"Geheimnisvolle Geräusche" in einer Forchheimer Wohnung retteten einem Greifvogel das Leben. Doch viele Vögel, die in Kaminen ausruhen, überleben das nicht.
Ein Kamin kann ein sehr gemütlicher Ruheplatz sein für einen Kauz. Vorausgesetzt, es ist ein gemauerter Kamin: "Auf der rauen Fläche kann der Vogel wieder nach oben klettern", erklärt Gunter Brokt. Er ist beim Landesbund für Vogelschutz und als BN-Naturschutzwächter aktiv.
Vor einigen Tagen wurde der Vogel-Experte in die Sattlertorstraße gerufen. Zuerst hatten sich die Bewohner an die Polizei gewandt, weil ihnen die "geisterhaften Geräusche" im Haus keine Ruhe ließen.
Die verdächtigen Laute kamen aus der Nähe des Kamins. Ein Blick hinter die Ofentür - ein Waldkauz glotzte die Hausbewohner an.
Die Vögel kommen nicht mehr raus
"Ein wunderschöner Kerl", schwärmt Gunter Brokt. Er zog seinen Rindsleder-Handschuh an und befreite den Greif-Vogel aus seinem Gefängnis. "Käuze und Dohlen schätzen Kamine, um zu brüten oder zu ruhen", erklärt Brokt. "Aber die modernen Edelstahl-Kamine sind zu glatt, die Vögel kommen nicht mehr raus." Richard Herbst, Obermeister der Kaminkehrer, weiß ein Lied davon zu singen. "Das ist ein Riesenproblem mit den Kaminen. Wir dürfen den Querschnitt aus Sicherheitsgründen nicht verengen." Daher holt Richard Herbst immer wieder Vögel aus den Kaminen des Landkreises. "Tauben haben wir auch dabei, aber meistens sind es Kleinvögel wie Spatzen, Meisen und Rotkehlchen."
Manchmal kann der Obermeister aus Ebermannstadt einen flatternden Vogel befreien. "Aber meist liegen sie tot unten im Kamin." Glücklicherweise gebe es in der Region nicht so viele Dohlen. In Norddeutschland seien die brütenden Dohlen "ein gigantisches Problem": Sie werfen Nistmaterial in die Kamine und verstopfen sie damit. Es komme vor, dass Abgase in den Raum treten: "Dann sterben nicht die Dohlen, sondern die Leute, die ihren Ofen anschüren."
Problem mit Dohlen
Gegen nistende Dohlen müsse man dringend etwas unternehmen, mahnt Richard Herbst. "Doch wir können nicht verhindern, dass sie Baumaterialien reinschmeißen. Das Risiko, am Kamin was zu verändern, ist zu groß." Auch Abdeckungen seien keine Lösung, weil sie zum Nisten einladen.
Einen Kauz im Ofen, so was kennt Richard Herbst nur von Bil
dern in Fachzeitschriften. Der Greifvogel aus der Sattlertorstraße hatte Glück, dass er rechtzeitig einen fachkundigen Retter fand. Gunter Brokt untersuchte den Vogel. "Er hatte keinen Bruch." Der engagierte Naturschutzwächter brachte den Waldkauz dann in den Forchheimer Stadtpark. "Er flog gleich davon", sagt Brokt und freut sich drüber.