Ebermannstadt muss wohl auf Jahrzehnte hinaus mit der Verkehrsbelastung auf der B470 leben. Das Entlastungspotenzial durch eine Umgehung stuft der Verkehrsexperte Ulrich Glöckl als deutlich zu gering ein.
"Gemeinsam am Problem Verkehr schrauben": Das wünschte sich Bürgermeisterin Christiane Meyer (NLE) nach der "Analysewerkstatt Verkehr", zu der mehr als 200 Gäste in die Aula der Grund- und Mittelschule Ebermannstadt gekommen waren. Dabei schlug die Aussage von Verkehrsplaner Ulrich Glöckl ein wie eine Bombe: Eine Umgehung von Ebermannstadt werde nicht einmal in den erweiterten Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes aufgenommen. Die Entlastung durch einen Tunnel sei zu gering.
Hatte Baudirektor Uwe Zeuschel vom Straßenbauamt Bamberg eine Entlastung von 60 Prozent prognostiziert, rechnet Glöckl allenfalls mit 30 Prozent der Fahrzeuge, die aus dem Stadtgebiet ferngehalten werden könnten. Nach den Verkehrszählungen stuft der Verkehrsplaner aus München die Schätzung des Straßenbauamtes als zu optimistisch ein. "Da war wohl der Wunsch der Vater des Gedanken", sagt Glöckl.
Maximal 15.000 Autos
Die Verkehrszählungen, zweimal vier Stunden von 6 bis 10 Uhr und von 15 bis 19 Uhr hätten eine maximale Belastung auf der B470 von rund 15.000 Fahrzeugen ergeben. Aufgefallen sind ferner starke Abbiegeströme in Richtung Ramstertal-Straße, Eschlipp und Pretzfeld.
Die Zahlen seien hochgerechnet worden auf das Jahr 2030. Denn bei der Realisierung einer Ortsumgehung sei mit Wartezeiten von 15 bis 20 Jahren und länger zu rechnen. Obwohl ein Bevölkerungszuwachs bis zu diesem Zeitpunkt nicht zu erwarten sei, hätten die Verkehrsplaner eine Steigerung des Individualverkehrs um fünf Prozent berücksichtigt. "So sind wir auf der sicheren Seite", meint Verkehrsplaner Glöckl.
Das Berechnungsmodell lasse eine maximale Abweichung von zehn Prozent zu, versichert der Experte, der die Ursache für die geringe Entlastung durch eine Umgehung in der Struktur der Stadt sieht: Der Ziel- und Quellverkehr sei in Ebermannstadt überproportional hoch, weil die Stadt durch die Bundesstraße geteilt werde und Einzelhandel, Gewerbe, Schulen und soziale Einrichtungen über die Stadt verteilt seien.
Die hohe Nutzungsdichte sowie die Funktion als Tor zur Fränkischen Schweiz und die Nähe zum Großraum Nürnberg-Fürth-Erlangen bedingten ein erhöhtes Verkehrsaufkommen. Das würde aber auch bei einer Umgehung kaum weniger. Denn erst bei einer Verringerung des Verkehrs um die Hälfte sei ein Rückgang der Lärmbelastung um drei Dezibel feststellbar.
Heruntergerechnet?
"Eine Ohrfeige für alle Anwohner der B470", nennt ein Zuhörer diese Einschätzung. Ex-Stadtrat Hubert Herbst poltert: "Sie machen den Vorschlag des Straßenbauamtes madig, rechnen die Verkehrsbelastung herunter. Das werden sich die Anwohner nicht gefallen lassen." Hubert ermahnt den Verkehrplaner, dass er angetreten sei, die Lebensqualität der Ebermannstadter zu verbessern. "Und jetzt soll alles bleiben wie es ist?", fragt Herbst. "Hier wird gezählt und auf sachlicher Basis ausgewertet", verwahrt sich Moderator Reinhard Hutzelmann gegen die Unterstellung, Zahlen würden heruntergerechnet, "wir biegen keine Zahlen und lassen sie nicht biegen."
Ebermannstadt müsse sich darauf einstellen, dass eine Ortsumgehung in den nächsten Jahrzehnten nicht realisiert wird, ergänzt Ulrich Glöckl. Er rät, die B470 in das Stadtbild zu integrieren und an die verkehrliche Situation anzupassen. Unter anderem regt er den Bau von Kreiseln an den Ortseingängen und eine veränderte Ampelschaltung an.
In Arbeitsgruppen suchten die Ebermannstadter nach Möglichkeiten, wie der Individualverkehr besser gesteuert werden könnte, welcher Verbesserungsmöglichkeiten es für Fußgänger und Radfahrer gibt, und wie der Öffentliche Personennahverkehr optimiert werden könnte.
Nicht aus den Augen verlieren
Stadtrat Rainer Schmeußer (CSU) appelliert, die Umgehung nicht ganz aus den Augen zu verlieren. Denn es sei ein Unterschied, ob 10.000 oder 15.000 Autos durch die Stadt fahren.
Die Ergebnisse der "Analysewerkstatt" sollen nun in eine systemische Betrachtung einfließen, verspricht Reinhard Hutzelmann, der die Ergebnisse dem Stadtrat in der Sitzung vom 18 Februar präsentieren will. Die für dieses Datum vorgesehene Projektwerkstatt wird verschoben auf den 12. Mai.