Zehntscheune mit.

Neunkirchen steht nicht schlecht da. Trotz missbehaglichen Grummelns aus den Zuhörerreihen ist das die Grundprämisse, unter der Volker Salm, der Projektleiter des Isek-Prozesses (integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept) , die Marktgemeinde sieht. Denn er kann vergleichen: mit dem Markt Rodach im nordöstlichen Oberfranken oder mit Gemeinden im Münchner Raum.

Ein bis eineinhalb Jahre werden er und Yvonne Slanz und Markus Schäfer vom Planungsbüro Transform den Dialog begleiten, aus dem ein Konzept für die ineinandergreifende Ortsentwicklung erwachsen und Fördermittel aus den Töpfen der Städtebauförderung fließen sollen. "Geld gibt's nur, wenn ihr ein schlüssiges Konzept vorlegt", wandte Salm sich an die gut 100 Bürger in der Zehntscheune.

Marktort und Ermreuth

Im Vordergrund stehen hierbei der Marktort selber und Ermreuth. Problemzonen in den anderen Ortsteilen, so Salm, könnten aber über die Dorferneuerung angegangen werden.

Als Prozessimpuls zählte Bürgermeister Heinz Richter (FW) ein lange Liste von Projekten auf, die in seiner Amtszeit zum Profil Neunkirchens beigetragen hätten, von stark gestiegenen Betreuungsplätzen für Kinder bis zu Tagespflege und Seniorenvertretung, von Schulen bis Freibad.

Prägend für 15 Jahre

Salm gab den Bürgern eine Reihe von harten Fakten dazu, die die nächsten zehn bis 15 Jahre Neunkirchen prägen werden. Die Bevölkerungsentwicklung steht dabei obenan. Aus dem bisherigen Verlauf und den auf den Weg gebrachten Baugebieten erwartet er, dass schon 2020 die Marke 8500 geknackt wird. Drei Jahre später dürften es um die 8700 Einwohner sein. Geschuldet ist dieser Sprung vor allem der geplanten Bebauung des Hemmerlein-Geländes.

Die Zahl der unter 18-Jährigen wird um zehn Prozent ansteigen; der Zuwachs der über 65-Jährigen wird bei fast 30 Prozent liegen. Aus letzterer Zahl schließt Salm auch einen steigenden Bedarf an anderem Wohnraum in der Altersgruppe 60 bis 75. "Neunkirchen muss sein Wohnraumangebot ausdifferenzieren", gerade weil der Siedlungsdruck weiter zunehmen werde, folgerte Salm.

170 spezielle Häuser

Ein spezieller Punkt sind die 170 Häuser - und damit fast sieben Prozent des Bestandes -, die nur von einer Person bewohnt werden, aber acht bis zehn Hektar Bauland beanspruchen.

Slanz und Schäfer näherten sich Neunkirchen bewusst ganz von außen. Ihre Stichworte: Gehört das noch zu Oberfranken? Tor zur Fränkischen Schweiz oder Speckgürtel von Erlangen? Es sind objektiv schöne Eindrücke, die sie bei ihrer städtebaulichen Erkundung sammeln konnten und als Fotos präsentierten.

"Wie leben wir heute, wie möchten wir in 15 Jahren leben?", war dennoch die Frage, die sie an die Bürger weitergaben. Trotz "wunderbarer Busanbindung nach Erlangen" (Slanz) sehen die Planer diverse Handlungsfelder: aus Erwartungen für die Zukunft wie aus Veränderungen seit dem 19. Jahrhundert, als Neunkirchen begann, über die Mauern des Klosterareals hinauszuwachsen.

Verlust von Weihern

Den Verlust von Gewässern insbesondere Weihern setzten sie in Bezug zum Hochwasserschutz; Leerstände im innerörtlichen Bereich zum Ensembleschutz seitens der Denkmalschützer; die Aufenthaltsqualität im Ortskern und Ladengeschäfte weit außen zu Mobilität im Alter und der Parkplatzsituation.

Das Raiba-Gebäude

Als ihre "ersten Ideen" nannten die beiden Stadtplaner die Aufwertung der öffentlichen Räume, eine neue Nutzung für das Raiffeisen-Gebäude zwischen Kirche und Rathaus, die Grünstrukturen und die Revitalisierung der Einfamilienhaus-Gebiete.

Ein Bürger sah die Gefahr, sich in Einzelthemen zu verzetteln. Dem solle, so Salm, durch eine Prioritätenliste am Prozessende vorgebeugt werden. Die Besucher gehörten zum Altersspektrum 45 plus. Deshalb fragte eine Frau, wie man an die Generation 18 bis 35 herankommen wolle.

Danach hatten die Bürger das Wort, vielmehr Markierungspunkte für den riesengroßen Ortsplan und thematische Wandtafeln für schriftliche Anregungen. Ein flüchtiger Blick über die Karte zeigte schon nach wenigen Minuten, dass die kritischen Punkte - vor allem aus dem Bereich des Verkehrs - an den Rändern des Marktes liegen und die wertgeschätzten Orte sowohl ganz im historischen Zentrum als auch in der Natur ringsum gesehen werden.

Im nächsten Gemeindeblatt wird ein Hinweis für alle Bürger veröffentlicht, wo sie im Netz die bisherigen Fakten finden und über welche E-Mail-Adresse sie den ganzen Verlauf des Prozesses über ihre Anregungen und kritischen Anmerkungen abgeben können.