Das Verfahren am Amtsgericht Forchheim anlässlich einer Auseinandersetzung auf dem Annafest 2016 wurde eingestellt
"Schlägerei unter Schaustellern" lautet der Telefonanruf bei der Polizei am Freitag vor dem Annafest 2016. Nun hatte Amtsrichterin Silke Schneider über das Geschehen zu urteilen. Für sie war es sehr schwierig, aus dem Aussagen der vielen Anwesenden und den konträren Angaben von Opfer und Angeklagten ein klares Bild zu gewinnen.
Völlig unbeteiligt war nur ein Zeuge: ein gebürtiger Hamburger, der heute in Passau lebt und zum Annafest Bekannte in Forchheim besuchte. Er spazierte an diesem Freitagmittag über das Festgelände auf den Kellern und hörte einen Tumult. Ein starker Mann, der jetzt Angeklagte, und eine zierliche Frau, das Opfer, waren aus ihm unbekannten Gründen in Streit geraten.
Der Mann, so sah es der Zeuge von seinem etwas höher gelegenen Standpunkt aus, wollte die Frau abweisen, doch sie ging, die Hände erhoben, immer näher an ihn ran. Das fand der Zeuge sehr mutig von ihr - angesichts der recht einseitigen Kräfteverhältnisse.
Üble Schimpfworte
Dass dabei die Frau zu Boden gegangen wäre, wie sie als Zeugin ausgesagt hatte, hat er nicht wahrgenommen, dafür aber, dass sich die beiden mit üblen Schimpfworten bedachten. Dann versperrte ihm ein dunkler Transporter die Sicht. Der Angeklagte wollte offenbar dort einsteigen. "Die Frau stand an der Ecke vom Auto und hat weiterpalavert", beschrieb er den nächsten Moment des Geschehens. Da sieht er schon eine weitere Frau, eine recht korpulente, die jetzt ebenfalls angeklagt ist, hinzukommen. "Die kleine packt sie an den Haaren und auch die andere", mit Füßen hätten die beiden aufeinander eingeschlagen und seien umgefallen. Mal war "die Dicke" oben, da war der Zeuge sich sicher, dass "die Kleine" wenig Luft bekommen hat. Die umstehenden Männer griffen dann ein und trennten die Frauen.
Krankenwagen schnell vor Ort
"Dann ist etwas Komisches passiert", sagte der Zeuge weiter aus. "Plötzlich waren Polizei und Krankenwagen da und alle sind zu der Kleinen hin, die Dicke stand allein da und klagte über Schmerzen, wollte aber nicht zum Arzt, weil das Fest gleich losging." Das irritierte den Zeugen und er gab der jetzt Angeklagten seine Visitenkarte.
Dass die Polizei so schnell kam, lag an einem anderen Zeugen, der etwas weiter weg sein Fahrgeschäft aufbaute. Als er den heftigen Streit mitbekam, fürchtete er eine Schlägerei und wollte vorbeugen. Dass man sich nur um die eine Frau kümmerte, mag in ihrem Temperament begründet sein - vor Gericht trat sie jedenfalls sehr emotional und ausschweifend auf. Da erzählte sie weinend, dass niemand ihr geholfen hätte, sondern alle nur zugeguckt hätten.
Ihre Version, der kräftige Angeklagte habe sie mit der Faust zweimal ins Gesicht geschlagen und sie gewürgt, bestätigte nur - und zwar sehr detailliert - ihr eigener Mitarbeiter, mit dem sie geschäftlich bei den Schaustellern unterwegs war. Doch: Er hatte, während die Zeugen vor dem Gerichtssaal warteten, von der Anwältin des Opfers die Akte zu lesen bekommen. Wegen des Gleichlauts seiner Schilderung - fast ein Jahr nach seiner polizeilichen Vernehmung - mit den Angaben des Opfers wurde die Richterin misstrauisch; mehrere der anderen Wartenden bestätigten das mit ihrer Beobachtung.
Für gemeinnützige Einrichtung
Vielleicht also hat der eine Zeuge richtig gelegen mit seiner Beschreibung: "Eigentlich war's nur eine Kinderei", umschrieb er das Gerangel der zwei Frauen. Amtsrichterin Silke Schneider regte denn auch, als sie den Passauer gehört hatte, eine Einstellung des Verfahrens an. Die beiden Angeklagten stimmten zu - allerdings unter der Bedingung, dass sie eine Geldauflage an eine gemeinnützige Einrichtung und nicht an das Opfer zahlen müssten.
Auch das war der Richterin Recht; sie erinnerte nur daran, dass so noch ein Schmerzensgeldverfahren seitens des Opfers eingeleitet werden könnte.