Evangelische Musikanten aus Wannbach geben im katholischen Wichsenstein den Ton an. Sie begleiten die Fronleichnamsprozession, umrahmen Feste und gehen mit den Nachbarn auf Pilgerreisen.
Eine Distanz von 4,5 Kilometern und eine Differenz von gut 200 Höhenmetern trennen das evangelisch geprägte Wannbach und das katholische Wichsenstein, das höchst gelegene Bergdorf der Fränkischen Schweiz. Verbindend zwischen den beiden Ortschaften wirken hier die Wannbacher Dorfmusikanten. Das Repertoire der Musiker reicht von Chorälen bis zu den Kerwasliedern. Neuerdings begleiten sie sogar die Wallfahrten der Wichsensteiner. "Gelebte Ökumene" nennt das Jürgen Dietsch, Hornist bei den Wannbachern.
"Früher hat sich Baptist Bauernschmidt, der Vorsitzende unseres Männergesangvereins, um die musikalische Begleitung bei Prozessionen, Bittgängen und Wallfahrten gekümmert. Diese Aufgabe hat dann Georg Pöhlein aus Gößweinstein übernommen. Aber der ist jetzt 80 und hat uns ans Herz gelegt, Ersatz für ihn zu suchen", erinnert sich Achim Roppelt.
Er hat daraufhin den Leiter des Gesangvereins Wannbach angesprochen, ob nicht die Dorfmusikanten aus dem Nachbarort für eine musikalische Umrahmung der Kirchenfeste sorgen könnten.
Musik mit Zwischenrufen Einfach war es nicht, denn die Wannbacher kannten weder Marien- noch Sakramentslieder. Die mussten komplett neu einstudiert werden. "Zwar haben wir die Noten von Georg Pöhlein bekommen, aber wir kannten weder das Tempo, noch die Lautstärke", berichtet Jürgen Dietsch. Deshalb ist Georg Pöhlein mit ins Gemeindehaus nach Wannbach gekommen und hat den Dorfmusikanten Tipps gegeben.
Ungewohnt waren vor allem die Zwischenverse, betont Achim Roppelt. Während ein Choral von Anfang bis zum Ende gespielt wird, müssen die Bläser für die Gebetsverse bei Prozessionen oder Wallfahrten immer wieder Pausen machen, beschreibt Jürgen Dietsch den Unterschied.
"Wir nennen das Hin einschreien", erklärt Achim Roppelt.
"Ein paar Proben hat's schon gebraucht, bis wir das hinbekommen haben", räumt Jürgen Dietsch ein. Bei der Fronleichnamsprozession im Mai hatten die Wannbacher Dorfmusikanten dann ihre Premiere als Liturgische Begleitband in Wichsenstein.
"Zum Glück hatten wir das gleichzeitige Musik spielen und Marschieren bereits ganz zu Anfang unserer 'Karriere' gelernt", blickt Dietsch zurück.
Damals, vor 20 Jahren, fanden sich Mitglieder des Posaunenchores und Musiker, die bei den Weilersbacher Musikanten oder der Zeckerner Blasmusik aktiv waren, zusammen, um eine eigene Wannbacher Kirchweihmusik auf die Beine zu stellen. Dietsch: "Wir wollten unabhängig sein bei unserem Wasserfest."
Akkordeonkoffer als Trommel "Deshalb haben wir eifrig geprobt.
Vor allem das gleichzeitige Gehen und Blasen im damaligen Übungsraum der alten Schule. Runde für Runde liefen wir im Kreis, und als Trommel wurde der Akkordeonkoffer oder der große Schrank im Übungsraum missbraucht", blickt Jürgen Dietsch amüsiert zurück.
Mittlerweile gehören die Wannbacher Dorfmusikanten fest zum Dörflichen Leben in Wichsenstein. Ob Volkstrauer tag oder Fronleichnam, ob Ewige Anbetung oder Weihnachtsmarkt - wenn eine Blasmusik gebraucht wird, sind die Wannbacher Dorfmusikanten da. Sie haben heuer sogar die Bus-Wallfahrt nach "Maria Hilf" in Amberg und die Fußwallfahrt nach Gößweinstein mit ihren Instrumenten begleitet.
Und wenn am Freitag der FT in Wichsenstein zu Gast ist, spielen selbstverständlich wieder die Wannbacher Dorfmusikanten. Die Währung ist die Gleiche wie bei den kirchlichen Einsätzen. Ein paar Bier und eine zünftige Brotzeit.