Wenig Gift und viele Variationen

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Vier Varianten für die künftige Nutzung des Rathauses liegen vor. Entscheidend wird die Sondersitzung am 24. April sein. Foto: Pauline Lindner
Vier Varianten für die künftige Nutzung des Rathauses liegen vor. Entscheidend wird die Sondersitzung am 24. April sein.  Foto: Pauline Lindner

Erleichtert registrierten die Stadträte die geringe Lindan/PCP Kontaminierung und stürzten sich in die Zukunftsplanung des Rathauses.

Aufatmen im Rathaus: Die Belastung des Dachstuhls durch die Holzschutzmittel PCP und Lindan ist geringer als befürchtet. Wie berichtet, hatte die Stadt den Zutritt in das Gebäude wegen der Kontamination zuletzt untersagt.
Im Planungs- und Umweltausschuss am Dienstag unterhielten sich die Stadträte über den Bericht der Firma GeoCon GmbH. Wie Reinhold Otzelberger (SPD) resümierend sagte, sei das, "was in den Raum und in den Dachboden gestellt wurde", nun entschärft. Die GeoCon-Experten haben durch Raumluftmessung herausgefunden, dass die Balken nicht saniert werden müssten, wenn der Dachboden nicht genutzt werde. Lediglich die "Stäube" sollten entfernt werden.

Für noch erfreulicheren Gesprächsstoff sorgten die Nutzungs-Konzepte des Rathauses. Claudia Stumpf (Projektleiterin der Rathaussanierung) stellte den Räten vier Varianten vor: Eine reine Verwaltungsnutzung; eine "Mischnutzung", die neben Verwaltungsräumen beispielsweise auch ein Biererlebnismuseum vorsieht; eine Nutzung, die die Musikschule und die Vereine favorisiert. Und eine Nutzung, die das Rathaus zu einem Kulturzentrum und Haus für die Bürger (samt "integratives Café) machen würde.

Claudia Stumpfs Präsentation inspirierte die Räte. Zwar wollte sich niemand auf eine der vier Varianten festlegen. Aber es zeigte sich ein Trend, den Holger Lehnard (CSU) mit der "Lust am Rosinenpicken" umschrieb. "Keine Variante gefällt mir ganz, aber aus jeder Variante gefällt mir etwas", sagte Lehnard . So könne er sich vorstellen, das Museum und städtische Einrichtungen wie die Touristinformation zu kombinieren.

Uwe Kirschstein (SPD) freute sich über die fruchtbare Auseinandersetzung über das Nutzungskonzept und über die Bereitschaft zum "Clustering".

Man werde der Regierung die verschiedenen Kombinationswünsche vorlegen, sagten Kirschstein und Stumpf; um sie auf ihre Förderfähigkeit hin abklopfen zu lassen.

Wobei Sebastian Körber (FDP) davor warnte, zu sehr auf die Förderung zu schielen; stattdessen müsse erst "nach dem Bedarf gefragt" werden. Udo Schönfelder (CSU) dagegen hätte gern eine genau "Förder-Matrix" der unterschiedlichen Varianten gehabt. Aber: "Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung für alle Varianten wird es nicht geben" , sagte der Oberbürgermeister. "Wir müssen uns auf einige Varianten fokussieren, trichterförmig konkretisieren und aussortieren." Diesem Prozess soll auch die Sondersitzung zum Thema Rathaus am 24. April dienen.


Unangenehme Erinnerung

Albert Dorn (SPD) erinnerte an die Haushaltssitzung vor wenigen Tagen. Im Hinblick auf die Sparzwänge sei es sehr wohl ratsam "zuschussorientiert zu denken". Auch Reinhold Otezelberger (SPD) gab zu bedenken: Sollte die Rathaus-Sanierung etwa 15 Millionen Euro kosten, könne es sich die Stadt schlicht nicht leisten, sechs Millionen Euro selbst zu finanzieren.

Außerdem waren sich Dorn und Otzelberger einig: Viele Nutzungsmöglichkeiten seien denkbar - aber bitte keine Jugend-Disco. Und, sagte Otzelberger: "Die Politik muss ihren Platz im Rathaus finden."

Zwar betonte Uwe Kirschstein erneut, wie wichtig es sei, sich bei der Nutzungsfindung "keine Denkverbote" aufzuerlegen. Aber auch Manfred Hümmer (FW) meinte: " Die besondere Historie des Hauses fordert eine besondere Würde." Den Disco-Gedanken verwarf daher auch er. Stattdessen brachte Hümmer (wie Udo Schönfelder, CSU) das Kolpingshaus ins Gespräch: Es sei ein Widerspruch, dort die Musikschule einrichten zu wollen und zugleich eine Rathaus-Variante vorzuschlagen, die ebenfalls auf die Musikschule setze.

OB Kirschstein beharrte darauf, ohne Einschränkungen über die Nutzung des Rathauses nachzudenken. Er betonte, dass es an kulturellen Räumen fehle. Was die Stadtverwaltung und die Politik betreffe, sei die Not weniger groß: "Die einzige drängende Frage ist, wo wir künftig unsere Sitzungen abhalten. "

Josua Flierl (CSU) drängte (wie Otzelberger) darauf, dass im Rathaus auch künftig Platz für den Oberbürgermeister und für das politische Geschehen sein müsse. Gerhard Meixner (FGL) erinnerte daran, dass das Gebäude in der Vergangenheit durch kulturelle und politische Veranstaltungen "gut genutzt war". Genau in diesem Sinne sollte das Haus "wieder aktiviert werden".

Mathilde Hartmann (CSU) wünscht sich für die Zukunft aber nicht nur Kultur im Rathaus. Sondern in den ehemaligen Rathaushallen auch eine "Markhalle", in der ganzjährig Lebensmittel verkauft werden sollten.

Udo Schönfelder und Markus Schmidt (beide CSU) wollten die Rathaus-Nutzung nicht von der Kolpingshaus-Nutzung getrennt betrachten. Variante 3 und 4 der Rathaus-Nutzung würde wegen der Fördermittel auch für das Kolpingshaus passen, meinte Markus Schmidt: "Wie die Faust aufs Auge."