Die Wiesentgruppe nimmt die Kohlsteingruppe als Vollmitglied auf. Die Tüchersfelder haben das durch finanzielle Spielchen nach Meinung des Zweckverbands verzockt. Die Tüchersfelder haben nur die Option, als Wassergast anzuschließen. Sie müssten jedoch ihre Ortswasserleitung aus den 1950er-Jahren selbst sanieren.
Paukenschlag beim Wasserzweckverband der Wiesentgruppe: Nichts wird es mit Tüchersfeld als Vollmitglied des Wasserzweckverbands der Wiesentgruppe. Nach einer zweistündigen hitzigen Debatte bei der Verbandsversammlung brachte es am Schluss Ebermannstadts Bürgermeisterin Christiane Meyer auf den Punkt. "Pottenstein hat zu hoch gepokert", sagte Meyer nach dem einstimmigen Beschluss, die Pottensteiner Ortschaft Tüchersfeld nicht als Vollmitglied aufzunehmen.
Somit ist hinfällig, was der Gemeinderat Gößweinstein und der Stadtrat Pottenstein bei ihrer gemeinsamen Sitzung beschlossen. Grund für die Ablehnung Tüchersfelds als Vollmitglied in der Wiesentgruppe ist das Angebot des Pottensteiner Stadtrats, sich an der Deckungslücke von rund 237 000 Euro nur mit 40 000 Euro zu beteiligen. Diesen Beschluss fasste der Pottensteiner Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung, wie der Verbandsvorsitzende und Gößweinsteins Bürgermeister Hanngörg Zimmermann bekanntgab. "Ich bin maßlos enttäuscht vom Pottensteiner Stadtrat", sagte Josef Neuner, der das Verhalten sogar als "Erpressung" bezeichnete.
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"In der öffentlichen Sitzung sprach sich der Pottensteiner Stadtrat einstimmig noch für eine Vollmitgliedschaft in der Wiesentgruppe bei Übernahme der Deckungslücke aus, und in der nichtöffentlichen Sitzung wird dann was Anderes beschlossen. Ich möchte nicht einmal mehr, dass die Tüchersfelder Wassergast bei uns werden. Es kann uns egal sein, wo die ihr Wasser hernehmen", wetterte Neuner weiter.
Roland Müller bezeichnete den Pottensteiner Stadtrat als "unseriös". In Gößweinstein habe man die Hausaufgaben gemacht, in Pottenstein nicht. "Wir können doch für die Tüchersfelder nicht die Arbeit machen", so Müller. "Es ist ein sehr großer und tragischer Moment, dass Pottenstein an Glaubwürdigkeit verloren hat", meinte auch Gisela Stielper. Sie betonte: "Dieser Verhandlungspartner ist mir zu heiß."
Die Stadt Pottenstein lasse die Tüchersfelder im Regen stehen, so Stielper weiter. "Hier wird versucht, einen Wasserversorger link auszutricksen. Das ist unseriös ohne Ende", sagte auch Dietmar Brandes. Auch Zimmermann war enttäuscht.
"Ich muss eine Lanze für die Pottensteiner Stadträte brechen", betonte der frühere Gößweinsteiner Bürgermeister Georg Lang. Wasserversorgungen seien kostendeckende Einrichtungen. Das müssten die Tüchersfelder selbst bezahlen, so Lang, da man nicht aus einem Stadthaushalt Geld in eine Wasserversorgung buttern könne. Zudem sei es eine grobe Benachteiligung der bisherigen Anschlussteilnehmer der Wiesentgruppe, wenn man den Tüchersfeldern so einen hohen Zuschuss für den Anschluss gewähren würde.
Ohne Pumpwerk
Lang plädierte dafür, die Kohlsteingruppe mit einer Überlandleitung von Rackersberg aus an die Wiesentgruppe anzuschließen und nicht - wie es die günstigere Variante vorsieht - über Behringersmühle. Das sei die technisch bessere Lösung, da man dann in Behringersmühle kein Pumpwerk brauche.
Zimmermann betonte, dass es auch um eine strategische Entscheidung gehe, die langfristig das Überleben der Wiesen tgruppe sichere. Zudem habe ein Wasserversorger auch soziale Verantwortung.
Als Einziger war Manfred Heckel dafür, dass die Wiesen tgruppe Tüchersfeld als Vollmitglied aufnimmt. Das hätte bedeutet, dass die Wiesentgruppe anstatt 219 000 Euro Zuschuss den Tücherfeldern rund 420 000 Zuschuss gewähren müsste.
Christiane Mayer wollte den Pottensteinern noch eine Brücke bauen. Bezahle Pottenstein statt der angebotenen 40 000 Euro für den Löschwasserschutz 236 000 Euro Zuschuss, dann bliebe es bei einer Vollmitgliedschaft von Tüchersfeld. "Dann haben die Pottensteiner wieder den Schwarzen Peter", so Meyer, die sich zwei Wochen Bedenkzeit wünschte.
Doch die Zeit drängt. Bis zum Jahresende muss n der Förderbescheid des Sonderförderprogramms vorliegen.
Kohlsteingruppe als Vollmitglied
Am Ende wurde einstimmig beschlossen, dass die Kohlsteingruppe Vollmitglied der Wiesentgruppe wird, und sie über eine Überlandleitung von Rackersberg durch Tüchersfeld an das Netz der Wiesentgruppe angeschlossen wird.
Die Tüchersfelder haben die Option, als Wassergast an die Wiesentgruppe anzuschließen. Sie müssten jedoch ihre Ortswasserleitung aus den 1950er-Jahren dann selbst sanieren.